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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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daß er nicht aufrecht stehen konnte, um sie zu schützen.
    »Hör auf ihn, Lady«, rief Conrí. »Setz dich am besten runter aufs Welldeck.«
    Dann ertönte ein Schmerzensschrei – einer von Mugróns Männern war von einem Pfeil getroffen worden. Jemand stürzte zu ihm, um ihn zu halten.
    Widerwillig hockte sich Fidelma neben Eadulf.
    Alle starrten gebannt auf die Insel, die immer näher kam. Mugrón schwenkte das Ruder herum, so daß es aussah, als wollte er an der Nordküste entlang. Es war eigentlich nur ein Inselchen, nicht mehr als ein grasbewachsener Hügel, an |224| dessen Nordseite Klippen aufragten. Selbst Fidelma erkannte, wenn Mugrón diesen Kurs verfolgte, würden ihnen die Seeräuber binnen kurzem den Weg abschneiden und sie entern.
    Der Kapitän des Kriegsschiffs und seine Mannen rechneten ebenfalls damit und stießen Freudenschreie aus.
    »Haben deine Männer die Sachen bei sich, um Brandpfeile zu machen?« knurrte Mugrón und ließ das feindliche Schiff nicht aus den Augen.
    Der Kriegherr bejahte die Frage. »Was hast du vor? Willst du den Kasten rammen? Dafür sind wir doch viel zu schwach.«
    »Sag ihnen, sie sollen alles bereithalten und warten, bis ich den Befehl gebe.«
    Conrí lief vor, wo seine beiden Krieger schon mit ein paar Pfeilen vergeblich versucht hatten, den Steuermann des Kriegsschiffs zu treffen.
    Dann brüllte Mugrón seinen Leuten zu, die Segel zu reffen.
    Eadulf und Fidelma schauten sich vollends verunsichert an.
    Das Kriegsschiff wendete jetzt und brachte sich mit der Breitseite so in Position, daß Mugróns Kauffahrteischiff an der Nordseite der kleinen Insel unweigerlich auf den Gegner auflaufen mußte. Rasch kam das Eiland näher. Auf diesem Kurs, so vermutete nun auch Fidelma, mußte der Handelsherr das Kriegsschiff seitlich rammen und versuchen, irgendwie davonzukommen.
    Das konnte nur eine Drohgebärde sein, mehr nicht.
    Doch dann riß Mugrón mit einem gewaltigen Schrei das Ruder scharf herum, so daß sein Fahrzeug beinahe kenterte. Es scherte unversehens aus und schoß am Sandufer auf der Südseite der Insel entlang. In dem Augenblick, als Mugrón losschrie, zogen seine Seeleute an den Leinen und nahmen den Wind aus den Segeln.
    |225| Mit einem Mal waren sie in stillem Wasser. Eadulf konnte kaum glauben, wie das vor sich gegangen war. Sie befanden sich jetzt auf der Südseite des Eilands, in Höhe eines Sandstrands, während das Kriegsschiff auf der Nordseite weiterfuhr. Dessen Besatzung hoffte, das Handelsschiff abzufangen, weil es wegen der Klippen schlecht ausweichen konnte.
    Für einen Moment verstellte die Inselbarriere die Sicht und bot den Verfolgten Schutz.
    Mugróns Mannschaft war gut eingespielt, denn schon hatten sie die Riemen ausgelegt und stemmten sich mit aller Gewalt gegen den Vorwärtsschub. So verharrte ihr Schiff im Schutz des Südstrands. Conrí und seine beiden Krieger hatten inzwischen die Pfeile vorbereitet.
    Der Kapitän band das Beiboot los, ein kleines, mit Fell bespanntes
currach.
»Die Bogenschützen kommen mit mir!« rief er und winkte sie nach achtern.
    Conrís wackere Männer fragten nicht lange, hielten ihren lodernden Feuertopf fest, gingen nach hinten und kletterten in das Dingi. Nur wenige Augenblicke, und sie landeten auf dem Sandstrand. In gebückter Haltung führte sie Mugrón zu einer Stelle, von der sie offenbar das Kriegsschiff auf der anderen Seite des Inselchens im Blick hatten.
    Von Bord aus verfolgten Fidelma und die anderen, wie die beiden Krieger unter Mugróns Anleitung je drei in Brand gesteckte Pfeile abschossen. Worauf sie zielten, war nicht zu erkennen. Dann wandten sich die drei zum Strand, liefen so rasch sie konnten zum
currach
und legten binnen kurzem wieder am Handelsschiff an.
    Mit zufriedenem Grinsen kletterte nun auch Mugrón an Bord. »Deine Männer sind prachtvolle Schützen, Conrí.«
    Sie waren kaum wieder auf dem Schiff, als alle sahen, wie |226| eine lange dünne Rauchsäule von der anderen Seite des Eilands aufstieg.
    Der Kriegsherr schaute fragend drein. »Ihr habt das Kriegsschiff in Brand gesteckt?«
    Mugrón wehrte ab. »Das nun nicht. Wir haben nur ihre Segel ein bißchen angesengt. Es dürfte ihnen jetzt schwerfallen, uns zu verfolgen.«
    »Und was wird sie daran hindern, drüben von ihrer Seite auf die Insel zu gelangen und uns zu beschießen?« wollte Eadulf wissen.
    Der Handelsherr grinste immer noch. »Auf der anderen Seite sind Klippen. Da kann keiner landen. Trotzdem, ich habe keine Lust

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