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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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eine Steintreppe hinab, an deren Ende mehrere Kammern lagen, die keine Fenster besaßen und mit Fackeln und Laternen erleuchtet werden mußten. Es roch muffig.
    Der Verwalter sperrte eine der wuchtigen Holztüren mit einem Schlüssel aus Eisen auf und schubste den immer noch gefesselten Olcán in die Zelle.
    Im Schein einer Laterne prüfte Fidelma das Rauminnere. Sie erkannte eine hölzerne Bettstatt, einen Tisch und einen Stuhl. Nur durch die Tür kam man hier hinein oder heraus.
    »Ich denke, wir können ihm freie Bewegung der Arme und Hände gewähren«, befand sie Conrí gegenüber. »Auch sollte er etwas zu essen und zu trinken bekommen. Verhören werde ich ihn später.«
    |388| Conrí war vom möglichen Ergebnis nicht allzu überzeugt.
    »Ich bezweifle, daß du etwas aus ihm herauskriegst, Lady. Ich habe versucht, ihn zu befragen, aber er schwieg hartnäckig, als wäre er stumm.«
    Trotzdem befolgte er ihre Anweisung und löste die Fesseln. Dann überließen sie den Gefangenen sich selbst; Bruder Cú Mara verschloß die Tür und hing den Schlüssel an einen dafür vorgesehenen Haken.
    Fidelma schaute sich in dem naßkalten Kellergewölbe um. »Wofür benutzt man die Räume sonst?«
    Der Verwalter schien sein feindseliges Gebaren vom Vorabend überwunden zu haben. Er war jetzt höflich, geradezu entgegenkommend.
    »Ursprünglich waren das Vorratsräume. Als es später üblich wurde, daß ein vorbeiziehender Brehon im Kloster Gericht hielt, haben wir einige der Zellen benutzt, um die in Haft zu halten, die sich wegen schwerer Vergehen vor dem höchsten Richter zu verantworten hatten.«
    Fidelma nahm die Erläuterung schweigend zur Kenntnis und stieg wieder ans Tageslicht und an frischere Luft. Die Zuschauer hatten sich zerstreut.
    Befriedigt lächelte sie Eadulf an.
    »Wir wissen jetzt, wie es weitergeht«, sagte sie. »Nicht mehr lange, und die Beute sitzt in der Falle.«
    Nach dem Hauptmahl stiegen Fidelma, Eadulf, Conrí und Bruder Cú Mara wieder in die Unterwelt zu Olcáns Zelle. Der Verwalter hatte ein Brett mit Essen mitgebracht. Er reichte es Eadulf, während er selbst den Schlüssel vom Haken nahm und die Tür aufschloß. Er ging vorsichtig zu Werke, doch der große Krieger saß unbeweglich und vor sich hin starrend auf dem Bett.
    |389| Der Verwalter stellte das Brett mit Essen ab und zog sich auf ein Zeichen von Fidelma hin zurück. Sie selbst setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum, während Eadulf und Conrí Position im Türrahmen bezogen.
    Fidelma versuchte, vom äußeren Erscheinungsbild des Gefangenen Rückschlüsse auf seinen Charakter zu ziehen: Ein Mann, bar jeglicher Empfindungen. Ein Mörder, der Befehle blindlings ausführte. Seine Gesichtszüge verrieten keinerlei Gefühlswärme oder höhere Intelligenz.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    Olcán machte andeutungsweise eine Bewegung mit nur einer Schulter, die als Bestätigung, genausogut aber auch als Desinteresse gedeutet werden konnte.
    »Daß dein Name Olcán ist, weiß ich. Von welchem Clan bist du?«
    Er verharrte in Schweigen.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten, Olcán. Entweder du machst dir dein weiteres Leben zusätzlich schwer oder etwas leichter. Es liegt bei dir.«
    Olcán warf ihr einen raschen Blick zu.
    »Ich habe nichts zu sagen.«
    »Dann sieht es für dich schlecht aus. Schon jetzt klagt man dich scheußlicher Verbrechen an. Es gibt genügend Zeugen. Strandraub, du hast ein gallisches Schiff zum Untergang gebracht. Ermordung der Äbtissin Faife. Überfälle auf Ansiedlungen der Corco Duibhne und Brandschatzung. Gefangennahme von sechs jungen Schwestern dieses Klosters und Versklavung der Einsiedler auf der Seanach-Insel, von denen du einen auf dem Gewissen hast.«
    Erbarmungslos zählte sie ihm die Liste seiner Schandtaten auf.
    Olcán betrachtete sie haßerfüllt.
    |390| »Erwartest du, daß ich das alles zugebe, Schwester von Colgú, dem Usurpator?« schnaubte er.
    »Zumindest gibst du zu, daß du weißt, wer ich bin«, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln.
    Er schwieg.
    »Da du meinen Bruder als Usurpator bezeichnest, darf ich wohl schlußfolgern, daß du dich Eoganán von den Uí Fidgente in Lehnstreue verpflichtet fühlst?«
    Wieder nur Schweigen.
    »Laß es mich noch mal anders sagen. Du magst ja für all diese Schreckenstaten verantwortlich sein. Sicher hast du auch die Kriegerbande befehligt, die die Greuel verübt hat. Und doch will ich nicht glauben, daß du der Urheber des ganzen Unheils bist. Die Befehle stammen

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