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Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter.

Titel: Tod und Teufel. Bundesausgabe.: Ein Krimi aus dem Mittelalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Jacop konnte sich kaum erinnern, wann er das letzte Mal welchen getrunken hatte. Irgend etwas würde er jedenfalls auftreiben, gleich am nächsten Morgen, um Maria zu versöhnen und dann guten Gewissens auf der Bach nach dem Rechten zu sehen.
    Wenn Maria sich versöhnen ließ. Wieder blieb er stehen. Sein Gefühl sagte ihm, daß Maria nicht mehr auf ihn wartete.
    Es war einer jener seltenen Momente, in denen Jacop die Wahrheit kannte, ohne sich ihrer im geringsten vergewissert zu haben. Jede Verbindung zu ihr war abgerissen. Vielleicht war sie schon weg, hatte ihren ehrlichen Bräutigam gefunden, wie es der Zufall wollte, gerade in dieser letzten, feige dahingeschlichenen Stunde. Oder sie schlief, das Gesicht zur Wand gedreht, wie sie es immer tat. Hatte Clemens eingeschärft, ihn ja nicht reinzulassen. Was auch immer es war, sie hatte aufgehört, auf ihn zu warten.
    Die Empfindung war seltsam. Jacop konnte sich nicht erklären, was diese rigorose Gewißheit ausmachte. Sie hatten sich mehr als einmal gestritten, aber man konnte Maria weiß Gott nicht nachsagen, sie sei unversöhnlich.
    Sollte er gehen?
    Sein Blick wanderte zu dem Eckhaus. Zwischen den geschlossenen Läden im ersten Stock stach ein winziger Spalt Licht hervor. Also war sie noch wach.
    Und er war ein gedankenverlorener Trottel, wenn er jetzt nicht auf der Stelle da reinging.
    Als er nach mehrmaligem Klopfen die Stube betrat, schien alles wie immer. Clemens war eben dabei, den Braten vom Feuer zu nehmen. Auf dem Tisch stand eine große Schüssel mit Hirsebrei. Margarethe und Wilhilde stellten vier Becher und einen Krug Wein dazu.
    »Du schon wieder«, bemerkte Clemens.
    »Ich schon wieder.«
    »Warst doch eben erst hier.«
    Jacop zuckte die Achseln und liebkoste das schwarzverbrannte Fleisch mit Blicken. »Ein Festmahl?« fragte er miesepetrig. »Wozu?«
    »Die Geschäfte laufen gut«, knurrte Clemens in einem Tonfall, der nicht nach guten Geschäften klang. »Im übrigen geht dich das nichts an, was hier in die Mägen kommt. Willst Maria ihren Anteil wegfressen. Bah. Kannst du vergessen.«
    »Wo ist sie überhaupt, du alter Nörgler?«
    Clemens machte eine Kopfbewegung zur Stiege.
    »Wird gleich runterkommen, schätze ich. Ihr Letzter für heute ist gerade weg. 'n feiner Herr. Kannte dich, was mir überhaupt nicht in den Kopf will.«
    »Wer?« rief Jacop überrascht.
    »Wer, wer! Seinen Namen hab ich nicht wissen wollen.«
    »Ich kenne keine feinen Herren«, sagte Jacop und machte Anstalten, nach oben zu klettern. »Wie sah er denn aus?« Clemens fletschte ihn an. »Besser als du jedenfalls.« »Ist mir klar.« »Doppelt so groß, würde ich sagen.« Er lachte heiser. »Nein, dreimal so groß. Und die Haare –«
    »Die Haare eines Engels«, lächelte Margarethe versonnen.
    »Bis zum Boden«, stöhnte Wilhilde trunken vor Erinnerung.
    Jacop sah auf die weiß hervortretenden Knöchel seiner Hand, mit der er die Stiegensprosse umklammert hielt, und fühlte sein Blut erkalten. »Dunkle Kleidung?« fragte er. »Schwarz wie die Nacht.« Es kann nicht sein, dachte er. Seine Gedanken rasten. Es kann einfach nicht sein!
    Schneller als je zuvor erklomm er die Stiege. Vor ihrer Tür verharrte er.
    »Maria?«
    Es kam keine Antwort.
    »Maria!« Nun lauter.
    Es kann nicht sein, es kann nicht sein –
    Fiebernd vor Angst stieß er die Türe auf.
    Maria stand am Fenster, den Rücken an die Wand gelehnt, und schaute ihn an. Sie sagte kein Wort. »Maria, ich –« Er verstummte. Irgend etwas stimmte nicht mit ihrem Gesicht. Unsicher trat er näher, sah genauer hin.
    Seine Kinnlade begann zu beben.
    Maria schaute ihn an.
    Aber nur mit einem Auge.
    Durch das andere war der Bolzen einer Armbrust geschossen worden, hatte die hintere Schädeldecke zerschlagen und sie aufrecht an die Bohlen genagelt.
    Filzengraben
    »Ich haue ihn in Stücke!« Kunos Stimme war ein einziger Aufschrei. Tränen liefen ihm über die Wangen, als er in den von Kerzen erleuchteten Raum stürmte. Seine Fäuste
    knallten auf die Kante des mächtigen Eichentischs, an dem die sieben Männer ihr opulentes Abendessen einnahmen. Er zitterte vor Erregung an allen Gliedern. »Dafür werdet Ihr Euch zu verantworten haben«, fuhr er Johann an. »Ihr und die Hexe Blithildis.« Mathias warf den Hühnerknochen von sich, an dem er beim Eintreten des jungen Mannes genagt hatte, und sprang auf.
    »Und Ihr werdet lernen, anzuklopfen«, gab er scharf zurück.
    »Achtet auf Eure Worte!« schrie Kuno. »Ihr habt es

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