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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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abzuwarten, ob sie es versuchen.«
    In rascher Folge rief er seiner Mannschaft Befehle zu, die sofort Segel setzte. Wenige Minuten später glitten sie südsüdwestlich von dem Eiland weg.
    Als sie daran vorbei waren, sahen sie, daß die Segel des Kriegschiffs in Flammen standen und bald völlig abgefackelt sein würden. Mitglieder der Mannschaft rannten hin und her, zogen an Stricken Ledereimer mit Meerwasser hoch und versuchten, die Flammen zu löschen. Selbst wenn sie Ersatzsegel an Bord hatten, würden sie eine Weile brauchen, bis sie wieder flott waren.
    Der Wind stand günstig und trieb sie stetig voran. Mugrón hielt wieder das Ruder. Sie gewannen rasch Fahrt und ließen das seltsame Kriegsschiff hinter sich.
    So kamen allmählich alle zur Ruhe. Eadulf ging nach vorn und versorgte den verwundeten Seemann. Seit seiner Ausbildung in Tuam Brecain, der Medizinischen Hochschule von Breifne, war er nie ohne Verbandzeug und Heilkräuter unterwegs. Zum Glück hatte der Matrose nur eine Fleischwunde am Oberarm; der Pfeil war durch den Arm gedrungen, hatte |227| aber keinen Muskel verletzt. Das würde ein paar Tage schmerzen, aber gut verheilen. Eadulf behandelte die Verletzung mit getrocknetem Wundkraut, das er mit Wasser zu einem Brei verrührte. Der Umschlag sollte Linderung bringen und die Heilung beschleunigen.
    Im Heck herrschte beklemmende Stille. Mugrón stand wie ein Fels in der Brandung am Ruder. Conrí schaute betroffen auf das in der Ferne verschwindende Kriegsschiff, das nun offensichtlich in einer Flaute gegen das Eiland trieb. Fidelma sann vor sich hin.
    Schon näherten sie sich einer anderen kleinen Insel, die Mugrón diesmal auf der Nordseite passierte. Eigentlich war es nicht mehr als ein Riff. Eadulf konnte die knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Felsstöcke gut ausmachen, während das Schiff in gebührendem Abstand an den verborgenen Gefahren vorbeifuhr. Schließlich hatten sie die verstreuten Inselchen hinter sich und gelangten in die offene See. Bald öffnete sich südwärts eine breite Bucht mit ausgedehnten Sandstränden, und hinter der Küste erhoben sich Berge.
    »Die Bréanainn-Bai«, brach der Kapitän das Schweigen. Er wies auf die weit entfernte Westseite. »Da hinten seht ihr den Bréanainn, den hohen Gipfel genau vor uns. Wir legen in einer kleinen Flußmündung an. Duinn versieht dort einen Handelsposten. Er wird euch Pferde beschaffen. Dann könnt ihr nach Süden bis An Daingean reiten.«
    Fidelma war nicht so ohne weiteres einverstanden. »Und du? Willst du etwa auf demselben Weg zurückzufahren, den wir gekommen sind?«
    Mugrón blieb ernst. »Ich bin ein Handelsmann, Lady. Solange das Wetter günstig ist, gibt es für mich keinen besseren Weg, auf dem ich meine Waren nach An Bhearbha schaffen kann.«
    |228| Conrí verstand, worauf Fidelma anspielte, und war gleichermaßen besorgt. »Das Kriegsschiff stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, Mugrón. Wir müssen herausfinden, wer es wagt, die Küste hier zu bedrohen. Ehe wir das nicht wissen, solltest du nicht auf gut Glück zurückfahren.«
    Mugrón zuckte mit den Schultern. »Ihr habt ja recht. Aber wer übt in diesem Landstrich die Gerichtsbarkeit aus? Das Schiff fährt unter Eoganáns Kriegsbanner. Das ist eine glatte Herausforderung gegenüber Donennach, dem Stammesfürsten der Uí Fidgente. Du, Conrí, bist Kriegsherr unter Donennach. Hast du eine Idee?«
    Conrí wurde verlegen. »Mit nur zwei Kriegern sind mir die Hände so gut wie gebunden. Allerdings sind wir dem Kriegsschiff in den Gewässern der Corco Duibhne begegnet. Müßte da nicht die Verantwortung bei Häuptling Slébéne liegen?«
    »In wessen unmittelbare Verantwortlichkeit der Vorfall fällt, ist unerheblich«, führte jetzt Fidelma das Wort, »ohne Frage aber hat er mit der von Cashel ausgehenden Herrschaft und dem Frieden im Königreich zu tun. Wir brauchen jemanden, der gewillt ist, Kriegsschiffe gegen diese Rebellen zu schicken und den Frieden in diesen Gewässern zu sichern.«
    »Es gibt noch etwas anderes zu bedenken«, lenkte Eadulf die Aufmerksamkeit auf sich. »Die Angreifer kamen von einer Stelle, die ihr die Seanach-Insel nennt, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Mugrón nickte bestätigend.
    »Du hast uns erzählt, daß auf dieser Insel nur eine Gruppe von Einsiedlern lebt, die ihre Kartause dort schon an die hundert Jahre haben.«
    »Ja, aber worauf willst du hinaus?«
    »Wenn das Kriegsschiff ihre Insel als Stützpunkt nutzt, sind

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