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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Entschlossenheit und Schmerz.
    Sein Keuchen wurde zu einem Stöhnen.
    »Vater«, schrie Richmodis. »Laß das Schwert los!«
    Urquharts Züge wiesen nicht die geringste Regung auf. Langsam sackte Goddert in sich zusammen. Wo war die verdammte Fackel? Da lag sie! Da unter der Bank! Mit einem Satz war Jacop dort, fingerte nach dem Scheit, zog es hervor und rollte sich auf den Rücken.
    »Vater!« schrie Richmodis wieder.
    Sie hatte sich unter Jaspar hervorgekämpft und stürzte sich nun auf Urquhart. Jacop sah die Armbrust hochfahren und fühlte sein Herz zu Eis werden.
    »Nein«, flüsterte er.
    Dann fiel ihm ein, daß ja kein Bolzen darin war. Im nächsten Moment traf die Waffe Richmodis gegen die Stirn und warf sie zurück. Urquhart stand wie ein Baum inmitten der Stube, unverändert seine Finger um Godderts Handgelenk geschlossen.
    »Jaspar«, wimmerte Goddert. Das Schwert kippte langsam aus seiner Handfläche.
    Jacop hörte Godderts Knochen brechen im selben Augenblick, als er die Fackel schleuderte. Sie wurde im Flug von der fallenden Schwertklinge getroffen, erhielt zusätzlichen Schwung und streifte Urquharts Umhang.
    Das Öl entzündete sich sofort.
    Urquhart starrte Jacop fassungslos an, während die Flammen ihn einzuhüllen begannen. Kein Laut kam von seinen Lippen. Im nächsten Moment war er zu einer Feuersäule geworden.
    Und diese Feuersäule wälzte sich rasch auf ihn zu.
    Jacop stockte der Atem. Zwei brennende Arme reckten sich ihm entgegen. Er fühlte sich gepackt und hochgehoben. Das Feuer griff auf ihn über. Jacop schrie auf, dann prallte er mit dem Rücken gegen das verschlossene Fenster, immer und immer wieder. Ihm war, als zersplittere alles in ihm zu winzigen Teilchen, aber es war nur das Bersten der Läden, das er hörte, als sie unter der Wucht des Aufpralls nachgaben. In einer Wolke aus Funken und Spänen brach er durch und fiel hart hinaus in den Schlamm.
    Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er japste nach Luft, sah gewaltige Blitze über den Himmel zucken und Urquhart über sich hinwegspringen.
    Mühsam rollte er sich auf den Bauch. Die lichterloh brennende Gestalt hielt mit langen Sätzen auf den Flußlauf in der Mitte der Straße zu. Wasser spritzte auf, dann war sie verschwunden.
    Jacop rutschte auf allen Vieren durch den Schlamm, kam hoch, torkelte weiter. Er würde ihn ersäufen. Er würde Urquhart solange unter Wasser halten, bis er tot war, sofern man dieses Ungeheuer überhaupt töten konnte. Dort, wo die Flammengestalt im Bach verlöscht war, fiel er auf die Knie. Seine Hände zerteilten die schmutzigbraunen Fluten, griffen überall hin.
    »Wo bist du«, keuchte er. »Wo bist du?«
    Nichts war in dem Wasser.
    Wie rasend suchte er den Grund ab, robbte weiter. Er sah nicht, wie auf der Bach Türen geöffnet wurden, Menschen durcheinanderliefen, neugierig rufend und Talglichter schwenkend. Er sah nicht, wie Jaspar mit unsicheren Schritten und blutender Nase hinaustrat und beschwichtigend auf die Frager einredete. Er sah Richmodis nicht, den zitternden Goddert im Arm. Er sah nur das Wasser.
    Als ihm endgültig klar wurde, daß Urquhart entkommen war, wütete er trotzdem weiter, bis er einfach nicht mehr konnte.
    Schweratmend hielt er inne und sah hinauf zum Himmel.
    Dann schrie er los, reckte die Hände, und sein Schrei verlor sich im Getöse des Sturms.
    14.September

Nach Mitternacht
    Jacop saß tropfnaß auf der Kaminbank und sah zu, wie Godderts Arm notdürftig geschient wurde. Er fühlte sich elend, hilflos und müde.
    Goddert stöhnte leise, aber er trug seine Verletzung tapfer und beinahe mit einem Anflug von Stolz. Die aufgeschreckten Nachbarn hatten sofort den nächsten Wundarzt aus dem Bett getrommelt. Er war im Gegensatz zu Jaspar in der Chirurgie bewandert. Jetzt untersuchte er Goddert mit fachmännischer Miene, während der Physikus die breite Platzwunde auf Richmodis' Stirn verarztete. Die Verletzung sah schlimmer aus, als sie war. Jaspar selber hatte außer Nasenbluten und einer Eindruck schindenden Beule keine wesentlichen Blessuren davongetragen.
    Das eigentliche Wunder war Jacop. Er hätte tot sein müssen oder mindestens zerschmettert. Tatsächlich fühlte er sich auch ziemlich tot. Daß er stattdessen mit unzähligen Prellungen, Hautabschürfungen und leichten Verbrennungen davongekommen war, verdankte er wohl einzig der Tatsache, daß Godderts Fensterläden noch morscher waren als die Knochen der heiligen drei Könige.
    Er legte den Kopf zur Seite und ließ seinen

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