Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
»Gehen wir ein Stück beiseite, schnell.«
Sie entfernten sich einige Meter, wo niemand sie hören konnte. Der Sturm hatte sich inzwischen gelegt, so daß nur noch der Regen herniederfiel und sie noch mehr aufweichte. Jacop spürte es nicht mehr.
»Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll!« herrschte Bodo den Physikus an. »Ich weiß es wirklich nicht. Das kann alles nicht wahr sein.« »Bodo, keiner von uns kannte diesen Unhold. Er kam übers Dach, ich weiß nicht, was er wollte, er –«
»Darum geht's doch gar nicht. Verdammt, Jaspar, ich bin gerannt, so schnell ich konnte. Sie kommen dich verhaften, versteht du ? Sie wollen dich in den Turm werfen.«
»Wer?« fragte Jaspar verblüfft.
»Theoderich Overstolz.«
Für einen Moment war Jaspar tatsächlich sprachlos.
»Woher weißt du das«, stieß er hervor.
»Woher weißt du das, woher weißt du das! Hast du keine anderen Sorgen? Kurz bevor Godderts Nachbarn bei mir klopfen kamen, haben mich die Gewaltrichter aus dem Bett geholt. Ursprünglich sollte ich nämlich Theoderich Overstolz in die Severinstraße folgen, es hieß, man habe einem Verdacht folgend dein Haus durchsucht und einen Toten gefunden, und sie sagten weiter, du hättest das arme Schwein auf dem Gewissen, den Bauch hättest du ihm aufgeschlitzt, du lieber Gott! Aber dann kamen die da«, Bodo machte eine weitausholende Armbewegung über die Bach, »und berichteten von dem Desaster hier, und wieder wurde dein Name erwähnt – um Himmels willen, Jaspar, Theoderich wird nicht lange brauchen, um herauszufinden, wo du bist! Kannst du mir erklären, was hier eigentlich vor sich geht?«
»Bodo, paß mal auf«, sagte Jaspar so ruhig wie möglich. »Du kennst mich nicht erst seit gestern. Bin ich einer, der anderen Leuten die Bäuche aufschlitzt?«
»Nein, natürlich nicht. Sonst wäre ich nicht hier.«
»Erinnerst du dich, daß ich gestern morgen erwähnte, der Tod Gerhard Morarts könne möglicherweise etwas anderes gewesen sein als ein Unfall?«
»Was hat das jetzt damit zu tun?«
»Bis ich dir das erklärt habe, sitze ich im Turm, da kann ich gleich selber hinlaufen. Es hat was damit zu tun. Ende.«
Bodo sah sich nervös um.
»Du mußt mir schon mehr erzählen, wenn ich dir helfen soll.«
»Du willst uns helfen? Ausgezeichnet!«
»Dir will ich helfen«, betonte Bodo. »Wem denn noch?«
»Jacop hier. Richmodis und Goddert. Wir brauchen Zeit.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Haben Theoderichs Leute irgend etwas erwähnt, wonach auch Richmodis oder Goddert in den Fall verwickelt seien?« »Unsinn, es geht um dich. Was sollten deine Verwandten damit zu tun haben?« »Um so besser. Dann kannst du tatsächlich was für uns tun. Wir brauchen ein Versteck, Jacop und ich.«
»Ein Versteck?« echote Bodo verblüfft. »Augenblick mal, ich –«
»Ich dachte an deine Brauerei.«
»Aber –«
»Jetzt sofort. Laß uns keine Zeit verlieren. Brauchen wir einen Schlüssel, oder ist irgendwo offen?« »Bist du noch zu retten?« zischte Bodo. »Ich meinte mit helfen, daß ich vielleicht ein gutes Wort für dich einlege.«
»Mit guten Worten ist uns nicht gedient.«
»Himmel noch mal, Jaspar!« Bodo sah verzweifelt drein. »Weißt du, was du da von mir verlangst? Wenn rauskommt, daß ich einen mutmaßlichen Mörder verstecke, bin ich die längste Zeit Schöffe gewesen.« »Ja, du bist sogar die längste Zeit Besitzer eines Kopfes gewesen. Tu's trotzdem. Alles andere wäre ein Fehler.«
Bodo schnappte nach Luft und griff sich vorsorglich an den Kopf.
»Oh, Mist! Oh, zum Teufel, was für ein Mist!«
»Die Schlüssel«, wiederholte Jaspar.
»Mist! Mist!«
»Es wird kein Gold draus, wenn du's ständig wiederholst. Ich gebe dir mein Wort, daß ich meinen Diener nicht ermordet habe. Hier ist eine beispiellose Intrige im Gange, es mußten Menschen sterben, und irgendeiner wird der nächste sein, wenn wir dem Spuk nicht bald ein Ende machen.« Jaspar sah Bodo vielsagend an. »Vielleicht sogar du«, fügte er hinzu.
»Ich? Alle Heiligen, warum denn ich?«
»Weil Gerhard Morart ermordet wurde«, flüsterte ihm Jaspar zu. »Und weil bis jetzt so gut wie keiner, der es wußte, lange genug gelebt hat, um es weiterzuerzählen. Hiermit weißt du es auch.«
Bodo schüttelte fassungslos den Kopf. »Mach schnell!« drängte Jaspar. »Entscheide dich, was du zu tun gedenkst, aber dann tu's auch endlich!« Bodo sah Jacop an, als könne der ihn von dem Alptraum erlösen, in den er da so unvermittelt
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