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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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festlich speisen und von großen Schlachten reden und den Taten der Helden. Mein Barde wird wieder den großen
forsundud
auf die Könige aus dem Geschlecht Eibhears singen, und Verse, die deine Abenteuer preisen, werden nicht fehlen.«
    »Laß uns beten, daß die Verse den glücklichen Ausgang meines gegenwärtigen Abenteuers zum Inhalt haben«, antwortete Fidelma ernst.
    »Möge dir am Ende deines Wegs Erfolg beschieden sein, Fidelma von Cashel«, erwiderte der Stammesfürst ebenso feierlich.
    Bald darauf verließen Fidelma, Eadulf und Conrí die Festung Daingean. Conrís beide Kriegsmannen bildeten ihre Nachhut. Sie nahmen den Weg nach Osten. Links stiegen die Bergketten empor, und zur Rechten erblickten sie immer wieder das Meer. Lange ritten sie schweigend und bedrückt dahin, bis Conrí schließlich seinem Ärger Luft machte.
    »Dieser Kerl! Die ganze Zeit hatte er es darauf angelegt, mich zu reizen.«
    Dem konnte Fidelma nicht widersprechen, meinte aber beschwichtigend: »Mugrón hatte mich vor seiner ungehörigen Art zu scherzen gewarnt. Wie heißt es doch so schön? Einem alten Hund kann man keine neuen Tricks beibringen oder einem alten Mann nicht die friedfertigen Sitten eines neuen Zeitalters.«
    »Dieser Mensch ist eine Mischung aus Jähzorn und Anmaßung. Wie der sich gebärdet, dem traue ich nicht über den Weg«, sagte Conrí.
    »Ich bin derselben Meinung«, pflichtete Eadulf ihm bei.
    |254| Fidelma lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ihr nehmt seinen sonderbaren Humor viel zu ernst. Vielleicht ist er nur geradezu und im Grunde seines Herzens durchaus ehrlich.«
    »Gibt es nicht so eine Wendung wie ›Ein gerade aufschießender Sproß kann krumme Wurzeln haben‹?« Es kam nicht oft vor, daß Eadulf so rasch jemanden abfällig beurteilte.
    »Dir geht offensichtlich noch etwas anderes durch den Kopf«, bemerkte Conrí.
    »Es war auffällig, daß Slébéne unser Bericht von dem Kriegsschiff in seinen Gewässern überhaupt nicht rührte und daß er unsere Befürchtungen wegen der Einsiedler auf der Insel leichthin abtat. Ich möchte wetten, der schickt nie und nimmer ein Boot hinüber, um sicherzustellen, daß die Ordensleute dort unbehelligt bleiben.«
    Eine Weile verfielen alle in nachdenkliches Schweigen.
    »Das ist übrigens nicht das einzige«, meldete sich Eadulf wieder, »und ich nehme an, euch ist es auch aufgefallen.«
    »Nämlich?« fragte Fidelma.
    »Meiner Meinung nach haben ihn die Ermordung der Äbtissin und das Verschwinden ihrer Begleiterinnen völlig kalt gelassen. Nach den verschollenen Ordensschwestern hat er gar nicht erst gesucht. Zudem schickt er uns einfach allein ostwärts, bietet uns nicht einmal ein paar seiner Krieger als Begleitschutz an. Dabei sagt er selber, daß Räuberbanden den vor uns liegenden Grenzbezirk unsicher machen.«
    In Conrí stieg erneut Wut auf. »Auch hierin stimme ich Bruder Eadulf zu. Als Stammesfürst dieser Gegend benimmt er sich wirklich alles andere als fürstlich. Höflichkeit und Verbindlichkeit haben noch nie die Macht eines Fürsten untergraben, doch davon ist bei ihm keine Spur. Wir sollten uns sehr vorsehen und auf allerhand gefaßt sein.«
    |255| Fidelma dachte einen Moment nach und sagte dann: »Was ihr da feststellt, stimmt natürlich, aber was ergibt sich daraus?«
    Eadulf und Conrí stutzten und schauten sich an.
    »Ich kann dir nicht recht folgen«, gab Eadulf zu. »Warum verhält sich Slébéne so und nicht anders?«
    »Weil er mehr weiß, als wir glauben.«
    »Mehr weiß worüber?«
    »Über die Dinge, die sich möglicherweise abgespielt haben, als die jungen Frauen verschleppt wurden«, schlug Conrí vor. »Vielleicht steckt hinter der Ermordung meiner Tante und dem Verschwinden ihrer Schützlinge ganz etwas anderes, als wir vermuten.«
    Fidelma verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Verdacht ist eine Sache. Aber die andere ist, wir wissen nichts Konkretes und können deshalb auch nichts vermuten. Sinn und Zweck unserer Reise ist doch, Fakten zu sammeln, um die Wahrheit zu entdecken. Über die Absichten eines anderen zu spekulieren, so seltsam er sich auch benehmen mag, führt zu nichts. Das sage ich Eadulf immer wieder.«
    »In jedem Fall bin ich froh, daß wir Daingean hinter uns gelassen haben«, erklärte Conrí entschieden. »Ich werde meinen Männern einschärfen, wachsam zu sein und uns den Rücken frei zu halten.« Nach leichtem Zögern fuhr er fort: »Ich schulde dir noch ein Dankeschön für gestern abend,

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