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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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mehr, sich zu tarnen. Nur sein Haar hatte Jacop nicht freilegen wollen, weshalb er nach wie vor Jaspars abgelegte Kutte trug. Die Hände hatte er in die Ärmel gesteckt und wirkte auf diese Weise, von dem unchristlich schnellen Gang abgesehen, sehr fromm und in sich gekehrt. Jaspar hingegen stapfte ihm mit geballten Fäusten voraus wie ein Bauer. Die Kapuze war nach hinten geflogen, es prasselte heftig auf seinen kahlen Schädel, und mit jedem Schritt schien er einen Durchgang zur Hölle in den aufgeweichten Lehm stampfen zu wollen.
    Niemand begegnete ihnen. Es war weiß Gott kein Vergnügen, bei Sturm durch Köln zu laufen.
    Zuvor hatten sie dem Haus auf der Bach einen kurzen und ergebnislosen Besuch abgestattet. Goddert war nicht da, was sie zuerst mit Schrecken erfüllte. Aber es gab keinerlei Hinweis darauf, daß ihm etwas zugestoßen war, und wozu sollte der Mörder Goddert mitnehmen, wenn er schon Richmodis hatte.
    Dann waren sie weitergezogen in Richtung Walengasse, und der Physikus hatte Jacop erläutert, was er in St. Pantaleon herauszufinden gedachte:
    »Ihr erinnert Euch, daß ich einen Krüppel erwähnte, der mir von den kleinen Armbrüsten erzählt hat? Der Mann ohne Beine. St. Pantaleon verfügt über ein großes Hospital. Seit einigen Jahren ist er dort untergebracht. Ich habe ihn zwei-, dreimal in der Zeit gesehen, ohne mit ihm zu sprechen. Keine Ahnung, ob er noch auf Menschen reagiert, er war damals schon ein bißchen durchgedreht. Jedenfalls, wenn meine kleine Theorie stimmt und unser Mörder wirklich ein Kreuzritter ist, müssen er und der arme Teufel in den gleichen Schlachten gekämpft haben. Unter all dem menschlichen Auswurf, der da zusammenkam, wird so ein gebildeter Kerl mit gürtellangen Haaren aufgefallen sein.«
    »Was? Unter tausenden von Menschen?«
    »Befehligt wurden die Heere immer nur von einer Handvoll Könige, Grafen und Bischöfe, und unter denen vermute ich ihn.«
    »Eine kühne Vermutung.«
    »Ich weiß, es klingt aberwitzig. Den Versuch ist es trotz allem wert.«
    »Jeder Versuch ist besser als das verfluchte Nichtstun«, stimmte Jacop
    zu. Inzwischen trennten sie nur noch wenige Meter von der Klosteranlage, die neben einer weithin berühmten Bronzewerkstatt auch das Hospital einschloß. Über dem verschlossenen Tor in der massiven Mauer schwang eine Öllampe hin und her und schlug in unregelmäßigen Abständen gegen den Stein.
    Mit hochgezogenen Schultern drückten sie sich unter das schmale Vordach und klopften. Es dauerte nicht lange und in der Tür wurde ein kleines Fensterchen aufgeschoben. Wässrige Augen unter zottigen, weißen Brauen zuckten unruhig hin und her.
    »Es ist nach Vesper«, knarrte eine Greisenstimme.
    »Gewiß, ehrwürdiger Bruder«, sagte Jaspar. »Ich hätte auch nicht die
    Stirn, Euch um diese Zeit um Einlaß zu bitten, wenn nicht ein Werk höchster christlicher Nächstenliebe, nämlich die Vereitelung teuflischer Einflußnahme auf Leib und Seele unschuldiger Menschen, mich geleitet hätte und meinen Mitbruder Jacop dort.«
    »Und wer beliebt Ihr zu sein?«
    »Der Dechant zu St. Maria Magdalena, Jaspar Rodenkirchen, Physikus und Magister artium.« Die Pupillen wanderten noch hektischer hin und her. »Ich muß den Abt fragen.«
    »Dafür haben wir vollstes Verständnis«, beeilte sich Jaspar zu versichern, »und ehren die fromme Weitsicht Eures Alters. Einzig bitten wir Euch, Eure Schritte möglichst rasch zu ihm zu lenken, da es dem Herrn gefällt, den Himmel über die Sünden der Gottlosen weinen zu lassen.«
    »Wartet hier.«
    Die Klappe flog wieder zu.
    »Verdammter alter Sack«, knurrte Jaspar. »Der heilige Benedikt hat gesagt, werde ein Tor um Christi willen, als er den Mönch meinte, nicht aber, er solle die Gabe des Verstandes leugnen.« Wütend lief er vor der Mauer auf und ab. »Ich muß den Abt fragen, ich muß den Abt fragen! Und wen soll der Abt fragen? Soll Gott über jede Tür entscheiden, ob sie geöffnet oder verschlossen wird? Können diese Mönche niemals denken?«
    Es verging reichlich Zeit, dann endlich schwangen die Türflügel quietschend auf, und sie eilten hastig ins Innere.
    Ein tatsächlich sehr alter und gebeugter Bruder deutete auf den hochgewachsenen Mann an seiner Seite, der sie mit mildem Blick betrachtete. Er und Jaspar faßten einander bei den Schultern und tauschten einen flüchtigen Kuß.
    »Was kann ich für Euch tun um diese späte Stunde, Bruder Jaspar?« fragte der Abt.
    »Eine Kleinigkeit. Mir ist daran

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