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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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bei ihm
ist.«
    »Den Eindruck hatte ich nicht«, sagte ich. »Er ist vielleicht ein
bisschen auf die alten Zeiten fixiert, aber sonst in Ordnung. Immerhin hat er
dein Fahrrad für lau repariert.«
    Das Café leerte sich allmählich, aber wir kamen erst so richtig in
Fahrt. Ich holte uns noch Bier, es war schon das vierte oder fünfte. Das Gute
an dem Gesöff war, dass einem der eigentümliche Geschmack auf die Dauer nichts
mehr ausmachte. Je mehr man davon konsumierte, desto mehr schmeckte es nach
richtigem Bier.
    »Du bist ganz schön naiv«, meinte Gorbitsch.
    »Naiv? Wie kommst du denn darauf?«
    »Denkst du vielleicht, in einem solchen Mordfall kann man den Leuten
glauben, was sie einem auftischen? Leuten wie Löwenich oder dem nervtötenden
Ottmar. Oder Susann, der Queen of Lascivity . Wenn das
so wäre, dann müsste man einfach nur alle fragen: Haben Sie den Kerl ermordet,
ja oder nein? Und das war’s schon. Aber das Dumme ist ja: Der, der es getan
hat, wird’s dir nie sagen. Eher lügt er.«
    »Was soll das, Gorbitsch? Das weiß ich doch selbst.«
    »Eben. Solltest du auch. Aber ich könnte dir Dinge erzählen …«
    »Dinge?«
    »Jawohl, Dinge. Und wenn ich sie dir erzählen würde, dann wärst du
auch nicht mehr so naiv zu denken, dass unser Job als Schnüffler darin besteht,
die Wahrheit ans Licht zu bringen.« Gorbitsch leerte seine Pulle mit einem
riesigen Schluck, dann rülpste er. »Er besteht nämlich eigentlich darin, die
Sachen unter den Teppich zu kehren.«
    »Meinst du?«
    »Ja, meine ich.«
    »Was ich dich immer schon fragen wollte, Gorbitsch: Affair Design – was hat man sich darunter eigentlich
vorzustellen?«
    Gorbitsch grinste besoffen. »Das willst du gar nicht wissen.«
    »Doch, will ich.«
    »Also gut, die Sache ist eigentlich ganz einfach …«
    Mein Handy klingelte. »Einen Moment«, sagte ich und meldete mich:
»Was gibt’s denn?«
    »Hier ist Düsseldorf«, sagte Düsseldorf. »Mordkommission. Herr
Frings, trifft es zu, dass der Name Ihres Expartners Jan Willem Gorbitsch
lautet?«
    »Ja, warum fragen Sie?«
    »Und sind Sie darüber informiert, wo sich Herr Gorbitsch momentan
aufhält?«
    »Auch das, Herr Kommissar. Zufällig sitzt er mir in diesem Moment
gegenüber. Dürfte ich erfahren, worum es geht?«
    »Tja, wenn das so ist, wäre es das Einfachste, wenn Sie mich einfach
weitergeben. Er wird es Ihnen dann schon sagen.«
    »Für dich«, sagte ich und reichte Gorbitsch das Handy.
    »Ja?«, sagte er und hörte eine Weile zu. »Na, dann«, sagte er
anschließend. Und: »Wenn Sie meinen. – Nein, nein, kein Problem. Dann bis
gleich.« Er klappte das Handy zu und gab es mir zurück.
    »Irgendwas Wichtiges?«, erkundigte ich mich.
    Gorbitsch zuckte mit den Schultern. »Wie es aussieht, bin ich
vorläufig festgenommen.«
    »Festgenommen? Das ist ja ein Ding! Weswegen denn?«
    »Wegen Mordes.«

17
    Wir waren beide nicht mehr fahrtüchtig. Also schlug ich
vor, dass Gorbitsch den Wagen steuerte. Wenn er sowieso wegen Mordes dran war,
dann machte eine Lappalie wie Trunkenheit am Steuer ja wohl kaum noch was aus.
Aber er wollte nicht, weil er Angst hatte, dass sein geliebter Wagen eine
Schramme abbekommen könnte. Also ließen wir uns im Taxi zum Tatort kutschieren.
Der befand sich nicht weit von Gorbitschs Zuhause entfernt. Genauer gesagt:
direkt nebenan.
    Das Wohnzimmer neben Gorbitschs Wohnzimmer hatte die gleiche
quadratische Form. Natürlich hingen andere Bilder an den Wänden, eins mit einem
röhrenden Hirsch und eins mit Micky Maus. Gegenüber der Terrassentür prangte
wie ein Altar ein großer Flachbildschirm. Und in der Mitte des Raumes, mittels
einer blinkenden Lichterkette an einen Stuhl gefesselt, saß Silke Klamm. Das
Telefon war ihr aus der Hand gerutscht und wurde gerade von der Spurensicherung
eingetütet. Die Frau war tot. Ermordet. In ihrem Rücken steckte ein langes
goldenes Messingteil, das irgendwie festlich aussah.
    Düsseldorf deutete darauf. »Eine Christbaumspitze als Tatwaffe«,
sagte er. »Wie originell.«
    Sie war aber lange nicht der einzige weihnachtliche Aspekt der Tat.
»Hier liegen überall Tannennadeln«, sagte ich. »Woher kommen die? Sehen Sie
hier irgendwo einen Christbaum? Und dann …« Ich ging auf die Knie, langte unter
das Möbel, auf dem der Flachbildschirm stand, und zog eine Postkarte hervor.
Hielt sie dem Kommissar triumphierend unter die Nase.
    »Die Käfige der Lambertikirche im weihnachtlichen Lichterglanz«,
sagte er unbeeindruckt. »Es

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