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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Zunge klebte fest an seinem Gaumen, als er sich neben Jaspar niederließ, ihm den Krug in die Hand drückte und einige Worte ins Ohr flüsterte. Dann bückte er sich nach einem Scheit, trat neben den Kamin und hielt es ins Feuer.
    Richmodis und Goddert sahen ihm ratlos zu. Jacop zeigte stumm zur Luke und versuchte, im Geiste abzuschätzen, ob sein Plan funktionieren würde. Es kam einzig auf Jaspars und seine Schnelligkeit an. Richmodis und Goddert saßen zur Straße hin, sie waren nicht im Weg. Ihm gegenüber hatte sich der Physikus erhoben, den Krug fest gepackt und unablässig belangloses Zeug erzählend. Kuno lag seitlich vom Durchgang zur hinteren Stube auf der Kaminbank und damit der Luke am nächsten, aber er schlief.
    Es konnte gelingen.
    Komm endlich, dachte Jacop. Wo bleibst du, laß uns nicht warten.
    Zeig dich.
    »Und wenn er gar nicht durch das Dach –« begann Goddert zaghaft. Seine Hand lag auf dem Schwertgriff, aber seine Finger zitterten jetzt so sehr, daß er die Waffe keinen Augenblick würde halten können.
    »Halt's Maul«, zischte Jaspar.
    Jacop runzelte die Stirn.
    Plötzlich spürte er Unsicherheit in sich aufsteigen. Und wenn Goddert recht hatte? Standen sie hier am Ende wie die Narren, während es überhaupt keinen Anlaß dazu gab? Urquhart konnte es drauf angelegt haben, sie solange im eigenen Saft schmoren zu lassen, bis er seine eigentlichen Pläne in die Tat umgesetzt hatte. Er wußte, daß sie das Haus vor Tagesanbruch nicht verlassen würden – wußte er es wirklich? Wer sagte denn, daß er ihr Versteck überhaupt kannte? Selbst das war nicht sicher. Richmodis hatte etwas an der Hintertür gehört, aber es konnte auch der Wind gewesen sein. Und die Schritte vor dem Haus – was hatte ihn so sicher gemacht, es sei Urquhart? Vielleicht war es einer der Nachtwächter gewesen. Oder einfach ein Hund.
    Die Zeit quälte sich dahin.
    Kuno murmelte etwas und öffnete die Augen. Es lag ein unnatürliches Leuchten darin. Das Fieber war offenbar stark angestiegen. Er stützte sich auf die Ellbogen.
    Jacop bedeutete ihm per Handzeichen, sich nicht zu bewegen, aber Kuno schien ihn nicht zu sehen. Er richtete sich langsam auf und streckte die Hand aus, als wolle er nach etwas greifen. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß.
    »Gerhard?« fragte er.
    »Runter!« flüsterte Jacop.
    »Gerhard!«
    Mit unerwarteter Behendigkeit sprang Kuno von der Bank und taumelte hoch. Er stand genau im Durchgang. Sein Blick war ins Nichts gerichtet. »Gerhard!!!« heulte er. »Weg von der Luke!« schrie Jacop. Er sprang auf den Verletzten zu und
    packte seinen Arm, um ihn fortzuziehen. Kunos Kopf fuhr zu ihm herum, Augen und Mund weit aufgerissen. Seine Hände schossen vor und umklammerten Jacops Schultern wie zwei Schraubstöcke. Jacop machte verzweifelte Anstrengungen, um sich loszureißen, aber Kuno schien ihn nicht zu erkennen. Er hielt ihn in eisernem Griff, entwickelte die Kräfte eines Wahnsinnigen, während er mit überschlagender Stimme Gerhards Namen brüllte.
    Dann ging alles sehr schnell.
    Jacop sah hinter Kuno etwas Großes, Schwarzes aus der Luke kommen und hörte ein schnappendes Geräusch. Ein Ausdruck unsäglicher Verwunderung trat in Kunos Augen. Jacop brauchte einen Moment, um zu begreifen, woher die Pfeilspitze kam, die plötzlich aus dem weitgeöffneten Mund des Patriziers ragte. Dann erschlaffte Kunos Körper, sackte gegen ihn und riß ihn mit sich zu Boden.
    Das Scheit entglitt Jacops Hand und schlitterte über den Holzboden fort.
    »Jaspar!« schrie er.
    Urquharts Gestalt kam in sein Blickfeld. Kurz erhaschte Jacop einen Blick auf das Gesicht des Mörders. Es war vollkommen ausdruckslos. Mit einem Aufschrei schwang Jaspar den Krug. Das Öl ergoß sich gegen
    Urquhart. Der Mörder wirbelte herum und holte aus. Jaspar flog wie ein Spielzeug durch die Stube und prallte gegen Richmodis. Mit aller Kraft stieß Jacop Kunos Leiche zur Seite und gewahrte Goddert im wohl tapfersten Moment seines Lebens auf Urquhart zurennen, das Schwert mit der Rechten über dem Kopf schwingend. Seine verkrümmten Finger hielten den Griff, als könne keine Macht der Welt sie je wieder davon lösen.
    Urquhart packte sein Handgelenk.
    Goddert keuchte. Sie standen einander gegenüber wie Statuen, zur Regungslosigkeit verschmolzen, während Richmodis vergeblich Jaspars Körper wegzustemmen versuchte und Jacop fieberhaft nach der Fackel suchte.
    In Godderts Augen trat ein merkwürdiger Ausdruck, eine Mischung aus Wut,

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