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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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seinem Tod hatte, sich auf etwas beziehen, von dem er wie auch die Äbtissin wußten?«
    »Aber wie denn?« Schwester Buan verstand Fidelmas Frage nicht. Eadulf versuchte, ihr das Problem begreiflich zu machen.
    »Äbtissin Faife war schon mehr als zehn Tage tot, als Cináed erschlagen wurde, und man fand sie eine beträchtliche Strecke von der Abtei entfernt. Wie kann er dann dieses Geheimnis oder diese Furcht, wie du es nennst, mit ihr geteilt haben?«
    Über diesen Umstand schien sie noch nicht nachgedacht zu haben.
    »Dazu kann ich überhaupt nichts sagen. Einen Tag bevor Äbtissin Faife mit ihren Schützlingen zum Kloster Colmán aufbrach, hatte ich mich auf den Weg gemacht, um Silber für unsere Kunsthandwerker einzuhandeln. Als ich zur Abtei zurückkehrte, berichtete mir Cináed, daß Mugrón mit der Nachricht vom Tod der Äbtissin eingetroffen war. Ihre Begleiterinnen waren allem Anschein nach verschwunden. Von einem Geheimnis, das er mit ihr teilte, hat er mir nichts erzählt. Allerdings hat er manchmal mit ihr in seiner Studierstube gearbeitet. Sie haben sich dann gemeinsam mit der einen oder anderen Schrift von ihm beschäftigt.«
    »Ah so?« Fidelma hob eine Augenbraue.
    »Die Äbtissin hatte ein freundliches Wesen. Cináed kannte sie seit vielen Jahren. Sie war eine der
aire
– der Edlen der Uí |156| Fidgente, und außerdem die Tante des Kriegsherrn Conrí, der euch hergebracht hat.«
    »Und dich hat nicht gestört, daß sie mit Cináed eng zusammengearbeitet hat?« fragte Eadulf plötzlich.
    Sie schaute ihn aufgeschreckt an. »Wieso hätte mich das stören sollen?«
    »Na, ich nehme an, du wärst dagegen gewesen, hätte er mit Schwester Sinnchéne in seiner Studierstube gearbeitet«, erläuterte Eadulf. »Gibt es bei euch nicht die Redensart: ›Teig kneten ist nicht schwer, wenn Mehl im Hause ist‹?«
    Fast hätte Schwester Buan gelacht, doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf.
    »Du hast eine hinterhältige Art von Humor, Bruder. Trotzdem, ich muß dir gestehen, Cináed wäre nicht imstande gewesen, eine solche Gelegenheit zu nutzen.«
    »Also bestand Cináeds Beziehung zur Äbtissin ausschließlich darin, daß sie zusammen an diesem oder jenem gelehrten Werk arbeiteten«, stellte Eadulf klar. »Weißt du, an welcher Schrift sie zuletzt saßen?«
    »Ich weiß lediglich, daß sie eine Arbeit fertig hatten, kurz bevor die Äbtissin zur Einsiedelei auf dem Bréanainn aufbrach. Cináed hatte das Manuskript Bruder Eolas, dem Bibliothekar, übergeben. Der las es und kam ganz aufgeregt hier hereingestürmt.«
    »Und wie hat er sich dazu geäußert?«
    »Das weiß ich nicht. Cináed nahm ihn mit in seine Studierstube; ich habe nur gehört, daß sie ziemlich laut wurden.«
    »Weißt du, warum? Hat Cináed darüber gesprochen?« fragte Fidelma.
    »Das einzige, woran ich mich erinnere, ist, wie Bruder Eolas sich noch beim Verabschieden ereiferte. Ich hörte ihn sagen, der Ehrwürdige Mac Faosma würde fuchsteufelswild werden, |157| wenn er diese Arbeit liest. Ach ja, da fällt mir ein … Er wetterte etwa so: ›Selbst jetzt, zwei Jahre nach dem Tod von Eoganán, wird heftiger Streit aufflammen, und es wird großen Ärger geben.‹ Und im Hinausgehen beschwor er Cináed, nicht darauf zu bestehen, die Abhandlung in die Bibliothek einzustellen.«
    »Sagt dir der Titel
Scripta quae ad rempublicam gerendam pertinent
etwas?« erkundigte sich Fidelma.
    Die Frau machte eine hilflose Geste. »Ich habe euch doch gesagt, daß ich keine andere Sprache kann als die, in der ich mich im täglichen Umgang verständige.«
    Fidelma holte enttäuscht Luft. »Ich werde Bruder Eolas deswegen befragen. Es dürfte sich um den politischen Traktat handeln, in dem er die neue Führung der Uí Fidgente unterstützt und die alten Stammesansprüche entkräftet.«
    »Das könnte sein«, meinte Schwester Buan zustimmend. »Er hat unablässig gepredigt, wie dieser oder jener Stammesfürst sich gegenüber seinen Nachbarn verhalten sollte.«
    »Hat Cináed die Reinschrift seiner Werke, die kalligraphische Ausgestaltung selbst vorgenommen?«
    Schwester Buan sah sie verständnislos an.
    »Wenn er seine Arbeiten verfaßte und die endgültige Fassung herstellte, hat er alles selbst geschrieben?« suchte Schwester Fidelma geduldig zu erklären.
    Die schmächtige Frau strahlte. »O ja. Er war stolz auf seine gute Handschrift. Doch Bruder Faolchair war immer sein Kopist. Er hat fast alle seine Werke abgeschrieben.«
    »Natürlich«,

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