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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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gehen Sie
meinetwegen ins Internet. Die hiesigen Medien finden es schick, mit den Wölfen
zu heulen.«
    »Was heulen denn die Wölfe?«
    »Sie kümmern sich nicht um politische Inhalte, sondern interessieren
sich lediglich für Schlagworte. So wie Klientelpolitik. Steuersenkungspartei.
Oder Sammelbecken für Besserverdienende.«
    »Ist Ihre Partei das denn nicht?«
    Hermine Tiedemann nahm mir den Umschlag aus der Hand. Sie ging ins
Wohnzimmer, zog eine Schreibtischschublade auf und nahm ein Bündel Scheine
heraus. Steckte sie zu den anderen in den Umschlag und reichte mir das Kuvert
wieder. »Ich möchte, dass Sie weitermachen. Zählen Sie ruhig nach. Sie werden
finden, dass dies ein wirklich lukrativer Auftrag ist, den jemand wie Sie nicht
leichtfertig ausschlägt.«
    Es klopfte. Löwenich, in einer blau-weiß karierten Küchenschürze,
die seinem Aussehen nicht zum Vorteil gereichte, öffnete die Tür einen Spalt
weit. »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte er mit diskretem Hüsteln. »Es ist
angerichtet. Herr Hillgruber ist auch gerade eingetroffen.«
    »Wir werden jetzt das Mittagessen einnehmen«, erklärte Hermine
überflüssigerweise, was ich als Rauswurf auffasste.
    »Also gut«, sagte ich und winkte mit dem Umschlag. »Wenn Sie darauf
bestehen, dann werde ich eben weiterermitteln. Ich wünsche einen guten
Appetit.«
    »Es ist eine liebe Tradition«, erklärte sie. »Einmal im Monat
treffen wir uns mit guten Freunden zum Klößeessen. Wer konnte denn schon ahnen,
dass …« Sie vollendete den Satz nicht.
    »Noch einmal mein herzliches Beileid«, sagte ich und steckte den
Umschlag in die Jackentasche. Frau Tiedemann geleitete mich in die Diele, wo
wir auf den kleinen, unscheinbaren Mann von gestern Nacht trafen: Hillgruber,
den Generalsekretär der Münsterlandpartei. Er schien nicht gerade begeistert
von meinem Anblick zu sein.
    »Sie hier zu treffen, verwundert mich ein wenig«, sagte er mit einem
irritierten Blick zu Hermine. Es war der Blick eines Menschen, der überzeugt
ist, das Recht auf eine Erklärung zu haben.
    »Herr Frings wird für mich herausfinden, wer Diethardt ermordet
hat«, informierte sie ihn.
    »Aber ich war noch gestern mit einem Herrn von der Kripo
übereingekommen, dass Diskretion in der Sache oberste Priorität hat.«
    Frau Tiedemann machte Löwenich Platz, der einen Beistellwagen mit
allerhand Schüsseln, Tellern und Geschirr durch die Diele in Richtung
Speisezimmer schob. Sie schien es nicht sehr zu schätzen, in ihrem eigenen Haus
kritisiert zu werden. Unvermittelt wandte sie sich mir zu und pflanzte ein derart
breites Grinsen auf ihr Gesicht, dass ich regelrecht zurückschreckte. »Machen
Sie uns doch die Freude, Herr Frings, und bleiben Sie zum Essen. Zu dritt ist
es doch immer schöner als zu zweit, nicht wahr?«
    Hillgrubers Miene gefror.
    »Wenn Sie meinen …«, wand ich mich.
    »Kommen Sie doch. Wir haben ja ohnehin ein Gedeck übrig.«
    In diesem Augenblick war ich mir sicher, dass Frau Tiedemann zu
jenen Menschen gehörte, denen ich niemals im Dunkeln begegnen wollte. Ich nahm
mir vor, Gorbitsch bei Gelegenheit zu fragen, ob er sich an irgendeine
menschliche Regung bei ihr erinnern konnte. Trotzdem nahm ich am Tisch Platz
und legte brav eine Stoffserviette an.
    Zu dritt saßen wir um den runden Tisch in einem kalt und stillos
eingerichteten Esszimmer: Parkettfußboden, an den Wänden gelbliche
Raufasertapete, ein Ölgemälde in einem monströsen Rahmen, das zwei Hirsche auf
einer Lichtung im Abendrot zeigte. Wir schlürften eine Elsässische
Zwiebelsuppe, die die Konversation nicht so recht in Gang brachte. Conny
Löwenich, immer noch in der unvorteilhaften Schürze, räumte schließlich das
Suppengeschirr ab und kehrte mit der Hauptspeise zurück: Klöße mit Ente und
Rotkohl.
    Das Grinsen von vorhin ruhte immer noch auf Frau Tiedemanns Gesicht,
nur dass es jetzt ins Triumphierende spielte. Hillgruber, der Kleinste von uns
dreien, schien kein bisschen guter Dinge zu sein. Er spachtelte los, wie um zu
signalisieren, dass er viel zu sehr damit beschäftigt sei, Nahrung aufzunehmen,
um sich unterhalten zu können. Natürlich bemühte ich mich, keine Vorurteile
gegen kleine Männer wie ihn zu haben, aber seine rundliche Gestalt, die
Hängebacken und die Art, wie er sich über seinen Teller hermachte, ließen mich
an einen kleinen, fetten Hamster denken. Als ich die Hand nach dem Salat
ausstreckte, kam er mir zuvor, schnappte sich die Schüssel und entleerte sie
auf seinen

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