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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ich glaube, ich habe etwas in der Hinterhand, das unseren Freund Olcán zum Sprechen bringen könnte. Er hat einen engen Verwandten hier im Kloster, das könnte helfen.«
    Überrascht schauten sie Conrí und Eadulf an, doch ihre steinerne Miene verbot jede weitere Frage.

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    |396| KAPITEL 18
    Bruder Cú Mara langte nach dem Schlüssel und schloß die Zellentür auf. Es war dunkel drinnen. Die Laterne war ausgegangen, und so hielt er die Kerze höher, die er vorsorglich mitgebracht hatte.
    Fidelma schaute ihm über die Schulter. Olcán saß mit dem Rücken zur Wand auf dem Bett und war leicht nach vorn gesackt. Seine Haltung erschien ihr sonderbar. Dann sah sie den dunklen Fleck auf seinem Hemd unterhalb des Herzens.
    Sie schob den Verwalter zur Seite, nahm ihm die Kerze aus der Hand und ging in die Zelle. Noch ehe sie den Körper Olcáns berührte, wußte sie, was sie zu erwarten hatte.
    »Er ist tot«, stellte sie fest.
    Den Verwalter packte das Entsetzen.
    »Ein einziger Stich ins Herz«, fuhr sie fort und brachte die Kerze näher an die Wunde.
    »Aber er hatte doch überhaupt kein Messer«, verteidigte sich Bruder Cú Mara. »Da bin ich mir ganz sicher. Sogar das Essen bekam er fertig in Happen geschnitten.«
    Fidelma drehte sich zu ihm um.
    »Das ist keine selbst beigebrachte Wunde. Olcán wurde ermordet.«
    Entgeistert starrte sie der Verwalter an.
    Fidelma haderte mit sich, daß sie Olcán am Abend zuvor nicht schärfer mit ihren Fragen zugesetzt hatte. Schon da war ihr die Idee gekommen, wie sie den Mann vielleicht zum Reden gebracht hätte. Doch sie hatte sie nicht umgesetzt. Erst heute früh, wenn er sich weiterhin widerborstig gab, hatte sie darauf zurückgreifen wollen. Immerhin stand für sie nun fest, daß dieser Krieger der Uí Fidgente lediglich eine Marionette in dem seltsamen Spiel war. Die Fäden zog ein anderer. Wer |397| auch immer hinter den geheimnisvollen Vorgängen steckte, der neuerliche Mord bestärkte sie in ihrem Verdacht, daß des Rätsels Lösung in der Abtei selbst lag.
    Einen Augenblick noch schaute sie auf den Leichnam, dann wandte sie sich wieder Bruder Cú Mara zu.
    »Du solltest dem Abt Mitteilung machen und auch der Heilkundigen, Schwester Uallann.« Sie sah sich kurz in der Zelle um. »Hier gibt es für mich nichts mehr zu tun.«
    Sie verließen die Zelle, und Bruder Cú Mara verschloß sie. Er wollte eben fortgehen, um die Ärztin zu suchen, da hielt ihn Fidelma zurück.
    »Ich habe noch eine Frage an dich, Bruder Cú Mara. Du erinnerst dich gewiß, wie ich dich gemeinsam mit Schwester Sinnchéne vernommen habe?«
    Zögernd nickte er.
    »Führt es dich hin und wieder in den Arbeitsraum, in dem Mitglieder der Klostergemeinschaft Edelsteine bearbeiten und polieren?«
    Bruder Cú Mara war es anzusehen, die Frage verwirrte ihn. Doch er bestätigte, daß dem so wäre. »Ich bin der Verwalter. Mir obliegt es, überall im Klosterbereich auf Ordnung zu achten. Deshalb gehe ich regelmäßig durch alle Werkstätten.«
    »Sehr gut. Du kannst jetzt nach Schwester Uallann Ausschau halten.«
    Er eilte davon, und sie sah ihm nach. Sie wußte, was sie als nächstes zu tun hatte. Während sie hinüber zum
hospitium
ging, verhärteten sich ihre Züge.
    Schwester Sinnchéne war dabei, die Räume auszufegen.
    »Ich muß dir eine schlechte Nachricht überbringen«, verkündete ihr Fidelma ohne große Vorrede.
    Die junge Nonne richtete sich auf und blickte sie verunsichert, |398| wenn nicht sogar etwas feindselig an. Sie schwieg und wartete.
    »Es geht um deinen Vater.«
    Sinnchéne blinzelte, bewahrte jedoch Fassung.
    »Ich rede von Olcán.«
    Die junge Frau reckte trotzig das Kinn. »Wie kommst du dazu, anzunehmen, Olcán sei mein Vater?« fragte sie herausfordernd.
    »Als du den Gefangenen sahst, den Conrí gestern nachmittag in die Abtei brachte, bist du in Ohnmacht gefallen.«
    »Ohnmächtig werden kann man aus vielen Gründen …«, entgegnete Sinnchéne störrisch.
    »Aber du bist zusammengebrochen, weil du deinen Vater gefesselt sahst.«
    »Das ist ein reichlich schwacher Grund, um mir anzulasten, ich sei Olcáns Tochter.«
    »Dann nenne ich dir noch andere Gründe. Olcáns Name bedeutet soviel wie ›Wolf‹, und seine Krieger wurden ›das Wolfsrudel‹ genannt. Wie ich erfahren habe, ist deine Mutter vor ein paar Jahren an der Pest gestorben. Hat sie nicht dem Kaufmann Mugrón erzählt, daß dein Vater ›Wolf‹ hieß, daß man ihn zum ›Häuptling des Wolfsrudels‹ erkor und

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