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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Fidelma meint, das Kriegsschiff zeigte das Kampfbanner von Eoganán vom Stamm der Uí Fidgente.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und du als Kriegsherr der Uí Fidgente willst nichts davon gewußt haben, daß Kriegsschiffe der Uí Fidgente in mein Gebiet eingedrungen sind?«
    »Wir haben schließlich Frieden miteinander geschlossen«, erwiderte Conrí. »Wenn das ein Schiff ist, das mit Leuten von |237| den Uí Fidgente bemannt ist, dann können das nur Abtrünnige und Rebellen oder Ausgestoßene sein.«
    Der Stammesherrscher gluckste in sich hinein und schüttelte den Kopf.
    »Abtrünnige und Rebellen? Schwer zu fassende Begriffe. Wer ist ein Rebell und wer nicht? Was man darunter versteht, das ändert sich von einem Tag zum anderen. Gestern war Eoganán ein rechtmäßiger Fürst. Heute nennt man die, welche seine Sache verfechten, Abtrünnige. Also, ich will niemandem zu nahe treten, aber Frieden miteinander schließen bedeutet im Grunde genommen nichts. Jahrelang mußte ich dulden, daß Uaman, Eoganáns Sprößling, die Bergpässe an meiner Ostgrenze unsicher machte. Er erdreistete sich sogar, sich Beherrscher der Pässe zu nennen. Wann immer ich mit meinen Kriegern gegen ihn anrückte, schloß er sich in diese uneinnehmbare Festung auf seiner Insel ein oder verschwand in die Berge. Und es war unmöglich, ihn dort aufzuspüren und zur Schlacht zu zwingen.«
    »Uaman ist tot«, warf Eadulf mit Nachdruck ein und versuchte, das Gespräch wieder auf den wesentlichen Punkt zu lenken. »Jetzt geht es darum, in Erfahrung zu bringen, wer diese Piraten sind.«
    Slébéne schaute ihn aufmerksam an.
    »Woher willst du wissen, daß Uaman tot ist, guter Freund aus Anglia?«
    »Weil ich ihn sterben sah. Ich war Gefangener in seiner Festung, konnte aber fliehen und sah ihn im Treibsand versinken, als die Flut hereinbrach und seine Insel vom Festland trennte.«
    Der Fürst betrachtete ihn erstaunt.
    »Mir sind nur Gerüchte bekannt, daß man seine Schreie hörte, bevor er umkam. Daß sogar ein Augenzeuge sein Ende |238| gesehen hat, davon habe ich nie etwas gehört. Und du behauptest, dieser Augenzeuge gewesen zu sein, Angelsachse?«
    »Ja, das behaupte ich.«
    »Und du bist dir sicher, daß er starb?«
    Eadulf lief rot an. »Bezweifelst du die Wahrheit meiner Worte?« fragte er gereizt.
    »Wenn du sagst, du hast gesehen, wie er starb, dann nehme ich dir das ab. Jedoch …« Slébéne machte eine Pause. »Ich habe Berichte von der Ostgrenze meines Gebiets, in denen es heißt, er sei zwischen den Bergpässen noch immer zugange. Er überfällt meine Leute und erpreßt Tribut von ihnen.«
    »Das kann nicht sein. Er steckte im Treibsand fest und ertrank.« Eadulf verlor die Geduld. »Um Uaman geht es jetzt überhaupt nicht, wir sorgen uns um …«
    Der Stammesfürst hob seine Riesenpranke und gebot ihm Einhalt.
    »Ich bin sicher, daß eure Besorgnis grundlos ist. Plündernde Banditen treiben sich immer einmal vor unseren Küsten herum. Piraten auf der Pirsch nach Schiffsladungen. Die fromme Gemeinde auf der Seanach-Insel ist bislang nie behelligt worden. Warum sollte das jetzt anders sein?«
    »Willst du damit sagen, du wirst kein Schiff mit deinen Mannen hinüberschicken, um nach dem Rechten zu sehen?« drängte Fidelma ungehalten.
    Slébéne zuckte die Achseln. »Ich sehe keine sonderliche Notwendigkeit dazu …« Er hielt inne, denn es blitzte gefährlich auf in ihren Augen, und gestand ihr mit leisem Auflachen zu: »Aber wenn du meinst, es ist nötig … Dann werde ich ein paar von meinen Leuten losschicken. Und falls sie diesen Piraten begegnen« – er lachte wieder auf –, »dann wollen wir doch mal sehen, ob sie sich zu wehren wissen, sobald sie es mit kampferprobten Männern zu tun haben.«
    |239| Conrí schob die Unterlippe vor. Er ärgerte sich über die versteckte Beleidigung, die ihm und seinen Kriegern galt. »Denk an das Sprichwort: ›Wer auf dem Berge steht, hat gut lachen‹, Slébéne.« Der Groll in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Der Stammesfürst kniff die Augen zusammen und schoß ihm einen feindseligen Blick zu. Die alte Redensart besagte, von sichererer Stellung aus ist es leicht, den Feind zu verspotten. Schon wollte er etwas erwidern, da mischte sich Fidelma ein.
    »Wir hatten jedenfalls tüchtige Krieger von den Uí Fidgente bei uns, die haben den Angriff dieser Schurken wacker zurückgeschlagen«, suchte sie die Gemüter zu beschwichtigen.
    Der große Kerl blinzelte, zögerte, brach wieder in

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