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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Biertische am Rande der Veranstaltung entdeckte ich
Hauptkommissar Düsseldorf. Er hatte mich noch nicht erkannt, wohl weil seine
Aufmerksamkeit voll und ganz von einer Kollegin in Anspruch genommen wurde, die
dem Aussehen nach eindeutig zu jung war, um seine Tochter zu sein. Von mir aus
konnte das auch so bleiben, aber dann stieß das junge Ding ihr Glas um und
winkte mich herbei, damit ich das Malheur aufwischte und eine neue
Papiertischdecke aufzog, während sie sich zum Waschraum aufmachte.
    Der Hauptkommissar hatte zwar schon ausgiebig vom Sekt gekostet,
aber so besoffen war er auch noch nicht. »Sie hier?«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach ich. »Sie müssen sich irren, Herr
Kommissar.«
    Düsseldorf legte den Kopf auf die Seite wie ein neugieriger Papagei
und starrte mich an. »Ole Frings, doch, Sie sind’s. Tja, das hab ich Ihnen
schon vor einem Jahr prophezeit, wissen Sie noch?«
    »Was haben Sie?«
    »Dass Sie als Weihnachtsmann enden würden, früher oder später.
Privatdetektive haben keine Zukunft.«
    Ich kratzte mich unter meinem Rauschebart, der ein scheußliches
Jucken auf der Haut verursachte. »So, und warum nicht?«
    »Ihr Markt ist sozusagen weggebrochen. Wirtschaftskrise pur, kann
man sagen.«
    »Was faseln Sie da?«
    »Nehmen Sie zum Beispiel das Beschatten untreuer Ehefrauen.«
Düsseldorf beugte sich zu mir und nebelte mich mit seiner Fahne ein. »Wo gibt’s
die denn heute noch? Ich sag Ihnen, wie das ist: Heutzutage haben Sie entweder
Fahrraddiebstahl oder Al Quaida. Nichts dazwischen. Also wenden sich die Leute
an den guten alten Wachtmeister oder an das SEK .
Schnüffler gehen leer aus.«
    Er hielt mir sein leeres Glas hin, ich goss ihm nach. »Wenn Sie das
sagen, Herr Kommissar.«
    »Glauben Sie mir, Herr Frings, ich habe schon einige ehemalige
Schnüffler kennengelernt, die inzwischen in haushaltsnahen Dienstleistungen
machen. Spülen, Rasenmähen und Staubsaugen, Sie wissen schon. All das, wozu man
nicht kommt, wenn man einer ordentlichen, geregelten Arbeit nachgeht.«
    Einer meiner Kollegen läutete eine helle, feengleiche Glocke. »Tut
mir leid, Herr Kommissar«, riss ich mich los, »aber meine ordentliche Arbeit
verlangt nach mir. Ich bin als Ringrichter beim Wichteln eingesetzt.«
    »Eins noch, Herr Frings: Diese Schnecke da eben, die haben Sie nicht
gesehen, verstanden?«
    Das Wichteln verlief glimpflich, die Stimmung wollte aber auch
danach nicht so recht anspringen. Es war noch nicht einmal halb acht, als sich
die ersten Polizeibeamten verabschiedeten. Mönninghoff schäumte, es seien nicht
mal die Hälfte der veranschlagten Getränke verkauft worden, und wenn das so
weiterginge, könnten wir uns auf was gefasst machen. Also ließen wir uns etwas
einfallen. Drei Weihnachtsmänner stimmten »Stille Nacht, heilige Nacht« und
»Rudolph, the red-nosed Reindeer« an, eine andere Gruppe bezog Position am
Buffet und las mit verteilten Rollen die Weihnachtsgeschichte vor. Die
Polizeiband spielte »Mission Impossible« und »Spiel mir das Lied vom Tod«.
Alles vergeblich.
    Hauptkommissar Düsseldorf gehörte auch zu denjenigen, die es
spannender fanden, den Abend woanders fortzusetzen. Kurz nach sieben schon
hatte er sich verabschiedet, Arm in Arm mit seiner Schnecke. Auf seinem Tisch
fand ich ein vollkommen jungfräuliches Glas Bier vor. Ich stellte es auf mein Tablett,
trug es in die improvisierte Küche und beschloss kurzerhand, es vor dem
Schalwerden zu retten.
    Ich hatte das leere Glas noch nicht abgesetzt, als mich jemand von
hinten an der Schulter packte. »So, das war’s auch schon.« Mönninghoff,
schwitzend und grinsend. »Du bist fristlos entlassen. Diebstahl wird nicht
geduldet.«
    Mir reichte es. Blitzschnell packte ich den Kerl am Kragen und
rammte ihn gegen den Tapeziertisch mit dem benutzten Geschirr, dass es nur so
klirrte. Mönninghoff war um einiges schwerer als ich, aber mein Angriff
überrumpelte ihn. »Erstens«, zischte ich wütend, »duzt du mich nicht. Und
zweitens bist du derjenige, der fristlos entlassen ist. Wegen hinterhältiger
Erpressung. Her mit den Weihnachtskarten.«
    »Was denn für Karten?«
    »In deiner Jackentasche.«
    Er starrte mich an.
    »Versuch bloß nicht, dich dümmer zu stellen, als du bist. Das ist
unmöglich. Los, rück die Karten raus, du Erpresser.« Ich verstärkte meinen
Druck auf seinen Hemdkragen. »Und keine Tricks, wenn ich bitten darf.«
    Glücklicherweise war Mönninghoff so einfach gestrickt, dass er mir
die billige

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