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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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hinausbegleiten.«
    Es klopfte. Jemand trat ein. Es war Butch. »Alles erledigt, Chef«,
sagte er und musterte mich argwöhnisch. »Mönninghoff verzichtet auf seine
Abfindung.«
    »Gute Arbeit«, lobte Schubert, dann deutete er auf mich. »Und jetzt
bringt ihn raus.«
    »Haben Sie es sich schon überlegt?«, erkundigte sich Sundance im
Lift auf dem Weg nach unten.
    »Noch nicht«, sagte ich.
    »Was überlegt?«, wollte Butch misstrauisch wissen.
    »Ich wäre, glaube ich, ein ganz guter Detektiv«, sagte Sundance, und
wieder zu mir: »Was Ihre Frage angeht, zum Beispiel.«
    »Welche Frage?«
    »Ob er sauer war. Der Chef, meine ich.«
    »Und?«
    »Natürlich war er sauer. Da waren ja nicht nur die Urlaube.«
    »Was denn noch?«
    »Schubert hat Noteboom außerdem noch sämtliche Wahlkämpfe
finanziert.«
    »Warum erzählst du ihm das, du Idiot?«, meckerte Butch und funkelte
mich böse an.
    »Weil ich Detektiv werde«, sagte Sundance. »Ich hänge den
Totschläger an den Nagel und sattele um.«
    »Ach nee.« Butch grinste, aber sah nicht belustigt aus. »Einen
Scheiß wirst du.«
    Wir waren unten angekommen und traten nacheinander ins Freie. Die
Polizeiabsperrung war verschwunden, der Kundenstrom floss wieder.
Weihnachtsbeschallung plärrte. Ein leichter, aber eiskalter Wind blies uns
winzige Schneeflocken ins Gesicht.
    »Ich fahre Sie noch nach Hause«, bot Sundance großzügig an.
    Butch Cassidy grunzte entrüstet. »Nein, machst du nicht.«
    »Willst du lieber? Du hast doch keinen Führerschein, schon
vergessen?«
    »Keiner fährt ihn. ›Bringt ihn raus‹, hat er gesagt. Nicht ›Bringt
ihn nach Hause‹.«
    »Trotzdem. Ich hab eh Feierabend.«
    »Na gut. Dann mach doch. Du wirst schon sehen.«
    »Was sehen? Wovon redest du?«
    Butch baute sich streitlustig vor seinem Kollegen auf. »Na, wovon
rede ich wohl?«
    »Schon wieder. Ich habe gesagt: keine Drohungen.«
    »Wer hat denn gedroht?«
    »Kein Problem«, sagte ich. »Vielen Dank für das Angebot, aber ich
komme schon klar.«
    Keiner der beiden beachtete mich.

16
    Trotzdem ergab es sich, dass ich nicht mit dem Bus
zurückfahren musste. Noch bevor ich auf die Roxeler Straße einbog, hielt ein
Wagen auf meiner Höhe, nicht der von Schuberts Bodyguards, sondern eine
Mitteklasselimousine in Silbermetallic. Die Tür öffnete sich einladend.
    »Ich fahre zufällig in die Stadt zurück«, sagte kein Geringerer als
Ralf-Walther Hillgruber, Generalsekretär der MSP .
»Wenn Sie wollen, nehme ich Sie ein Stück mit.«
    Das war eine Überraschung. »Ich hätte nicht gedacht, Sie hier
anzutreffen«, wunderte ich mich, nachdem ich auf dem Beifahrersitz Platz
genommen hatte.
    Hillgruber lächelte breit und fädelte sich in den Verkehr ein. »Nun,
es ist bald Weihnachten und ich habe Enkelkinder, die ich beschenken muss. Was
ist daran verwunderlich?«
    Wie kommst du dazu, mich zu kutschieren, wo du das letzte Mal nicht
mal mit mir reden wolltest?, lautete die Frage, die mich wirklich
interessierte, ich aber nicht stellte. »Ausgerechnet bei Schubert«, sagte ich
stattdessen.
    »Was ist dagegen einzuwenden?«
    »Laut Strumpf«, erklärte ich, »gab es eine sozusagen unheilige
Allianz zwischen dem Parteifreund und Sponsor Schubert und Noteboom. Und der
Witz ist: Beide haben Weihnachtskarten mit anonymen Drohungen bekommen.«
    »Strumpf.« Der abfällige Tonfall ließ Hillgrubers Stimme hässlich
klingen. »Falls Sie es noch nicht selbst herausgefunden haben, Frings, dann
sage ich es Ihnen jetzt: Dieser Mann hat nur seine eigene Karriere im Kopf.
Keine Ideen, keine Visionen. Nicht das Geringste. Er plappert nur.«
    »Ein normaler Politiker eben«, sagte ich.
    Er überging den Spott. »Autofahrerpartei, wenn ich das schon höre.«
    »Da haben Sie neulich beim Klößeessen aber noch anders gesprochen.«
    »Erstens wollte ich Hermine nicht verletzen, da sie Herrn Strumpf
sehr schätzt. Und zweitens ist es auch nicht meine Sache, irgendeine Person für
irgendein Amt zu qualifizieren. Das ist allein Aufgabe des Wählers.«
    »Amen.«
    Hamsterbacke verzog den Mund, sagte aber nichts.
    »Ich habe heute einen anonymen Anruf erhalten«, erzählte ich.
»Jemand nannte Herrn Noteboom einen verdammten Hurensohn und gab ihm die Schuld
daran, dass das Münsterland mit Dreck, Speichel und Sperma bekleckert wird.
Kennen Sie eventuell einen Parteifreund, der dieser Auffassung sein könnte?«
    Hillgruber zuckte die Schultern. »Jemand, der sich wichtig machen
will.« Er setzte den Blinker und

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