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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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beträchtliches |385| Aufsehen, sehr zum Mißfallen der ranghöheren Klosterangehörigen.
    Der Gefangene war ein dunkler Typ mit grobem, verschlossenem Gesicht. Die Hände hatte man ihm vor dem Körper mit einem Strick zusammengebunden. Er gab sich betont unbeeindruckt.
    Conrí lachte, als er Fidelma und Eadulf gewahr wurde, und winkte ihnen zu.
    »Es war ausgesprochen leicht«, erzählte er dann. »Wir erreichten die Seanach-Insel bei Tagesanbruch, und als sie unsere beiden Kriegsschiffe sahen, begriffen sie sogleich, daß wir in der Übermacht waren und streckten ohne weitere Umstände die Waffen … Alle, bis auf den einen hier.« Er tippte mit der Schwertspitze auf den Gefangenen. »Hiermit stelle ich euch unseren Freund Olcán vor. Er wollte seine Leute dazu bringen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, aber letztendlich haben wir ihn nur davon abgehalten, das selbst zu tun.«
    Neugierig unterzog ihn Fidelma einer kritischen Prüfung. Olcán seinerseits hielt ihrem Blick arrogant stand.
    »Wo sind die anderen Gefangenen?« fragte sie Conrí.
    »Keine Sorge, Lady. Ich habe sie im Hafen gelassen in Tadcáns sachkundigen Händen. Sie liegen gefesselt auf einem seiner Kriegsschiffe und warten auf deine Entscheidung, was mit ihnen geschehen soll. Ein merkwürdig zusammengewürfelter Haufen. Die meisten stammen aus dem Norden, gehören zu den Uí Maine, manche auch zu den Uí Briúin Aí. Sie beteuern, Olcán nur dem Sold wegen gefolgt zu sein. Die Einsiedler waren nicht zu bewegen, die Insel zu verlassen; sie wollen versuchen, sich ihr Leben dort wieder einzurichten. Die als verschollen gegoltenen Schwestern habe ich, wie ihr seht, mitgebracht. Die Kisten mit« – hier dämpfte er seine |386| Stimme – »Steinen, die wir fanden, sind auf den Schiffen sichergestellt.«
    »Du hast gute Arbeit geleistet, Conrí, sehr gute«, sagte Fidelma anerkennend. Dann winkte sie Schwester Sinnchéne heran. »Die jungen Nonnen sollen erst mal baden und etwas essen. Befragen werde ich sie danach.« Zu Eadulf gewandt, meinte sie: »Ich glaube nicht, daß sie über das hinaus, was uns Schwester Easdan bereits erzählt hat, noch Neues mitzuteilen haben.«
    Schwester Sinnchéne näherte sich der Gruppe, blieb plötzlich wie angewurzelt stehen, starrte Conrí an, strauchelte und sackte zusammen.
    Im Nu war Eadulf an ihrer Seite. Einen Augenblick später kam wieder ein wenig Leben in ihren Körper.
    »Sie ist ohnmächtig geworden«, sagte Eadulf. Zwei Mitglieder des Ordens eilten hinzu und halfen, Sinnchéne in ihre Zelle zu schaffen, während sich jemand anders fand, der sich um die Geretteten kümmerte.
    Inzwischen war Abt Erc erschienen und versuchte, sich ein Bild zu verschaffen. »Was ist geschehen?« fragte er und sah irritiert den sich entfernenden Frauen nach.
    »Schwester Sinnchéne ist in Ohnmacht gefallen, das ist alles«, erteilte ihm Fidelma die Auskunft. »Aber da du nun einmal hier bist, kannst du mir vielleicht sagen, ob ihr im Kloster ein sicheres Verließ habt, wo man diesen Menschen festhalten kann.« Sie zeigte auf Olcán.
    »Ein fest zu verschließender Raum befindet sich unter der
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«, erwiderte der Abt kühl.« Sein Blick wanderte zu Olcán. »Wer ist das?«
    »Das ist der Mann, der Äbtissin Faife ermordet und ihre Gefährtinnen gefangengenommen hat. Wir müssen gewährleisten, daß er hinter Schloß und Riegel kommt und ordentlich |387| behandelt wird. Wir dürfen ihm keinen Anlaß zu Beschwerden geben, wenn er dem Brehon vorgeführt wird.«
    Abt Erc winkte Bruder Cú Mara nach vorn. Der Verwalter hatte sich im Hintergrund gehalten, doch der Abt wiederholte ihm jetzt die von Fidelma erteilten Anweisungen.
    Olcán sagte kein Wort und strafte alle mit Nichtachtung. Erhobenen Hauptes starrte er unverwandt ins Leere.
    Bruder Cú Mara geleitete sie zur Bibliothek, einem aus Steinen errichteten Bau. Auf ihrem Weg standen überall Grüppchen neugieriger Zuschauer. Schwester Uallann, die Ärztin, deren Apotheke unweit der Bibliothek war, betrachtete Olcán skeptisch. Der Chorleiter, Bruder Cillín, hatte sich zusammen mit Bruder Eolas, dem Bibliothekar, und dessen jungem Assistenten, Bruder Faolchair, an die Eingangstür zur Bibliothek zurückgezogen. Alle zeigten Interesse an dem Geschehen. Fidelma entging nicht, daß Schwester Buan in der Menge verschwunden war. Auch Bruder Benen, der Student des Ehrwürdigen Mac Faosma, verfolgte gespannt, was sich tat. Bruder Cú Mara führte sie in das Gebäude und dann

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