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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Schatten einen Moment lang miteinander zu verschmelzen schienen.
    Dann ertönte ein schriller Schrei, und Jacop sah Gerhard durch die Luft stürzen, vorbei an seinen Gerüsten, Säulen und Kapitellen, seinen Streben und Piscinen, Gewänden und Sockeln. Er ruderte mit den Armen, und eine schreckliche Sekunde lang sah es aus, als winke er Jacop in seinem Apfelbaum zu. Dann gab es ein dumpfes, trockenes Geräusch, als der Körper aufprallte, wie von einer Riesenfaust gepackt noch einmal hochfuhr und auf dem Rücken liegenblieb.
    Jacop starrte auf den reglosen Meister. Er konnte den Sturz unmöglich überlebt haben. Hastig begann er, sich zurückzuschieben, aber er kam keinen Meter weit. Es gab ein reißendes Geräusch, als der Ast unter seinem Gewicht nachgab. Wie auf einem Besen reitend, fuhr er auf dem morschen Holz nach unten und landete geräuschvoll in einem Chaos aus Blättern und splitternder Rinde. Strampelnd versuchte er, sich freizumachen aus dem Gewirr und schnappte verzweifelt nach Luft.
    Gott und alle Heiligen! Er war auf die Dombaustelle gestürzt.
    Immer noch keuchend kam er auf die Beine. Der Sturz hatte ihm den Hut vom Kopf gerissen. Er stülpte sich das unförmige Ding wieder über und sah sich wild nach allen Seiten um.
    Weg, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Weg, solange noch Zeit ist. Es war die gleiche Stimme, die ihn am Morgen auf dem Markt gewarnt hatte.
    Weg hier!
    Sein Blick wanderte zu Gerhard. Der verkrümmte Körper lag keine fünfzig Schritte von ihm entfernt. Hatte er sich getäuscht, oder war ein Stöhnen von dort herübergedrungen?
    Er sah genauer hin.
    Gerhard ist tot, sagte die Stimme.
    Jacop ballte die Fäuste und fühlte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Noch war Zeit, sich unauffällig davonzumachen. Dann sah er die Bewegung. Nur ein bißchen hatte Gerhards Arm gezuckt, aber es stand außer Zeifel, daß der Mann noch lebte.
    Eine Erinnerung wallte in Jacop hoch. Er zwang sie zurück.
    Verschwinde, Fuchs!
    »Hirnloses Rindvieh, wirst du denn niemals klug?« flüsterte Jacop. In langen Sätzen hastete er zum Chor hinüber, während ihm der heftiger werdende Regen in die Augen schlug, und fiel neben dem Körper auf die Knie.
    Gerhard starrte mit glasigen Augen zum Himmel. Wasser lief ihm übers Gesicht und durch das schüttere Haar. Seine pelzbesetzte Kappe lag neben ihm. Er sah überhaupt nicht aus wie jemand, der einen Pakt geschlossen hatte. Es war ein sanftes Gesicht mit vornehmen Zügen. Oder besser, war es gewesen. Jetzt stand der Schock des nahen Todes darin.
    Die Brust des Dombaumeisters hob sich krampfartig. Seine Lippen zitterten.
    Jacop strich ihm das nasse Haar aus der Stirn und beugte sich über ihn. Gerhard schien sich seiner Anwesenheit bewußt zu werden. Unendlich mühsam drehte er den Kopf und sah Jacop an. Wieder bewegten sich seine Lippen.
    Hatte er etwas gesagt?
    Von jenseits des Doms näherten sich Stimmen und Schritte, wahrscheinlich Leute, die den Schrei gehört hatten. Jacop zögerte, dann brachte er sein Ohr dicht an Gerhards Mund und schloß die Augen.
    Es waren drei Worte, die Gerhard sagte, und mit jeder Silbe hauchte er den letzten Rest Leben aus, der noch in ihm steckte.
    Unwillkürlich ergriff Jacop die Hand des Sterbenden und drückte sie.
    Ein dünner Faden Blut lief aus Gerhards Mundwinkel.
    Er war tot.
    Um Gottes willen, mach, daß du wegkommst, drängte die Stimme.
    Über ihm erklangen seltsam scharrende Geräusche. Jacop fuhr hoch. Etwas kam das Gerüst herunter. Er legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben.
    Sein Atem stockte.
    Der große, schwarze Schatten näherte sich über die verschiedenen Etagen. Aber er kletterte nicht, sondern sprang mit unheimlicher Behendigkeit nach unten, setzte flink wie ein Tier über die Planken. Ein Kometenschweif aus Haaren umgab seinen Kopf.
    Er war fast schon bei ihm.
    Wer oder was immer dort kam, Jacop hatte nicht das mindeste Bedürfnis, die Bekanntschaft zu vertiefen. Er machte kehrt und rannte davon, so schnell er konnte. Über den Domhof liefen Leute heran, rufend und gestikulierend. Jacop schlug einen Haken, huschte in den Schatten einer angrenzenden Baubaracke und schaffte es, sich von hinten unter die Menge zu mischen. Alle redeten durcheinander, jemand schrie die schlimme Nachricht heraus, schon trugen es andere über den Dom hinaus in die Gassen.
    Nein, niemand hatte ihn gesehen. Mit Ausnahme des Schattens.
    Seltsamerweise dachte Jacop in dieser Sekunde an die Äpfel. Seine Hände fuhren in die

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