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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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dessen Geschäfte am Ende so schlecht liefen, daß man ihn jetzt mit der Bettelschale sah?
    Vielleicht würde Maria scheitern. Vielleicht war sie nur eine naive Träumerin. Aber ihr Stolz würde nicht scheitern.
    Und was war mit seinem Stolz?
    Er ließ sich wieder an der Pumpe nieder und begann, mit sich zu hadern. War es ihre Schuld, wenn er keine höheren Ziele anstrebte als eben so viel zu essen, wie in seinen schmalen Körper paßte, bei jeder Gelegenheit zu stehlen, den Kölner Jungfrauen die Unschuld zu rauben und ansonsten in den Tag hineinzuleben?
    War es ihre Schuld, daß er jedesmal davonlief, wenn es im Leben verbindlich oder gar unangenehm wurde? Was sollte einer wie er ihr bieten, was sie nicht schon bis zum Überdruß hatte? Was konnte er schon groß?
    Was hatte er jemals versucht zu können?
    Seine Finger griffen in die weite Hose, die ihm das Färbermädchen geschenkt hatte. Er hatte etwas eingesteckt, das einzige, was er im Überfluß besaß, weil er immer wieder neue Exemplare davon schnitzte und verschenkte.
    Eines seiner krummen Flötchen kam zum Vorschein.
    Jacops Zunge flitzte die Lippen entlang. Im nächsten Moment erklang eine schnelle, lustige Melodie. Wie Bienen schwirrten die Klänge über den Novo mercato. Und mit einem Mal war es ihm, als ob die Bäume ihr Rauschen eingestellt hätten und ihm lauschten, als ob der Mond nur seinetwegen hinter den Wolken hervorluge und sich das hohe Gras im Takt der Musik zu wiegen beginne, und Jacop sah, daß er doch etwas konnte und ließ seine Holzflöte jubilieren und sich zu immer neuen, raffinierteren Kaskaden der Fröhlichkeit emporschwingen – Unvermittelt brach er ab.
    Vor seinem inneren Auge sah er den Schatten auf dem Baugerüst. Das nachtschwarze Wesen mit den langen, fliegenden Haaren, das die Gestalt eines Menschen und die Behendigkeit und Wildheit einer Bestie offenbart hatte.
    Es hatte den Dombaumeister ermordet.
    Und dann hatte es ihn angestarrt.
    Der Teufel!
    Jacop schüttelte den Kopf. Nein, es war ein Mensch gewesen, ein besonders großer und sehr schneller Mensch, nichts weiter. Ein Mörder. Aber warum sollte jemand Gerhard Morart töten? Die Zeugen fielen ihm wieder ein. Es hatte keine Zeugen gegeben. Nie
    mand außer ihm war in der Nähe gewesen, um Gerhards Todessturz mitzuerleben. Wer immer das behauptete, log. Nur er, Jacop, kannte die Wahrheit. Er hatte Gerhards Mörder als einziger gesehen.
    Und der Mörder hatte ihn gesehen. Plötzlich fuhr ihm die Kälte in alle Glieder. Er zog die Knie an die Brust und starrte hinüber zu der wuchtigen Kulisse von St. Aposteln.
    Maria
    Sie betrachtete, auf einen Ellbogen gestützt, die pelzige Landschaft von Urquharts Brust. Ihr Zeigefinger durchwanderte das Haar und drehte es zu Löckchen.
    Maria kicherte.
    »So vergnügt?« fragte Urquhart.
    »Ich dachte gerade, wie lange es wohl dauern würde, Euch auf diese Weise zu verzieren.«
    Urquard grinste.
    »Euer Leben könnte darüber hingehen«, sagte er.
    »Nun ja.« Maria hob die Brauen. Dann lachte sie, warf sich auf ihn und schlang die Arme um seinen Hals. »Ich habe in meinem ganzen Leben jedenfalls noch keinen getroffen, der so viel Haar am Körper hatte. Ihr seht beinahe aus wie ein«, – sie rang nach einem passenden Vergleich – »ein Wolf!«
    Er zog ihren Kopf zu sich herunter und küßte sie.
    »Wölfe sind zärtlich«, flüsterte er.
    Maria machte sich los und sprang von der Bettstatt. Sie fühlte immer noch sein Gewicht, seinen heißen Atem, spürte ihn über sich und in sich. Er hatte sie wild und ungestüm geliebt in einer Weise, die sie aufs äußerste erregt und zugleich seltsam beunruhigt hatte.
    »Wölfe sind grausam«, gab sie zurück. Ihre Hände fuhren über den weichen Stoff seines Umhangs, der ihren Tisch bedeckte.
    Urquhart verwirrte sie. Sie hatte viele Männer gehabt, gute und schlechte Liebhaber, ungeduldige und gemächliche, brutale und solche, die wie Kinder waren. Manche waren nett zu ihr gewesen, hatten ihr mehr Geld als ausgemacht zugesteckt, was Clemens nicht wissen durfte, und sie zum Wein, manchmal sogar zu etwas Eßbarem eingeladen. Andere hingegen behandelten sie wie eine Sache, wie ein Ding ohne Seele und Verstand. Dann gab es die Einsamen, die oft nur reden wollten, und die Unersättlichen. Da waren die Sorgenvollen und die Überschwenglichen, die Gewissenlosen und die Reumütigen, denen die Qual der Sünde ständig das Antlitz verzerrte, so daß Maria oft nicht wußte, ob sie vor Lust oder vor Entsetzen

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