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Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi

Titel: Tod und Töttchen - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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was
ist mit Frau Klamm?«, fragte ich.
    »Wir haben Folgendes herausgefunden: Löwenich arbeitete als
Weihnachtsmann für Schubert. Als solcher trat er auf einer
Fortbildungsveranstaltung des Bistums Münster im Franz-Hitze-Haus auf. Thema:
›Weihnachtsmann oder Nikolaus – Wer hat recht?‹ Auf dieser Veranstaltung kam es
zu einer hochemotionalen Debatte um diese Frage. Löwenich sah sich gezwungen,
das Seminar vorzeitig zu verlassen, was darauf hindeutet, dass die
Weihnachtsmannfraktion im Verlauf der Diskussion stark unter Druck geriet. Und
jetzt kommt’s: Silke Klamm hat auch teilgenommen.«
    »Na und?«
    »Na und was?«
    »Frau Klamm hat teilgenommen. Und weiter?«
    »So weit sind wir leider noch nicht. Wie gesagt, was Frau Klamm
angeht, so entsprechen die bisher ermittelten Fakten nicht gänzlich unseren
Erwartungen, im Gegenteil.«
    Düsseldorf und seine Verbissenheit konnten einem schon Sorgen
machen. Das sah Gorbitsch genauso, den ich am gleichen Nachmittag zum Grillen
traf. Das Wetter gaukelte einen Frühling vor mit Temperaturen über zwanzig
Grad, ganz offensichtlich in der Absicht, all die Hobbygärtner im April wieder
in den Spätherbst zurückzuregnen. Genauso wenig wie Gorbitsch hielt das
irgendeinen seiner Nachbarn davon ab, das Wetter auszunutzen. Eine dichte,
holzkohlebedingte Rauchwolke lag über den winzigen Gärten, verdunkelte die
Sonne und reizte die Atemwege.
    »Er hat mich auch schon angesprochen«, sagte Gorbitsch. »Wollte,
dass ich ihm diesen Kerl vom Hals schaffe.«
    »Welchen Kerl?«
    »Uhlenkötter. Ich sollte ihm eine Rufmordkampagne ausarbeiten.«
    »Zum Glück hast du Nein gesagt«, lobte ich.
    Gorbitsch wedelte mit der Grillzange. »Ich hab ihm einen guten Preis
gemacht, aber er wollte nur die Hälfte zahlen. Träumen Sie weiter, habe ich
gesagt.«
    Ich entkorkte ein Bier und schritt durch den kleinen Garten. »Schön
hast du’s hier.« Das war nur eine höfliche Floskel. Zur Linken ragte neuerdings
eine fast vier Meter hohe Mauer aus Beton und Korkelementen auf, die angeblich
schallschluckend waren. Optisch gesehen kaum ein Gewinn, denn das Grundstück
erinnerte jetzt stark an den Todesstreifen an der Berliner Mauer. Die
Lärmdämmung hatte ein Vermögen gekostet, aber Gorbitsch konnte es sich leisten.
Er hatte zahlungskräftige Freunde, wie zum Beispiel Franz Schubert.
    »Was ist eigentlich mit Hillgruber?«, fragte ich nur aus Neugier.
»Hast du da etwa auch deine Hände im Spiel gehabt?«
    Nicht nur wegen der Schalldämmung war mein Expartner wieder gut
drauf. Er und Svedlana hatten vor, demnächst zu heiraten, und das mit allen
Schikanen: russisch-orthodoxer Ritus, Hochzeitsreise auf die Krim.
    »Hände im Spiel?«, fragte Gorbitsch. »Was meinst du damit?«
    »Na ja, immerhin ist er jetzt da, wo Strumpf und Bolzenius
hinwollten. Er ist der neue Münsterland-Obama. Und das verdankt er nicht
zuletzt der Antiplagiatskampagne.«
    »Danke für die Lorbeeren«, grinste Gorbitsch. »Aber nein.
›Bolzenwiki‹ hat Hillgruber selber angeleiert.« Er griff mit der Zange zu und
hielt mir etwas Schwarzes, Verschrumpeltes hin. »Dein Würstchen ist fertig.«
    »Nein, danke«, sagte ich. »Vielleicht später. Aber warum hat er dann
Strumpf nicht auch aus dem Feld geschlagen, indem er dessen Vergangenheit als
Sandinist an die große Glocke gehängt hat? Das wäre für die Öffentlichkeit
mindestens so lächerlich gewesen wie das Abkupfern erotischer Romane.«
    »Weil er abgewartet hat. Ist doch klar: Sollten sich seine
Konkurrenten erst mal selbst zerfleischen. Außerdem«, Gorbitsch legte das
nächste Würstchen auf meinen Teller, dieses Mal ohne mich zu fragen, »ist es ja
auch seine eigene peinliche Vergangenheit.«
    »Hillgruber war auch Sandinist?«
    »Die beiden waren sogar alte Kampfgenossen. Strumpf nannte sich ›Che
Arminius‹. Natürlich haben sie nicht gegen die Römer gekämpft, sondern gegen
die Amis, weil sie von Niedersachsen aus den Befreiungskampf des
nicaraguanischen Volkes unterstützen wollten.«
    »Eine zweite Front also«, sagte ich. »Mit Bomben und
Selbstmordanschlägen.«
    »Das war lange vor der Zeit der Selbstmordanschläge. Wie Robin Hood
in Sherwood Forest beklauten sie die Reichen und waren damit sogar leidlich
erfolgreich. Einer ihrer Versuche, das Erbeutete den Armen zu geben, wurde
ihnen zum Verhängnis: Die Armen verständigten die Polizei. Hillgruber kam
damals nach einer kurzen Haftstrafe wieder auf freien Fuß, erstens, weil man
ihn für verwirrt

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