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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wichtig.
    Überraschend schnell tauchte oben an der Treppe ein kleiner, magerer Mann in Begleitung der beiden Soldaten auf und kam mit zierlichen Schritten herunter. Auf seiner lilaschwarzen Robe prangte eine goldene Kette, die Hände steckten in Handschuhen aus weinfarbenem Leder. Ein flockiger weißer Bart umgab ein gütiges Gesicht mit wasserblauen Augen. Er kam auf Jacop zu und lächelte. Als er sprach, bemerkte Jacop einen südländischen Akzent in seiner Stimme.
    »Der Herr sei mit dir und mit deinem Geiste.«
    Jacop zog verlegen die Nase hoch.
    »Ja, gewiß. Sicher doch.«
    Der Sekretarius legte den Kopf schief. »Was kann ich für dich tun, mein Sohn? Mir wurde zugetragen, du hättest eine Nachricht für den Erzbischof, willst aber nicht darüber reden.«
    »Ich muß mit ihm selber reden«, sagte Jacop. »Der Erzbischof ist in großer Gefahr.«
    »Gefahr?« Der Sekretarius kam näher und senkte die Stimme. »Sprich nicht so laut vor den Soldaten, mein Sohn. Sie sind uns treu ergeben, aber man kann nie wissen, da die Erzbischöfe zuweilen von ihren eigenen Neffen gemeuchelt werden. Sag es mir ins Ohr, wer unserem Erzbischof etwas antun will.«
    Jacop beugte sich vor und flüsterte: »Konrad soll heute ermordet werden. Ich weiß nicht, ob es während der Prozession sein wird oder beim Gottesdienst, aber sie wollen ihn töten.«
    In die blauen Augen des Sekretarius trat Entsetzen. Er schlug beide Hände vor den Mund und wich zurück.
    »Wer will das tun?« hauchte er.
    »Ich fürchte, die Patrizier. Es gibt eine Verschwörung –«
    »Warte!« Der Sekretarius sah unsicher zu den Wachen hinüber. »Das sollten wir nicht hier besprechen. Ich bin erschüttert über deine Worte, mein Sohn, zutiefst getroffen. Ich kann es nicht glauben. Du mußt mir alles erzählen, was du weißt, hörst du, alles!«
    »Nichts lieber als das.«
    »Anschließend werde ich dich zu Konrad geleiten. Komm.«
    Er drehte sich um und erstieg die Treppe. Jacop folgte ihm. Etwas belustigt studierte er die manirierte Gangart des Sekretarius. Eitel wie ein Pfau, schoß es ihm durch den Kopf. Wahrscheinlich ein Italiener. Bram hatte ihm oft erzählt, die italienischen Adligen und Kleriker bevorzugten feine Stoffe und ließen sich kostspielige Kappen aus Hermelin und Zobel fertigen. Sein Blick wanderte die schmale Gestalt entlang, vom Kopf bis zu den Füßen –
    Fast wäre er die Treppe heruntergefallen.
    Zitternd griff er nach dem Geländer und überlegte, was er tun sollte. Es gab sicher viele wohlhabende Kölner Bürger, die teure Schuhe trugen. Aber bisher hatte er nur ein Paar mit einer violetten Lilie darauf gesehen.
    Jetzt sah er es wieder.
    »Verzeiht, Herr – äh –« sagte er.
    Der Sekretarius drehte sich auf der Treppe zu ihm um und ließ seine Güte auf ihn niederstrahlen. »Ich heiße Lorenzo von Castellofiore, mein Sohn.« Jacop lächelte verkrampft. »Nun, Lorenzo von – nun, mir fällt gerade ein, ich muß – ich muß noch –«
    In Lorenzos Augen trat ein wachsamer Ausdruck.
    »Ja, mein Sohn? Was denn?«
    »Mein Pferd. Ich glaube, ich habe vergessen, es anzubinden, wenn Ihr so freundlich sein wollt, einen Moment zu warten, dann gehe ich nach draußen und –«
    Lorenzos Miene vereiste.
    »Wachen«, schrie er. »Ergreift diesen Mann!«
    Jacop blickte gehetzt nach unten. Die Soldaten kamen mit blankgezogenen Waffen zur Treppe gestürzt. Einen Moment lang war er völlig ratlos. An den Soldaten vorbeizukommen, war unmöglich, und selbst wenn, würde er das Tor entriegeln müssen, und bis dahin –
    Er wirbelte herum und rammte Lorenzo die Faust in den Magen. Der Sekretarius klappte mit einem erstickten Schrei zusammen. Jacop packte ihn und stieß ihn den Soldaten entgegen. Ohne das Ergebnis abzuwarten, nahm er mit langen Sätzen die letzten Stufen der Treppe, während es hinter ihm schepperte und krachte und Lorenzos spitze Schreie von den Wänden widerhallten.
    Vor ihm erstreckte sich ein Gang, der ein ganzes Stück weiter an einer Mauer endete. Links davon öffneten sich zwei Durchgänge. Jacop zögerte einen Augenblick. Offenbar lange genug für die Wachen, um wieder auf die Beine zukommen, denn er hörte sie die Treppe heraufpoltern.
    Ohne weiter nachzudenken, lief er durch einen der Durchgänge.
    »Haltet ihn fest!« brüllte Lorenzo aus Leibeskräften. »Verfluchte Bande, gottloses Pack von Nichtsnutzen, Eure Mutter hätte Euch ersäufen sollen! Er darf nicht entkommen!«
    Jacop drehte sich einmal um seine Achse und riß

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