Tod vor der Morgenmesse
Flutwelle das Schiff und drängte es an die Ufermauer. So wurde er zwischen dem Schiffsrumpf und der Mauer zerquetscht. Wir zogen seinen Leichnam aus dem Wasser. Seit seine Leute mitbekommen haben, daß ihr Anführer tot ist, ergeben sie sich.«
Er wies mit dem Daumen auf das brennende Kriegsschiff.
»Sein Kahn steht lichterloh in Flammen. Da noch löschen zu wollen ist unmöglich.«
Conrí grinste anerkennend. »Das hast du gut gemacht, Tadcán.«
Fidelma jedoch tat, als ginge sie der Bericht des jungen Kapitäns nichts an. Suchend schaute sie sich um.
»Wo ist Uallach?«
Tadcán verstand sie nicht. »Wer, Lady?«
»Die Frau, mit der zusammen Slébéne kam, die Nonne.«
Da begriff Tadcán.
»Als wir mit ihren Begleitern ins Handgemenge kamen, ist |445| sie in eines der Gebäude dort drüben gerannt.« Er wies auf ein Steinhaus, das etwas höher über dem Hafen stand.
»Das ist Mugróns Haus«, grummelte Conrí.
Fidelma und Eadulf waren schon abgesessen und eilten auf das Gebäude zu. Der Kriegsherr schrie ihnen nach, vorsichtig zu sein, sprang ebenfalls vom Pferd und folgte ihnen, winkte auch Tadcán, mitzukommen.
»Wir müssen sie in Gewahrsam nehmen, sonst bleibt sie der Sammelpunkt für alle Aufmüpfigen unter den Uí Fidgente«, sagte Fidelma atemlos zu Conrí, als der sie einholte.
Sie erreichten den Steinbau und standen vor der Tür.
»Tadcán, du und Bruder Eadulf, ihr geht um das Haus herum und sichert die Hinterfront«, zischelte ihnen Conrí zu.
Dann wartete er kurz, bis er vermuten konnte, sie seien auf ihrem Posten, rannte auf die Tür zu und trat sie mit einem Fußtritt ein. Die Tür flog aus den Angeln, und schon war er drin, Fidelma blieb ihm auf den Fersen.
Als erstes erblickten sie Mugrón; er war auf den Boden gesunken und saß mit dem Oberkörper gegen eine Wand gelehnt. Eine seiner Schultern war blutig. Seine Augen waren vor Schmerz weit aufgerissen; er sah sehr bleich aus.
Es krachte, und Tadcán und Eadulf drangen durch die Hintertür ein.
Conrí vergewisserte sich, ob sich in den dunklen Ecken des Raums noch jemand aufhielt. Eadulf beugte sich zu dem Kaufmann und untersuchte rasch dessen Wunde.
»Eine sehr schmerzhafte Verletzung, aber er wird es überstehen. Die Klinge ist durch den Schultermuskel gedrungen.«
Der Kaufherr deutete mit dem Kopf auf eine geschlossene Tür, die in einen angrenzenden Raum führte. Er furchte die Stirn und wies mit erheblicher Anstrengung noch einmal in die Richtung.
|446| Conrí hob den Finger an die Lippen und gab Tadcán ein Zeichen. Der blonde Bursche nahm Anlauf und warf sich gegen die Tür.
In dem Zimmer saß Schwester Buan oder eigentlich Uallach in einem Armsessel und starrte ihnen entgegen. Unbändige Wildheit blitzte aus ihren Augen, und Wut verzerrte ihre Züge; ein schöner Anblick war es nicht. Sobald sie Fidelma neben Conrí erblickte, sprühte sie vor Haß.
»Du Eoghanacht-Sau!« schrie sie und spuckte aus. »Du wirst mich nie dazu bringen, als Sklave in Cashel zu dienen.
Fidgennid go Buadh!
«
Bevor die anderen begriffen, was sie vorhatte, reckte sie sich mit einem Ruck im Sessel hoch – stöhnte laut auf und ließ sich seitwärts fallen.
Eadulf stürzte an ihre Seite und zog etwas unter ihrer Brust heraus. Es war ein winziger Dolch mit einem Knochengriff.
»Ist sie tot?« fragte Fidelma.
Eadulf fühlte nach ihrem Puls und schaute verwundert auf.
»Nein, tot ist sie nicht«, erwiderte er und rückte die Bewußtlose in eine bequemere Lage.
»Kannst du sie retten?« Fidelma schaute ihm dabei über die Schulter.
»Ich kann es versuchen. Sieht wie eine glatte Wunde aus. Ordentlich gemacht hat sie es nicht, die Klinge ist nicht tief genug eingedrungen, das kann nicht tödlich sein. Ich werde mich bemühen.«
Fidelma sah Conrí an. »Was hat sie gerufen, als sie mit dem Dolch zustieß? Ich habe das nicht verstanden.«
Der Kriegsherr verzog die Miene.
»Das war der
barrán-glaed,
der alte Kriegsschrei der Uí Fidgente – ›Fidgente auf zum Sieg!‹. Wenn sie an nichts geglaubt hat, den Uí Fidgente galt ihr ganzes Sehnen und Trachten.«
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|447| KAPITEL 21
Abt Erc empfing Fidelma und Eadulf mit einem ernsten Gesicht, als sie am nächsten Morgen seine Amtsräume betraten. Conrí begleitete sie. Bruder Cú Mara und Schwester Uallann, die Ärztin, hatten bereits Platz genommen. Der ältliche Klosterherr winkte die drei zu den übrigen Stühlen, die man vor seinem Tisch aufgestellt hatte.
»Ich habe von Schwester
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