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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf ihn einzureden. Mugrón hatte ein paar Pferde erworben und vereinbart, daß Fidelma und ihre Begleiter sie nutzen und zum Schluß mit ihnen auf dem Landwege nach Ard Fhearta zurückreiten würden. Ihre eigenen Rosse standen ja dort in den Ställen. Während Conrí und Mugrón die erforderlichen Verabredungen trafen, stieß ein Mönch zu ihnen, der sich als Bruder Maidú vorstellte. Er war der Verwalter der Kapelle auf dem Bréanainn-Berg und wollte unten am Hafen mit Mugrón Waren tauschen. Nach den verschollenen Pilgerschwestern befragt, konnte auch er keine positive Auskunft geben und bestätigte damit Fidelmas düstere Ahnung.
    |232| Dann saßen sie auf, ließen Mugrón und sein Schiff in Duinns Hafensiedlung hinter sich und ritten gen Süden. Fidelma und Eadulf führten den kleinen Trupp an, Conrí und seine beiden schweigsamen Krieger hielten etwas Abstand. Bald blieb von dem Strand mit dem weißen Seesand nur noch ein Uferweg entlang des breiten, schlickigen Meerarms. Sie folgten dem Pfad auf den bewaldeten Hängen durch das weite, unter Wasser stehende Tal und gelangten an einen sich vielfach windenden Fluß, den Abhainn Mhór. Die Gipfel, die zu ihrer Rechten in die Höhe ragten, übten eine faszinierende Anziehungskraft auf Fidelma aus. Sie gehörten zum Höhenzug des Bréanainn, auf dem der Heilige seine erste Einsiedelei gebaut hatte. Es war eine ungemein beeindruckende Landschaft: Über steile Bergflanken stürzten Wasserfälle herab, und kleine tiefe Seen fügten sich in die Naturgegebenheiten ein. Die Gipfel trugen Schneekappen; noch war es kühl und nicht warm genug, den Frost aus beschatteten Winkeln zu vertreiben. Sonst waren oft Pilger auf diesem Wanderweg unterwegs, die von hier aus den Aufstieg zur kleinen Kapelle begannen, die Bréanainn hoch oben errichtet hatte. Doch heute begegneten sie niemandem.
    Die fünf Reiter sprachen wenig miteinander. Bald erreichten sie das Ende des sich lang hinziehenden Tals, zogen an einigen Seen vorbei und mußten dann bergan auf einen Paß. Kaum oben angelangt, ging es wieder hinunter in die Ebene, auf der sich Daingean erhob. Die aus grauen Steinblöcken errichtete Festung Slébénes sprang ihnen sofort ins Auge. Noch mehr erstaunte sie die Siedlung, die sich davor und um den Hafen herum ausdehnte. Selbst Eadulf war von dem volkreichen Ort beeindruckt und von der Vielzahl der Schiffe, die sich in der geschützten Hafenbucht drängten. Es gab sogar zwei Kirchen; ihre aus Holz gezimmerten Glockentürme |233| standen in deutlichem Kontrast zu den anderen Bauwerken.
    Ohne sonderliche Mühe gelangten die Reisenden durch die Straßen der Ortschaft an die großen Balkentore der Festung An Daingean, deren Name sich auch auf den Flecken übertragen hatte.
    Schwerbewaffnete Krieger vor den Toren verwehrten ihnen den Einlaß und erkundigten sich nach ihrem Begehr. Fidelma verlangte, zum Herrn der Burg geführt zu werden. Befragt, wer es sei, der Slébéne zu besuchen wünschte, fühlte sie sich veranlaßt, sich als Fidelma von Cashel anzukündigen, Schwester von Colgú, dem König von Muman. Das hatte die gewünschte Wirkung. Man ließ sie sogleich ein, und einer der Krieger eilte davon, um Slébéne die Ankunft der Gäste zu melden. Wenige Augenblicke später kam der Bewaffnete zurückgehastet und teilte ihnen mit, daß Slébéne sie unverzüglich empfangen würde. Conrí wies seine Männer an, bei den Pferden zu bleiben und darauf zu achten, daß man sie fütterte. Dann folgten die drei dem Boten zur großen Halle der Festung, in der der Fürst sie erwartete.
    Slébéne, der Stammesfürst der Corco Duibhne, war ein Mann von massiger Statur und mit lauter Stimme, der seine Reden mit schallendem Lachen zu begleiten pflegte.
    Er war nicht nur in die Höhe gewachsen, sondern auch in die Breite, hatte einen gewölbten Brustkorb, und jeder Zoll an ihm schien aus Muskeln zu bestehen. Später erfuhren sie, daß er sich öfter den Spaß machte, zwei seiner kräftigsten Krieger an ihren Ledergürteln zu packen und sie mit ausgestreckten Armen bis über den Kopf zu heben. Sein langes silbergraues Haar glich einer Mähne und ging in einen ebenso langen, graugesprenkelten Bart über, der ihm bis auf die Brust hing. Sein Alter war schwer zu schätzen.
    |234| Er kam auf seine Besucher zu und begrüßte jeden, auch Fidelma, mit einer so ungestümen Umarmung, daß ihnen die Luft wegblieb.
    »Willkommen! Seid willkommen!« donnerte er. »Laßt mich euch
corma
anbieten – oder auch

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