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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sollten sich nun auch in die Gästekammern begeben. Die fröhliche Menge konnte man getrost dem allgemeinen Besäufnis überlassen.
     
    Am nächsten Morgen war der Himmel blau und wolkenlos, aber das bedeutete auch, daß es kalt und die Erde gefroren war. Die Festung und die sie umgebende Siedlung lagen unter verharschtem Schnee.
    Zum allgemeinen Erstaunen war Slébéne bereits auf den Beinen und begrüßte jeden, der den
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den Speiseraum, betrat, mit breitem Lächeln. Als Conrí seinen Gruß ohne Herzlichkeit erwiderte, schlug der Fürst ihm laut lachend auf die Schulter.
    »Mehr Humor, Kriegsfürst der Uí Fidgente! Das war gestern abend doch bloß ein Scherz.«
    Ungehalten sah Fidelma den Gastgeber an. »Ein ziemlich geschmackloser Scherz«, bemerkte sie trocken.
    Ihr Tadel verdarb Slébéne die gute Laune nicht im mindesten. »Wir sind einfache Leute hier, Fidelma von Cashel. Wir hängen an den alten Bräuchen und Gewohnheiten und können uns nun mal nicht ändern.«
    »Heißt es nicht von alters her, daß Veränderung auch Erneuerung, |251| Erfrischung mit sich bringt?« erinnerte ihn Fidelma spitz.
    Slébéne ließ erneut seine Lachsalve los.
    »Ich vermute, daß ihr euch auf die Suche machen wollt, sobald ihr gegessen habt«, meinte er nach kurzer Pause.
    »Ganz recht«, bestätigte Eadulf und biß in ein Weizenbrot mit Honig.
    »Du hast über den Verbleib der verschollenen Frauen aus der Abtei Ard Fhearta wirklich nichts erfahren?« erkundigte sich Fidelma sachlich.
    Slébéne schüttelte die Löwenmähne.
    »Mir ist nichts, rein gar nichts zu Ohren gekommen.«
    »Bei unserer Unterhaltung gestern ist mir nicht klargeworden, in welchem Umkreis du nach der Pilgerschar hast suchen lassen.«
    »Ich habe meine Leute aufgefordert, die Nachricht in den östlichen Siedlungen zu verbreiten.« Ihren kritischen Blick schien Slébéne nicht wahrzunehmen.
    »Als du vom Tod der Äbtissin Faife und vom Verschwinden ihrer Begleiterinnen erfuhrst, hättest du doch, meine ich, deine Krieger ausschicken müssen, um die Gegend zu durchkämmen.«
    Slébéne gab sich völlig überrascht.
    »Wenn Banditen an der Grenze meines Stammesgebiets sie entführt haben, nützt es doch wenig, meine Krieger hinauf in die Berge zu schicken, wo man sie vielleicht niedermetzelt.«
    »Und daß wir allein und ohne Schutz weiterziehen, kümmert dich auch nicht weiter?« entrüstete sich Conrí.
    Der Stammesfürst grinste verschlagen.
    »Du bist der Kriegsherr der Uí Fidgente und hast zwei deiner Krieger bei dir. Die Banditen, die früher über die Grenze |252| im Osten in mein Gebiet eindrangen und plünderten, sollen Uí Fidgente gewesen sein. Und Uaman war sogar ein Stammesfürst von euch. Da darf ich wohl annehmen, daß ihr vor Überfällen sicher seid und ruhig eures Weges ziehen könnt.«
    Conrí sprang auf und griff mit der Hand an seine Schwertseite, noch ehe Fidelma ihn zurückhalten konnte. Wäre es nicht die Regel gewesen, daß Krieger ihre Waffen draußen abzulegen hatten, bevor sie sich zum Essen an den Tisch setzten, hätte er wohl das Schwert gezogen, und das Unheil hätte seinen Lauf genommen.
    Slébéne hatte die jähe Reaktion beobachtet, lehnte sich zurück und lachte zynisch.
    »Ich glaube, wir haben genug von deinen Späßen, Slébéne.« Fidelma stand auf und packte Conrí am Arm. »Die Äbtissin war eine von den Uí Fidgente. Außerdem war sie Conrís Tante. Doch beschützt hat sie das nicht.«
    »Das bedauere ich zutiefst«, heuchelte Slébéne. »Ich hätte nie gedacht, daß sie zu den Uí Fidgente gehörte, wo sie Cashel doch immer ganz ergeben war. Trotz alledem, die Äbtissin war eine gute Seele, hatte ein weites Herz.«
    Conrí durfte seine Worte nicht als weitere Beleidigung empfinden, Fidelma mußte handeln.
    »Eine schlechte Entschuldigung ist besser als gar keine«, flüsterte sie rasch und sah den Kriegsherrn warnend an.
    Conrí zögerte, nickte dann aber. »Wir müssen aufbrechen, Lady, und das Tageslicht nutzen für unsere Reise«, brachte er mühsam heraus.
    »Gut, daß du uns mahnst, Conrí.«
    Er eilte zur Tür und gab vor, sich nach seinen Männern umzusehen und die Pferde satteln zu lassen. So blieben ihm Abschiedsworte erspart.
    Eadulf, dem die unterschwelligen Feindseligkeiten peinlich |253| waren, erhob sich gleichfalls und schüttelte die Brotkrumen von seiner Kutte.
    »Wann immer es dich herführt, du bist willkommen, Fidelma.« Slébéne lachte und betonte das Wort »du«. »Wir werden

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