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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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angesteuert in der Hoffnung, Tilman dort aufzutreiben, bevor die Quelle versiegte.
    Und er brauchte jemanden zum Reden. Der Schreck saß ihm gewaltig in den Knochen.
    Tilman grinste. Er sah nicht besser aus als vor zwei Stunden, aber jetzt war ein fiebriger Glanz in seine Augen getreten. Offensichtlich zeigte der Alkohol seine Wirkung.
    Auch die anderen waren Bettler. Jacop kannte sie vom Sehen, bis auf einen, der den Status muri mit ihm teilte, ein unangenehmer Fettwanst, mit dem er hin und wieder ein paar Worte gewechselt hatte. Nichts, was ihm in Erinnerung geblieben wäre. Man verstand sich eben. Aus der Halunkensprache übersetzt besagte das nichts weiter, als daß bislang noch keiner dem Kumpanen wegen ein paar Bissen den Schädel eingeschlagen hatte. Anderen vermutlich schon. Der Fette neigte zu jeder Art von Gewalt, wenn sie etwas einbrachte. In letzter Zeit hieß es, er sei leichtsinnig geworden. Jacop gab ihm kein halbes Jahr mehr, bis sein Kopf dem Scharfrichter vor die Füße rollen würde.
    Das Brauhaus »Zur Henne« war eine jener Kneipen, die einen nicht gleich wieder rauswarfen, wenn man in Lumpen ging. Man zeigte sich den Armen gegenüber tolerant, solange sie bezahlen konnten. Viele Bettler führten ja durchaus ein ehrliches, gottesfürchtiges und dementsprechend kurzes Leben, weshalb es keinen Grund gab, sie nicht der Gnade kölnischer Braukunst teilhaftig werden zu lassen.
    Im Laufe der Zeit war das Publikum allerdings so weit heruntergekommen, daß anständige Leute dort nicht mehr verkehrten. Der Wirt sah sich heftigen Anfeindungen vor allem der Minoriten ausgesetzt, deren Kloster gleich gegenüber lag. Zudem klagten ihn die stadtbekannten Dirnen an, eine Winkelwirtschaft für Schlupfhuren zu unterhalten, nach außen ehrbare Bürgerfrauen, die sich für gutes Geld an bessergestellte Herren vermitteln ließen, heimlich natürlich. Damit verdarben sie den Öffentlichen aber das Geschäft, womit sie wiederum den Zorn des städtischen Henkers auf sich zogen, dem die öffentlichen Huren unterstanden und Abgaben entrichteten.
    Es hatte wiederholt Drohungen gegen die »Henne« gegeben, und seitdem war der Wirt vorsichtig geworden. In Cleve hatte man erst kürzlich einen Braumeister der Hexerei angeklagt und verbrannt. In derselben Nacht schmierten die ehrwürdigen Brüder der Minoriten mit Pech das Wort »Cleve« auf die Haustür des Hennenwirts, und die Kaufmannsfamilien der stolzen Häuser Groß und Klein Wasserfaß nebenan dachten laut über eine Klage bei der heiligen Inquisition nach, weil ihre Kinder schwarze Katzen aus der »Henne« hatten laufen sehen und drinnen die Teufel Abigor und Asmodius in der Gestalt unzüchtiger Weiber gotteslästerliche Obszönitäten geschrien und schwefeligen Gestank von sich gegeben hätten. Jacop fragte sich zwar, woher die Kinder wußten, daß es ausgerechnet diese beiden Teufel gewesen waren, wo es doch – wieviele waren es noch gleich? – mindestens zehn verschiedene geben mußte, zehn Teufel, das hatte er in Erinnerung, aber um die »Henne« stand es nicht besonders gut.
    Darum, erfuhr Jacop jetzt von dem Fettwanst, habe man sie halt doch rausgeworfen! »Unsinn«, flüsterte Tilman ihm zu. »Das Geld war alle. Du kommst zu spät.« »Rausgeschmissen!« krächzte der Fette, der das gehört hatte und offenbar der großzügige Gastgeber war.
    Tilman hustete langanhaltend.
    »Egal«, keuchte er. »Geh ich eben wieder zum Pfuhl.«
    »Ja, leg dich hin und stirb«, lachte ein anderer und schlug ihm auf die Schulter. Es war kein freudiges Lachen.
    Jacop fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen. Warum hatte ihm bloß die Sache am Dom passieren müssen! Die Gelegenheit, etwas anderes zu trinken als stinkendes Wasser, kam so schnell nicht wieder.
    Dann fielen ihm seine Äpfel ein und Maria.
    »Komm«, sagte er und zog Tilman am Arm. Die Bettler fluchten, weil ihr Geld nicht für einen anständigen Rausch gereicht hatte und machten sich in entgegengesetzter Richtung davon.
    »Hast du die Äpfel?« fragte Tilman außer Atem.
    »Hier.« Jacop zog einen hervor. Tilman biß hinein, als hätte er seit Tagen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Vielleicht war es auch so. Hinter ihnen rumpelte ein spätes Fuhrwerk quer über die Gasse. »Wo gehen wir überhaupt hin?« wollte er wissen. Die letzten Silben gingen in einem neuerlichen Hustenanfall unter.
    »Zu Maria.«
    »Wir sehen uns morgen.« Tilman machte Anstalten, sich zu verabschieden. Jacop hielt seinen Arm

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