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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wie dich? Woher solltet ihr noch Antrieb für die Lösung solcher Rätsel wie diesen Mord bekommen und Genugtuung dabei empfinden?«
    Spöttisch verzog Fidelma die Mundwinkel. »Das war zumindest ein ehrliches Wort, Ehrwürdiger Mac Faosma.«
    Es klopfte, und Bruder Benen kam wieder herein. Er sah nervös und verunsichert aus.
    |131| »Herr«, begann er, stockte und schaute vom alten Mönch zu Fidelma und zurück zu ihm.
    Mac Faosma wartete ungeduldig, und als der junge Mann nicht weitersprach, stöhnte er verzweifelt auf.
    »Nun sprich schon. Wo ist das Buch, das du mir bringen solltest? Ich kann nicht einen lieben langen Tag warten, habe mit dieser Angelegenheit genug Zeit vergeudet.«
    Bruder Benen leckte sich die Lippen und versuchte, die rechten Worte zu finden.
    »Das Buch … das Buch von Cináed … es ist … es ist …«
    »Es ist was? Kannst du es nicht finden? Wo ist es? Verlegt?«
    Bruder Benen schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, es ist besser, du kommst selbst in die Studierstube, Ehrwürdiger Mac Faosma.«
    »Was soll das?« rief der erzürnt. »Kann ich mich nicht einmal mehr darauf verlassen, daß ein einfacher Botengang erledigt wird? Ich soll selbst gehen?«
    »Ich bitte darum …«
    Fidelma stand auf. »Ganz offensichtlich hat etwas den jungen Mann durcheinandergebracht. Vielleicht sollten wir alle gehen …?«
    Widerspruchslos erhob sich Mac Faosma, er tat das sehr behende.
    »Es gibt noch einen anderen Weg zu meiner Studierstube«, sagte er und schlug nicht die Richtung ein, aus der Bruder Benen gekommen war. Er schritt durch den Wohnraum und zog einen Wandteppich zur Seite, der eine Tür aus Holz freigab. Er entriegelte sie, lief durch einen schmalen, zwischen Steinmauern führenden Gang, dann durch eine weitere Holztür und in ein Zimmer, das einer Bibliothek ähnelte. Manuskripte, ein dreibeiniger Buchständer, wie ihn Schreiber benutzten, Tische, Schemel und Schreibutensilien standen und lagen umher. |132| Der Raum hatte drei Türen. Eine führte, wie Fidelma vermutete, zu dem Eingangsbereich, wo sie ihren
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verkündet hatte, und eine weitere befand sich an der gegenüberliegenden Wand. In der Feuerstelle schwelte heruntergebrannte Glut.
    Der Ehrwürdige Mac Faosma bewegte sich auf den dreibeinigen Buchständer zu.
    »Heute früh, als ich ging, lag die Handschrift hier. Jetzt ist sie nicht mehr da. Was soll das heißen?« herrschte er den jungen Mönch an.
    »Herr …« Bruder Benen zeigte auf das Feuer.
    Der alte Mann zog die Stirn in Falten und folgte mit dem Blick, wohin die Hand seines Adlaten wies.
    »Gott sei mit uns!« flüsterte er und begab sich mit erstaunlicher Wendigkeit zur Feuerstelle, bückte sich und hob etwas auf. Fidelma erkannte angesengtes und verkohltes Pergament. Sie atmete tief durch.
    »Nicht, daß das einmal Cináeds Buch war?« fragte sie beherrscht.
    »Ich weiß nicht, wie es dorthin gelangt ist, Schwester.« Bruder Benen war den Tränen nahe. »Mittags lag die Handschrift noch auf dem Ständer. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen, als Ehrwürden sich zum Mittagsmahl zurückzog. Nach dem Essen gönnt er sich immer etwas Ruhe, ehe er sich wieder seinen Studien widmet. Ich habe nichts angerührt. Ich schwöre es!«
    Verärgert betrachtete Mac Faosma die verkohlten Blätter, die er in Händen hielt.
    »Jemand hat das Buch genommen und vernichtet.«
    »Ist es das einzige Exemplar?« fragte Fidelma.
    »Niemand hat es kopiert, und dazu wird es wohl auch nicht mehr kommen«, erwiderte er scharf. »Bruder Faolchair sollte |133| eine Abschrift machen, doch jetzt … jetzt erübrigt es sich, eine Erwiderung zu verfassen.«
    »Fürwahr«, bestätigte Fidelma mit einem bitteren Lächeln. »Wie meinst du das?«
    »Ich meine gar nichts. Wenn gegen jemanden konkrete Anklage zu erheben ist, dann tue ich es. In diesem Fall hier bleibt zunächst nur festzustellen, daß zwischen Mittag und jetzt jemand deine Studierstube betreten und das Buch des Ehrwürdigen Cináed verbrannt hat. Weshalb würde jemand so etwas tun?«
    Herausfordernd streckte Mac Faosma das Kinn vor.
    »In diesem Kloster gibt es viele, die mit Freuden die Vernichtung dieses verräterischen Werkes sehen würden. Da stehe ich nicht allein.«
    »Und besagte Leute würden so weit gehen, es zu verbrennen?«
    »Offensichtlich ja.«
    Bedächtig schaute sich Fidelma in dem Raum um, trat dann zur Feuerstelle und mußte sich davon überzeugen, daß die Handschrift bis hin zur letzten Seite

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