Tod vor Morgengrauen: Kriminalroman
Nachrichtendienst, nicht gegenüber dem Amerikaner.
Nur er und Hope und Wilna van As und das Morddezernat. Wilna van As.
Nougat O’Grady hatte sie verdächtigt.
Du hast eine Mutter, Polizist. Hörst du mich? Du hast eine Mutter.
In seiner Stimme lag Hass, blanker, leidenschaftlicher Hass.
Du hast eine Mutter, Polizist. Hörst du mich? Du hast eine Mutter.
Wie sollte er sie beschützen? Wie sollte er seine Arbeit erledigen und sie gleichzeitig gegen Schlebusch schützen?
Er war ihm im Pick-up gefolgt. Seit der Kanzlei? Wie lange hatte er ihn schon beobachtet? Woher hatte Schlebusch gewusst,
wie er aussah, welchen Wagen er fuhr?
Wahrscheinlich war das nicht sonderlich schwer gewesen, wenn man es denn herausfinden wollte.
Er musste seine Mutter schützen. Er musste Schlebusch finden, bevor Schlebusch sie fand. Er musste gegen den Gerichtsbescheid
des Militärischen Nachrichtendienstes vorgehen.
Wir hätten das verdammte Testament schon längst verbrennen sollen.
Woher wusste Schlebusch vom Testament? Weil es sich zwischen den gestohlenen Dingen befunden hatte, zwischen den Dollar und
den Dokumenten von Rupert de Jager/Johannes Jacobus Smit, und er seine Schlussfolgerungen gezogen hatte?
Oder weil Wilna van As mit ihm geredet hatte?
Und wenn es weg war, warum sollte er die Ermittlungen dann fortsetzen?
Die Waffe an seinem Kopf; warum hatte Schlebusch ihn nicht erschossen?
|345| Hatte er gesehen, dass andere Fahrzeuge anhielten? Oder hatte er es gar nicht von Anfang vorgehabt — hatte er ihn nur einschüchtern
wollen?
Du hast eine Mutter, Polizist. Hörst du mich? Du hast eine Mutter.
Seine vorrangige Aufgabe musste es sein, sie zu schützen.
Er sah zu ihr, die im Stuhl neben dem Krankenhausbett saß.
Zuerst musste er sie schützen.
Und dann den Militärischen Nachrichtendienst loswerden. Was wahrscheinlich nicht sonderlich schwierig sein dürfte.
Und dann Schlebusch finden.
Den Mann mit dem langen blonden Haar, der weglief, in seinen Pick-up stieg, aber da war noch etwas …
Der Wagen war linksgesteuert …
Vielleicht hatte er gelogen, was das Testament anbelangte.
Vielleicht aber befand es sich doch noch irgendwo. Und wenn es nicht mehr existierte …
Gab es noch die Dollar.
Wir …
Chaos.
Alle waren sie da: Bester Brits und ein neues Gesicht, Brigadier Walter Redelinghuys, stahlgrauer Bürstenhaarschnitt, quadratisches
Kinn; O’Grady und Joubert; Hope Beneke, seine Mutter, der Arzt. Er kam aus dem Badezimmer, wo er die Sachen, die seine Mutter
mitgebracht hatte, angezogen hatte, und alle waren sie da.
»Es war Mord, Sir, und deshalb ist das unser Fall.«
»Das hat mit Ihnen nichts zu tun, es war unser Mann, der gestorben ist.« Sie steckten auf dem Mordgelände ihre Terrains ab.
Als er ins Zimmer trat, verstummten alle kurz. Er |346| sah zu Hope, hoffte darauf, von ihr durch eine Andeutung erfahren zu können, wo Carolina da Jager sich aufhielt. Sie nickte
kurz, wusste, was er wollte. Erleichterung.
»Wir wollen eine Aussage, van Heerden«, sagte O’Grady.
»Ich verbiete Ihnen, mit ihnen zu reden«, sagte Bester Brits und wandte sich an Joubert: »Sie haben doch Ihre Befehle von
ganz oben bekommen, was haben Sie hier noch zu suchen?«
Mat Joubert stand in der Tür und musste dabei fast den Kopf einziehen. »Die Befehle wurden heute Morgen geändert«, antwortete
er ruhig. »Reden Sie mit Ihrem Boss.«
»Ich bin sein Boss«, sagte der Bürstenhaarschnitt. »Walter Redelinghuys.« Er streckte van Heerden die Hand hin. »Brigadier.«
»Van Heerden.«
»Ich weiß. Wie geht es Ihnen?«
»Das wollte ich eigentlich herausfinden«, meldete sich der Arzt, ein verstört aussehender junger Mann mit Oberlippenbärtchen,
schmalem Kinnbart und einer großen, dicken Brille; es war ein anderer als am Abend zuvor. »Sie müssen draußen warten, bis
ich mit der Untersuchung fertig bin«, sagte er ohne rechte Überzeugung.
»Mir fehlt nichts«, sagte van Heerden.
»Dann möchte ich die Aussage aufnehmen«, schob sich der fette Inspector Tony O’Grady dazwischen.
»Nein, das werden Sie nicht tun«, sagte Bester Brits.
»Hören Sie endlich damit auf!«, unterbrach seine Mutter sie mit scharfer, entschiedener Stimme. Alle verstummten. »Sie benehmen
sich ja wie die Kinder. Sie sollten sich schämen. Gestern Nachmittag ist ein Mann ums Leben gekommen, |347| und Sie streiten sich hier wie eine Horde Schuljungen. Haben Sie denn überhaupt keinen Respekt?«
Er sah
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