Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.
kannst du nämlich gegen ihn unternehmen«, schloß Johann. »Gegen nichts und niemanden kannst du noch was unternehmen. Von Anfang an ist alles schief gegangen, alles, was wir angefaßt haben, mißlang. Bravo! Hervorragend, meine Herren.«
Mathias winkte ab. »Wir haben nicht weiter verbreitet, daß Jaspar den Diener umgebracht hat.« Er ging zum Fenster und sah hinaus auf die dunkle Straße. »Und wir werden es auch nicht tun. Gut, es war ein Fehler. Was soll's? Urquhart hat Kuno getötet, das dürfte reichen, die anderen vom Plaudern abzuhalten.«
Johann biß die Zähne aufeinander, bis es schmerzte. Er konnte sich nicht erinnern, je so wütend gewesen zu sein. »Ja, getötet, immer nur Töten«, knirschte er. »Wir sind zu einer elenden Bande von Metzgern verkommen. Du hattest mir versprochen –«
»Herrgott, was sollte ich denn machen?« schrie Mathias. »Du tust ja den ganzen Tag nichts anderes, als mir von deinen moralischen Zweifeln vorzuheulen. Zum Kotzen! Ich kann es nicht mehr hören, wir haben uns schuldig gemacht, wir haben Blut an den Händen, quak, quak, quak!« Er schlug mit der Faust gegen den Fensterrahmen. »Kuno hätte uns verraten. Er mußte weg. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie alle noch in dieser Nacht erledigen. Ich würde ein paar Burschen auf die Bach schicken und diesem Goddert und seinem Täubchen die Kehlen durchschneiden lassen, das sind zwei Mitwisser weniger, und die anderen kriegen wir auch noch, verlaß dich drauf.«
»Du wirst niemanden mehr kriegen. Es reicht, Mathias.«
»Ja, es reicht! Johann, denk doch mal nach! Weißt du, was ich glaube? Die haben es niemandem sonst erzählt. Die hatten gar keine Zeit dazu. Laß Theoderich Goddert und Richmodis von Weiden in den Turm werfen, mir ist völlig egal, ob es einen Grund gibt, wir erfinden eben einen.«
»Nein.«
Mathias rang die Hände. »Johann, wir müssen uns schützen.«
»Ich sagte, nein. Wo ist Urquhart?«
»Was?« Mathias wirkte verwirrt. »Wieso? Ich weiß nicht, wo er ist. Wie es aussieht, hat ihn das Feuer nicht so schlimm erwischt, daß er seine Aufgabe nicht erfüllen kann. Er hätte mir sonst eine Nachricht zukommen lassen.«
»Und wo wird es sein, wenn es soweit ist?«
Mathias musterte ihn argwöhnisch. Dann lächelte er dünn.
»Solltest du etwa vorhaben –«
»Wo, zum Donnerwetter?«
»An einem guten Platz.«
Johann trat dicht vor ihn hin.
»Ich werde Konrads Tod wohl nicht mehr verhindern können.« Seine Stimme bebte vor Zorn. »Auch wenn ich mittlerweile zu der Überzeugung gelangt bin, nie etwas Verderbterem und Sündhafterem zugestimmt zu haben als diesem Bund. Es ist nicht zu ändern. Aber ich kann verhindern, daß weiterhin Menschen sterben für diese unheilige Sache, die nichts weiter ist als feiger Mord, damit jeder von uns seine persönlichen Gelüste befriedigt sieht. Ich habe zu lange mitangesehen, wie hier jeder macht, was er will. Jede weitere Entscheidung liegt ab sofort wieder in meinen Händen, Mathias, hast du das gehört? Jede! Niemand wird mehr sterben.«
Mathias kräuselte die Lippen.
»Du bist wahnsinnig«, sagte er.
»Ja, ich bin wahnsinnig, daß ich meiner Mutter überhaupt zugehört habe. Ich hätte von Anfang an –«
Von unten drang ein Pochen. Sie verstummten und sahen einander in die Augen. Es pochte ein weiteres Mal. Schlurfende Schritte wurden hörbar, als
eine der Dienstmägde herbeieilte, um nachzusehen, wer um diese Zeit Einlaß begehrte. Leise Stimmen drangen nach oben, dann kam die Magd selber. »Es ist seine Exzellenz, der Sekretarius Lorenzo von Castellofiore, Herr!«
Theoderich fiel die Kinnlade herunter.
»Was will der denn hier?«
»Führe ihn nach oben«, befahl Johann barsch. Die Magd nickte demütig und verschwand. Johann runzelte die Stirn und fragte sich, was passiert sein mochte. Theoderich hatte recht. Lorenzo hätte im Palast sein müssen. Es war kaum zu verantworten, daß er sich jetzt hier blicken ließ.
Der Sekretarius stürmte herein. Er war völlig außer Atem.
»Wein!«
»Was?«
Lorenzo ließ sich auf einen Schemel fallen.
»Gebt mir was zu trinken. Schnell, ich kann mich nicht lange aufhalten.«
Mathias sah ratlos in die Runde und ging zur Anrichte, wo er einen goldenen Becher füllte. Er reichte ihn Lorenzo. Der Sekretarius trank wie ein Verdurstender.
»Johann hat soeben festgestellt, daß wir eine Bande von Narren sind«, bemerkte Mathias spitz.
Lorenzo wischte sich den Mund und starrte ihn an.
»Ja«, keuchte er. »Das
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