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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vortrugen.
    Conrí schob Fidelmas Hand fort, die ihn zurückhalten wollte, und erhob sich langsam.
    »Ich …«, begann er.
    »Ich möchte den Heldenanteil für mich fordern!«
    Alle rissen die Köpfe herum.
    Fidelma stand plötzlich und hatte ihre Forderung ruhig, aber deutlich hörbar vorgebracht.
    Peinlich berührtes Schweigen breitete sich aus. Jemand begann zu lachen, wurde aber von den Umsitzenden sofort zurechtgewiesen.
    |245| Slébéne stand stocksteif da und riß verwundert die Augen auf.
    »Das kannst du doch nicht …«, fing Conrí an.
    Wütend wandte sie sich ihm zu, ihre Funken sprühenden Blicke zwangen ihn auf seinen Sitz.
    »Ich habe meine Forderung als erster erhoben. Wer das bestreitet, muß es mir beweisen.«
    »Du bist Nonne, gehörst einem Orden des Neuen Glaubens an«, verteidigte sich Conrí schwach.
    Fidelma warf ihr rotes Haar zurück und schob ein wenig das Kinn vor.
    »Ich bin Fidelma, Tochter von Failbe Flann, dem König von Muman, Schwester von Colgú, dem jetzigen König von Muman. Meine Vorfahren waren Könige seit der Zeit Eibhears des Schönen, Sohn von Míle. Willst du, Slébéne von den Corco Duibhne, angesichts dieser Ahnenreihe meine Forderung zurückweisen? Laß deine Barden die Liste deiner Ahnen vortragen, und wenn die länger ist als meine, dann verweigere mir das Recht auf den
curath-mir

    Siegesbewußt starrte sie ihm in die sich verengenden Augen. Beide schwiegen, dann schluckte Slébéne seinen Ärger hinunter, schüttelte die wilde Mähne und brach in schallendes Gelächter aus. Diesmal bedeutete sein Lachen pure Heiterkeit, es sollte niemanden beleidigen.
    »Hat einer unter uns bezweifelt, wem die Heldenportion zusteht?« Er schob die Platte mit dem Fleisch dem Diener zu. »Sie steht der Tochter von Cashels größtem König, Failbe Flann, zu!« Er wandte sich um, klatschte in die Hände und brachte die Dienerschaft auf Trab. »Los, schnell jetzt, reicht die Braten herum, ehe sie kalt werden.«
    Der Diener stellte die Platte mit dem Ehrenstück vom Spanferkel vor Fidelma hin, und die kühne Rothaarige setzte sich |246| langsam nieder. Conrí schaute sie immer noch fassungslos an, während Eadulf, der ihr zur Seite saß, erleichtert aufatmete.
    »Willst du dich hier umbringen lassen?« flüsterte er Fidelma heiser zu.
    Kaum merklich lächelte sie ihn an. »Ich habe damit gerechnet, daß er es nicht wagen würde, meine Herausforderung anzunehmen. Er weiß sehr wohl, was geschehen würde, falls Colgú meint, mich rächen zu müssen.« Sie neigte sich näher an sein Ohr. »Aus irgendeinem Grunde hat Slébéne versucht, Conrí zum Zweikampf herauszufordern. Es gab nur ein Mittel, das zu verhindern. Ich mußte dazwischengehen und den Ehrenanteil fordern. Das hatte die erwünschte Wirkung. Doch Slébéne ist ein verschlagener Hund. Laß ihn nicht aus den Augen, Eadulf.«
    Der
dáilemain
bot ihm auf einem Servierbrett Wild, Schwein und einen Braten, den er nicht kannte.
    Er fragte danach und erfuhr, es sei
rón
. Da war er nicht klüger als zuvor, doch Fidelma nannte den lateinischen Begriff
vitulus marinus
.
    »Seehund!« Eadulf verzog das Gesicht, schüttelte sich und wählte Wildbret. Als Beilagen gab es Lauch und Wurzelgemüse. Zum Abschluß wurden Weizengebäck und aus Honig mit Lachsrogen geknetete Küchlein geboten.
    Slébéne saß in der Mitte der Tafel und langte mit großem Appetit zu. Die tadelnden Blicke, die ihm gegolten hatten, schien er völlig vergessen zu haben. Immer wieder lachte er laut auf, und sein Gelächter übertönte das Spiel der
cruit,
eines lautenähnlichen Instruments, das während des ganzen Mahls erklang.
    Gegen Ende des Festessens reichte man
braccat
herum, ein mit Honig und Gewürzen versetztes Malzbier, und dann rief |247| Slébéne nach seinem Barden. Ein hübscher junger Mann trat an seinen Tisch und fragte in angenehmer Tenorstimme, was der Gebieter zu hören wünsche.
    Slébéne stieß mit dem Griff seines Messers mehrfach auf die Tafel, da wurde es still in der Festhalle. »Zu Ehren unseres Gastes, Fidelma von Cashel, wollen wir den
forsundud
hören, den Lobgesang auf Eibhears Sippe, auf ihre Vorfahren.«
    Der
forsundud
war das älteste Preislied, das man kannte. Heroische Taten, die Könige und Fürsten seit Urzeiten vollbracht hatten, wurden darin besungen
    Der junge Mann verneigte sich, wartete, bis sich der Lärm in der Festhalle legte, und begann dann leise:
    Ceartharchad do Chormaic Cas
    Ar lath mhór mhumhan mionn-ghlar

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