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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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frage mich, ob es zwischen den beiden Vorfällen einen Zusammenhang gibt – zwischen dem Schiffbruch und der Entführung«, meinte sie mehr zu sich selbst.
    »Was für einen Zusammenhang sollte es da geben?«
    »Es ist doch verwunderlich, daß niemand auf dem Wrack war und die Leichen beiseite geschafft hat. Eadulf hat von einem Dorf ganz in der Nähe hier gesprochen, da müßte man das Wrack eigentlich bemerkt haben.« Sie runzelte die Stirn. »Glaubst du, du könntest den Weg zu der Insel wieder finden, Eadulf? Ich bin der Meinung, wir sollten das Gelände absuchen, besonders die Ruinen da.«
    Eadulf hatte seine Bedenken. »Das war Uamans Hochburg. Er ist tot. Was hoffst du dort zu finden?«
    Sie lächelte geduldig. »Wenn wir fürs erste die vermißten jungen Nonnen dort aufspürten, wäre das schon schön«, meinte sie mit sanfter Ironie.
    |259| Eadulf errötete leicht.
    »Die Pferde lassen wir am besten hier unter den Bäumen zurück.« Es war genau die Stelle, an der Basil Nestorius und Gormán auf ihrer Flucht aus Uamans Festung die Nacht verbracht hatten. »Da sind sie vorm Wind geschützt.«
    Sie folgten seinem Vorschlag und banden die Tiere so an, daß sie genügend Bewegungsfreiheit hatten und auch etwas zu fressen finden konnten. Dann führte sie Eadulf hinunter zum Ufer und versuchte sich zu erinnern, wo entlang der Pfad über die Dünen zur Insel ging. Obwohl er wußte, daß Uaman der Aussätzige tot und die Festung verlassen war, flößte ihm der Turm mit seinen runden Mauern aus grauem Stein immer noch Furcht ein. Die Spuren der Feuersbrunst waren unverkennbar, doch ragten die Mauern wie eh und je in die Höhe und umschlossen den Hauptturm. Eine Stimmung unheilvoller Bedrohung hing über dem Ganzen.
    Mit der Flut war erst am frühen Abend zu rechnen. Die Sandbänke machten einen sicheren Eindruck, aber der konnte trügerisch sein. Krabben wuselten umher, folgten dem Wasser, suchten Zuflucht in kleinen Pfützen, in die sich hier und da ein Barsch oder Dorsch verirrt hatte und verzweifelt zappelte.
    »Haltet euch hinter mir«, wies er die anderen an, »und wenn ich sage ›hinter mir‹, heißt das, bleibt unmittelbar in meinen Fußstapfen.«
    Eadulf kletterte von der Uferböschung hinab in den Sand, der unter seinem Gewicht nachgab; Wasser sickerte ihm über die Füße. Sie überquerten die Düne bis zum Felsvorsprung der eigentlichen Insel und stiegen dann einige mit Steinen ausgelegte Stufen empor zu der begrünten Kuppe, auf der Uamans Turm thronte.
    Wie ihnen schon aus der Entfernung aufgefallen war, standen |260| die schweren, mit Eisenbändern beschlagenen Eichentore offen, ein Flügel hing schief in einer Angel. Skelette empfingen sie, ehemals Krieger von Uaman, niedergemetzelt von Gormán und von aasfressenden Vögeln fein säuberlich bis auf die Knochen ihres Fleisches entblößt. Eadulf empfand eine makabre Genugtuung, als er sah, daß Conrí und dessen beide Krieger das Schwert zückten und nervös ins Gelände spähten. Wenigstens war er nicht der einzige, dem es hier unheimlich war.
    Sie betraten den Innenhof.
    »Bringen wir die Sache schnell hinter uns«, murmelte Conrí und sah sich besorgt um. »Durchsuchen und ab.«
    Fidelma konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren, verstand sein Unbehagen, schien es aber nicht zu teilen.
    »Wo fangen wir am besten an, Eadulf?« fragte sie.
    Der räusperte sich nervös. »Da drüben führt eine Tür zu den Zellen, in denen Basil Nestorius und ich gefangengehalten wurden. Von dort gelangt man auch zu Uamans Gemächern.«
    »Also erst mal dorthin. Conrí, du und deine Krieger, ihr könntet euch die Außengebäude hier vornehmen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und schritt auf die Tür zu, die ihr Eadulf gezeigt hatte.
    Die Wohnräume der Festung waren verlassen und ausgeplündert. Offensichtlich hatten die Dorfbewohner, die lange genug unter Uaman gelitten hatten, bei ihrer Erstürmung der Zwingburg alles Brauchbare mitgehen lassen. Schon nach kurzer Zeit trafen sich die fünf wieder im Hof; man war davon überzeugt, daß sich in den Ruinen niemand mehr aufhielt. Conrí allerdings war sichtlich erregt.
    »Komm und sieh dir das an«, forderte er Fidelma auf und deutete mit dem Schwert auf ein paar Türen, hinter denen sich |261| allem Anschein nach Lagerräume verbargen. »Ich bin gespannt, was du davon hältst.«
    In den Räumen stapelten sich Kisten und Fässer. Fidelma unterzog sie einer raschen Prüfung.
    »Die Kisten haben

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