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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Lady.«
    Fidelma lächelte. »Ich habe lediglich die Heldenportion verlangt, die mir auf Grund meiner Abstammung zustand.«
    »Heute weiß ich, Slébéne hat mich in voller Absicht herausgefordert. Er wollte mir einen Zweikampf aufzwingen. Ich glaube nicht, daß er darauf nur aus war, weil er alle Uí Fidgente haßt. Er muß noch andere Gründe gehabt haben, dessen bin ich sicher, aber welche …?« Achselzuckend verstummte er.
    |256| Schweigend ritten sie weiter.
    Das Rauschen des Meeres neben ihnen war das einzige Geräusch, das die Stille in der schneebedeckten Landschaft unterbrach. Ab und zu hörten sie die schrillen Schreie einiger Vögel, auch das Heulen eines Wolfs, das ihnen kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie hatten nicht den Eindruck, daß ihnen jemand von Daingean folgte, auch sonst begegneten sie niemandem unterwegs.
    So zogen sie gemächlich dahin, rasteten um die Mittagszeit und machten sich eine heiße Brühe, und erst, als die Dämmerung einsetzte, stiegen sie bei einem
coirceogach
ab. Das war eine jener verlassenen Steinhütten, auf die man in diesem Teil der Welt oft an Berghängen stieß.
    Sie entfachten ein Feuer, und bald wurde es warm in der kleinen Behausung. Einer der beiden Krieger führte die Pferde zur Tränke, versorgte sie mit Futter und suchte ihnen eine einigermaßen geschützte Stelle für die Nacht. Die Nachtwache übernahmen sie abwechselnd, doch es ereignete sich nichts Außergewöhnliches. Niemand näherte sich ihnen in böser Absicht, Überraschungen jedweder Art blieben ihnen erspart.

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    KAPITEL 12
    Es war am nächsten Tag. Gegen Mittag tat sich vor ihnen ein Anblick auf, den Eadulf mit bitteren Erinnerungen verband. Nie hätte er geglaubt, den Ort wiederzusehen, und nie hätte es ihn dorthin gezogen. Sie waren der Küstenstraße stetig ostwärts gefolgt, und seit geraumer Zeit hatten sie die tiefer liegende Insel von Uaman ausmachen können, verschwommen zunächst, jetzt aber klar und deutlich. Eadulf konnte die rauchgeschwärzten Mauern des Turms erkennen, Überreste der Festung, |257| in der man ihn noch vor wenigen Monaten gefangengehalten hatte. Es war Ebbe, als sie sich den trügerischen Sanddünen näherten, die das Eiland mit dem Festland verbanden. Eadulf ließ sich von dem fest wirkenden Sand nicht täuschen. Wußte er doch zu gut, daß sich dort nicht nur gefährlicher Treibsand verbarg, sondern daß mit der Flut oft zwei Meter hohe, alles zerstörende Wellen kamen, die den Unachtsamen packen und erbarmungslos vernichten konnten. Mit eigenen Augen hatte er gesehen, wie Uaman der Aussätzige auf diese Weise zu Tode kam; er versank allmählich im Treibsand, mochte er sich sträuben, wie er wollte, bis ihn die Welle verschlang. Noch bei der bloßen Erinnerung packte Eadulf das Grauen.
    »Dort unten am Ufer, sieh nur, Fürst Conrí!« rief plötzlich Socht, der Krieger.
    Alle schauten in die Richtung, in die er wies.
    In den flachen Wassern schaukelte jede Menge Treibgut, auch Planken, eindeutig Reste eines geborstenen Schiffes.
    »Genau, wie Mugrón gesagt hat«, stellte Eadulf fest.
    »Das ist das Wrack, das wir gesehen haben, als wir den Leichnam der Äbtissin holten«, bestätigte Conrí.
    »Da sind auch noch Leichen«, mischte sich Socht ein, »nie mand hat sich der Toten angenommen.«
    Das stimmte. Im Wrack, das auf der Sandbank nahe am Ufer lag, schienen etliche, bereits verwesende Tote eingeklemmt.
    »Sollten wir es nicht tun, Fürst?« fragte der Krieger.
    Schon trieb er sein Pferd an, aber Eadulf gebot entschieden: »Nein!«
    Verwundert blickten ihn alle an.
    »Ich kenne die Stelle«, erklärte er einfach. »Sie ist gefährlich. Überall tückischer Treibsand. Und außerdem droht uns von den Leichen Seuchengefahr, davor bewahrt einen auch der |258| kalte Winter nicht. Wir sollten gebührenden Abstand halten.«
    Sie saßen auf ihren Pferden und betrachteten die schauerliche Szene.
    »Wir sind uns doch darin einig, daß ein Schiff weiter draußen vor der Insel vom Sturm an die Klippen geworfen wurde«, überlegte Conrí laut. »Diese Männer hier müssen zu der unglücklichen Mannschaft gehört haben, die ihren Tod in den Fluten gefunden hat.«
    Fidelma sah sich prüfend um.
    »Und wo, von hier aus gesehen, hat man Äbtissin Faifes Leichnam gefunden?«
    »Dort drüben. Nur ein kurzes Stück weiter den Weg entlang und dann leicht bergauf«, antwortete ihr Conrí.
    Sie konnte die schwachen Umrisse des steinernen
coirceogach
erkennen.
    »Ich

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