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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dieser Zeit Besuch.«
    »Was ist mit dem anderen, von dem Ihr spracht? Ist er noch hier?«
    »Tilman? Nein.«
    »Hm.« Urquhart legte den Kopf in den Nacken. Tilman? Er würde sich später um ihn kümmern. Erst mußte er hier Klarheit gewinnen.
    »Habt Ihr von Gerhard Morart gehört?« fragte er. Sofort wechselte die Miene des Wirts zu einem Ausdruck tiefer und frommer Betrübnis.
    »Ja, der arme Meister Gerhard.« Ein doppeltes Klagen von der Bank unterstützte ihn in seiner plötzlichen Trauer. »Was für ein schrecklicher Unfall. Wilhildes – äh, Besucher brachte die Nachricht. So verklärt vom Himmelreich sei der Meister gewesen, daß ihn seine Schritte geradewegs in die bloße Luft geleitet haben.«
    »Friede seiner Seele«, sagte Urquhart andächtig. Der Alte schlug ein schlampiges Kreuz.
    Sie wußten tatsächlich nichts.
    »In solchen Stunden tröstet uns einzig die Liebe einer schönen Frau«, seufzte der Wirt. »Nicht wahr?«
    »Ja.« Urquhart lachte leise. »Warum nicht?«
    Jacop
    Der Regen hatte nachgelassen. Sogar der Mond kam hin und wieder zum Vorschein.
    Jacop war bis zum Neumarkt gelaufen, ohne eigentlich zu wissen, warum. Er hatte einfach nur das Bedürfnis, irgendwo hinzugehen und nachzudenken. Der Ort spielte keine Rolle. Am liebsten wäre ihm zwar ein stattliches Brauhaus gewesen, aber was sollte er in einem Brauhaus ohne Geld. So
    war er einfach drauflosgegangen und hatte sich auf der großen Wiese zwischen St. Aposteln und dem Cäcilienstift wiedergefunden, wo tagsüber die Viehmärkte stattfanden, Pferde und Rinder zum Verkauf getrieben wurden, Peitschen knallten, Käufer und Verkäufer lauthals feilschten und Quacksalber hochgenommen wurden, alles dominiert vom beißenden Gestank der Exkremente.
    Derselbe Platz lag jetzt dunkel da und menschenleer. Die wenigen Bäume flüsterten im Wind. Vom imposanten Hof des Grafen von Gymnich an der Ostseite drang kaum Licht herüber, eine einsame Fackel leuchtete vor dem Eingang zum »Spaten«, dem Brauhaus, das Jacop jetzt gerne betreten und möglichst auf allen Vieren wieder verlassen hätte. Alle übrigen Gebäude, die breite Front des Schwerthofs, das Anwesen der Patrizierfamilie Hirzelin, die Stifte, Kapellen und Herrschaftshäuser, wirkten wie ausgestorben. Um diese Zeit waren die Fensterläden zu und anständige Menschen im Bett.
    Heute wünschte sich Jacop mehr denn je, anständig zu sein.
    Verdrossen schlenderte er über die morastige Wiese bis zur Viehtränke und ließ sich an der Pumpe nieder. Er versuchte, betroffen zu sein über Marias Wut, spürte aber nur seinen eigenen verletzten Stolz. Sie war eine Hure, na gut. Wenigstens war sie überhaupt etwas. Ihre Schönheit würde zurückkehren in einem ehrlichen Haus mit einem fleißigen Handwerker als Mann, der sich nicht zu schade war, sie aus Clemens' Rattenloch herauszuholen. Jacop hingegen konnte ihr nur bieten, was er anderen stahl, und auch nur dann, wenn sie ihn nicht ertappten wie an diesem Morgen oder er aus dem Baum des Erzbischofs fiel.
    Seine Gedanken wanderten zu der Färberin.
    Er und Maria hatten einander nichts mehr zu sagen, soviel stand fest. Ihr Hochmut hatte das schäbige Band der Armut zerschlissen, das sie einige Wochen zusammengehalten hatte. Das Schlimme aber war, daß er diesen Hochmut durchaus verstand. Maria tat ja nichts anderes, als sich nach ihren Träumen zu strecken, in der Hoffnung, eine Hand aus der ehrlichen und wohlhabenden Welt ergreifen zu können, aus der manche ihrer Freier sich herabbegaben. Sie war dafür bereit, es sich mit allen zu verscherzen, die ihr bisheriges Leben begleitet hatten, den Geprügelten und Kranken, Bettlern und Dieben, Todgeweihten, Ehrlosen, Verlierern. Ihren Freunden.
    Die Letzten werden die Ersten sein, dachte Jacop. Warum ist sie nicht zufrieden mit dem gottgewollten Schicksal? Die Armen sind arm. Die Reichen sind da, um den Armen zu geben, die Armen, um für das Seelenheil der Reichen zu beten, was im allgemeinen bitter nötig war. So lief es in der Welt, und was war falsch daran?
    Nichts war falsch.
    Aber, dachte er plötzlich weiter, wenn nichts falsch ist, dann kann auch nichts richtig sein. Verblüfft von der zwingenden Logik des Gedankens sprang er auf. Das erklärte sein mulmiges Gefühl, wenn der Klerus von der gerechten Verteilung der Rollen sprach. Das Beharren. Was konnte Gott dagegen haben, wenn ein Armer versuchte, aufzusteigen? Gab es nicht auch Reiche, die arm wurden, wie der Kaufmann Berengar aus der Salzgasse,

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