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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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zogen sich wieder ins Innere des Baus zurück. Hinter ihnen schlugen die Torflügel quietschend und mit lautem Knall zu.
    Vorsichtig äugte er hinaus auf den breiten Straßenzug. Weiter oberhalb sah er in der Dunkelheit ein paar Mönche in die Dompropstei eilen. Wohin man schaute, lag Unrat. Starke Regenfälle wie der vorangegangene spülten alles, was die Kölner auf die Straße warfen, durch den abschüssigen Kölner Osten zum Rhein herunter, und es gab nichts, was die Kölner nicht auf die Straße warfen. Der allgegenwärtige Schweinekot vermischte sich mit dem Konglomerat verfaulter Gemüsereste und abgenagter Knochen zu einer Beleidigung der Sinne. Trotzdem gingen sämtliche Appelle, den Dreck ausschließlich in die Latrinen zu werfen, ins Leere oder wurden mit der Bemerkung abgetan, die Goldgräber verrichteten zu selten ihren Dienst, und dem war leider nichts hinzuzufügen.
    Jacop beschloß, nicht länger zu warten. Er vergewisserte sich, daß kein Haar unter der Kapuze hervorsah, lief hinüber zum Tor und pochte heftig dagegen.
    Sofort wurde eine Klappe zurückgeschoben. Ein Augenpaar erschien und musterte ihn. Jacop spürte Hoffnung in sich aufsteigen.
    »Ich habe eine wichtige Nachricht für den Erzbischof«, sagte er atemlos.
    »Was für eine Nachricht?«
    »Es geht um sein Leben.«
    »Was?«
    »Herrgott, laßt mich einfach herein, bevor es zu spät ist.«
    Die Klappe wurde zugeknallt. Dann öffnete sich einer der Türflügel, und Jacop sah sich einem Mann in Harnisch und Helm gegenüber. Hinter ihm standen drei weitere und sahen neugierig herüber.
    »Der Herr sei – ach, egal«, murmelte Jacop, vollführte eine segnende Gebärde und hastete ins Innere. Hinter ihm fiel das Tor ins Schloß. Er sah sich um. Die Halle war von Pechfackeln erleuchtet, die je zu zweit in kunstvoll gearbeiteten Wandhaltern steckten. Seitwärts führte eine breite Steintreppe mit massivem Säulengeländer ins Obergeschoß. Zwischen den Fackeln hingen Teppiche, auf denen sich Chimären und Giganten, Sphinxe, Nixen und Zentauren, Wesen mit Schlangenköpfen und Fledermausflügeln, Manticore mit gebleckten Fängen und hundsgesichtige Zwerge, Zyklopen, schuppenleibige Teufel und Gorgonen, Vögel mit Frauenköpfen und Werwölfe tummelten, ein Kranz fröhlichen Grauens um die verklärten Heiligen mit ihren himmelwärts blickenden Gesichtern, die Glieder entstellt von den Wunden des Martyriums, die Hände erhoben zu den Engeln mit ihren mächtigen goldblautürkisen Schwingen und geflügel ten Aureolen, und über allem Jesus Christus, die Rechte zum Schwur erhoben, den Blick ernst geradeaus gerichtet. Die dunklen Augen schienen alles zu überschauen und dabei jedem einzelnen in sein Inneres zu sehen, und Jacop erbebte. Er sah den lebendigen Gott und fühlte sich stark und von neuem Mut durchdrungen.
    Eine eisenbewehrte Hand legte sich auf seine Schulter. Er wandte sich von den trostspendenden Augen Christi ab und sah in die des Soldaten. »Was ist das für eine Geschichte, Mönch?« fuhr ihn der Geharnischte an.
    Mönch? Ach, natürlich.
    »Ich muß den Erzbischof sprechen«, sagte Jacop wider alle Vernunft.
    Der Mann starrte ihn an und brach in schallendes Gelächter aus. Seine Kameraden stimmten mit ein. »Man spricht nicht so einfach den Erzbischof, Bruder Grobian. Hat man Euch nicht beigebracht, mit gesenktem Kopf um eine Audienz zu bitten?«
    »Und was hat man dir beigebracht?« schnauzte Jacop zurück. »Konrad von Hochstaden befindet sich in höchster Gefahr, und du lachst den Boten aus, der ihm vielleicht das Leben retten kann. Willst du an den blauen Stein gestoßen werden, weil du es vorgezogen hast, mich zu verspotten?«
    Das Gelächter der anderen verstummte. Der Soldat kratzte sich unschlüssig den Bart. »Was soll das überhaupt für eine Gefahr sein?« fragte er.
    »Todesgefahr!« schrie Jacop. »Der Blitz soll dich treffen, wenn du mich nicht augenblicklich zu Konrad bringst.«
    »Ich kann dich nicht zu Seiner Exzellenz bringen«, schrie der Soldat zurück. »Der Erzbischof ist mit den Vorbereitungen für die Prozession beschäftigt.« Er schnaubte unwillig und fuhr ruhiger fort: »Aber ich kann den Sekretarius des Erzbischofs rufen. Bist du damit zufrieden?«
    Jacop frohlockte.
    »Ja«, sagte er bewußt mürrisch. »Zur Not.«
    Der Soldat nickte und schickte zwei seiner Kameraden die Treppe hoch. Jacop verschränkte die Hände auf dem Rücken und wartete. Er wußte nicht genau, was ein Sekretarius war, aber es klang

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