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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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neben seinem Bett auf dem Boden stand, zeigte
halb fünf. Draußen war es fast dunkel. Er erhob sich aus dem Sitzkissen,
knipste seine Schreibtischlampe an und entzündete zwei Teelichter. Dann setzte
er sich wieder hin, wich aber meinem Blick aus. »Da gibt es nichts zu
erzählen.«
    »Also gut, dann mach ich das«, sagte ich. »Der Punkt ist, dass du
nicht vorhattest, diejenigen, die Mara das angetan hatten, davonkommen zu
lassen. Da wären erst mal diverse Weihnachtskarten, die du verschickt hast.
Keine Ahnung, wie du auf die Idee mit dem Fugu gekommen bist, auch nicht, woher
du die Viecher hattest, jedenfalls bist du eines Abends bei Noteboom
aufgekreuzt und hast ihn mit vergiftetem Töttchen ins Jenseits befördert.«
    Conny hob die Hand wie zum Schwur. »Ich habe nie einen Fugu
besessen.«
    »Ottmar, dein Schauspielschüler, sagt aber etwas anderes.«
    »Dann irrt er sich eben.« Die Hand sank wieder und umfasste die
Teetasse, um sich aufzuwärmen. »Also gut. Ich habe zufällig herausgefunden,
dass einige Tierimporteure bestimmte Strudelwürmer und Meeresgrundeln im
Angebot haben. Die enthalten genauso viel Tetrodotoxin wie der Fugu. Es ist nur
nicht so bekannt.«
    Ich hatte mich aus dem Sitzkissen erhoben und begab mich ans
Fenster. Es war noch nicht ganz finster, sodass man die Wolken sehen konnte.
Sie hingen so tief, dass sie beinahe die Dächer der Häuser streiften. Dunkle,
fast schwarze Wolken. »Sieht irgendwie wieder nach Schnee aus«, sagte ich.
    »Keine Ahnung«, meinte Conny, der neben mich trat. »Im Radio haben
sie nur Regen angesagt.«
    Weit entfernt konnte ich winzige blaue Lichter ausmachen, die sich
schnell fortbewegten. Irgendwo auf der Warendorfer Straße musste es einen
Unfall gegeben haben.
    »Weißt du, zuerst habe ich mir gesagt: Du hast niemanden ermordet,
sondern nur das Stattfinden eines ungewollten, aber gerechtfertigten rituellen
Selbstmordes ermöglicht. Außerdem hat Noteboom den Fleischbrei gegen meinen Rat
verzehrt.«
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Du hast ihn davor gewarnt.«
    »Aber das ist nur ein billiger Trick, um das eigene Gewissen zu
beruhigen«, meinte er düster.
    »Dann wären da noch die anderen«, sagte ich. »Strumpf und Silke
Klamm.«
    »Was wollen die hier?« Conny deutete aus dem Fenster.
    Die Blinklichter waren näher gekommen, von der Warendorfer Straße
auf die Zufahrt zum Hof abgebogen und näherten sich rasch. Es waren vier
Einsatzwagen der Polizei.
    »Keine Ahnung«, sagte ich.
    Jetzt sah Conny mich an. Sein Blick durchbohrte mich förmlich. Und
ich war es, der ihm auswich.
    »Ehrlich, Conny, ich habe nichts damit zu tun …«
    »Klar, hast du nicht.«
    Die Wagen standen jetzt im Innenhof. Unten im Erdgeschoss polterte
eine Tür. Schwere Schritte kamen die Treppe herauf. Dann klopfte es an die Tür.
»Herr Löwenich? Hier ist die Polizei. Bitte öffnen Sie.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, trat jemand ein. Hauptkommissar
Düsseldorf. »Herr Löwenich, ich muss Sie bitten, mit uns zu kommen. Ich nehme
Sie fest wegen Mordverdachts.«
    »Was soll das, Herr Kommissar?«, beschwerte ich mich. »Warum kreuzen
Sie mit der Kavallerie auf? Wer hat Ihnen den Tipp gegeben?«
    Löwenich ließ sich abführen, sah sich aber noch einmal zu mir um.
»Schöner Versuch, diese scheinbare Entrüstung«, sagte er und sah mich mit der
Verachtung an, die man einem Verräter zuteilwerden lässt. »Aber einem
Schauspieler sollte man besser nichts vorspielen.« Er schüttelte den Kopf. »Und
dir hab ich auch noch Tee angeboten …«

29
    Das war der Grund, weshalb ich das diesjährige
Weihnachtsfest nicht so recht genießen konnte: Löwenichs enttäuschtes
Kopfschütteln, das sich mir einprägte und mir so manche unruhige Nacht
verschaffte. Nicht genug damit, dass er mir Tee angeboten hatte, er hatte mir
vertraut, und ich hatte sein Vertrauen missbraucht. Hatte mich auf seinem
muffigen Sitzkissen gelümmelt in der Attitüde des guten Freundes, dem er sein
Herz ausschütten konnte, und war doch ein Judas gewesen, der nur darauf
wartete, dass das Sondereinsatzkommando über den Unbewaffneten herfiel und ihn
wie einen international gesuchten Terroristen abführte. Ich war ein Verräter,
jedenfalls glaubte er das von mir, und deshalb glaubte ich es auch immer mehr.
Was half es da, mich auf Fakten zu berufen, die mich freisprachen: Düsseldorf
hatte bei mir zu Hause angerufen und nur Gorbitsch erreicht, der aber keine
Zeit hatte, weil er gerade mit Svedlana herummachte. Weil er mich

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