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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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besuchen. Eine andere Umgebung macht das Vergessen stets ein bisschen leichter, nicht wahr?“ Unter halb geschlossenen Lidern beobachtete ich Andrew. Sein Gesichtsausdruck erinnerte mich an einen Wolf, der im Begriff ist, sich auf die Beute zu stürzen.
    „Eigentlich hatte ich nicht vor, Ihnen dieses Geschenk schon jetzt zu machen.“ Er holte ein kleines Päckchen aus der Rocktasche und hielt es mir hin. „Aber vielleicht ist es doch am besten, wenn Sie es sogleich bekommen – vorausgesetzt, Sie nehmen es überhaupt an.“
    „Oh …“ Im Bewusstsein, den Inhalt genau zu kennen, nahm ich das Päckchen entgegen. Bestimmt enthielt es Monsieur Fourniers goldenen Ring. Und richtig! Da lag er, auf einem Bett aus Samt. „Andrew“, rief ich, „wie ist es Ihnen gelungen, Fournier zum Verkauf zu überreden?“ Ich gab mir große Mühe, tief beeindruckt und überglücklich dreinzuschauen.
    „Sie überschätzen meine Verdienste“, stellte Andrew lächelnd fest. „Fournier hat den Ring schon vor einiger Zeit wieder verkauft. Alles, was ich zu tun hatte, war, das Schmuckstück in einem Antiquitätengeschäft aufzustöbern. Ich hoffe, Sie nehmen das Geschenk an?“
    Ich schob den Ring auf meinen Finger und betrachtete ihn voller Bewunderung. „Ich glaube, ich könnte gar nicht nein sagen.“
    Er begann zu lachen, beugte sich ein wenig zu mir hinunter und sagte: „Umsonst ist der Schmuck natürlich nicht zu haben.“
    „Soll ich Sie mit einem Kuss bezahlen?“
    „Nein, mein Schatz. So leicht bin ich diesmal nicht zufriedenzustellen. Ich möchte, dass Sie mich heiraten.“
    Damit hatte ich natürlich gerechnet. Dennoch begehrte alles in mir gegen die Selbstverständlichkeit auf, mit der Andrew seine Forderung vorbrachte. „Heiraten?“, vergewisserte ich mich.
    „O ja. Es ist gerade drei Tage her, da sagten Sie, Sie würden denjenigen, der Ihnen den Ring bringt, zum Gemahl wählen.“
    „Das können Sie unmöglich ernst genommen haben!“, rief ich.
    „Wie Sie sehen, habe ich es ernst genommen.“ Hinter Andrews Lächeln war schon sein so schnell aufflammender Zorn zu erahnen. „Sonst hätte ich ganz gewiss nicht all diese Mühen auf mich geladen, um Ihnen das Schmuckstück zu besorgen.“
    Ich wandte mich ab, trat zum Fenster und begutachtete erneut den Ring, jetzt im Licht der schon recht tief stehenden Sonne. Es war mir ein Vergnügen, Andrew noch ein wenig zappeln zu lassen. Er sollte nicht glauben, es sei leicht, in den Besitz meines Vermögens zu kommen. Aber er sollte sich auch nicht zu sehr ärgern. Also meinte ich: „Nachdem ich Ihren Antrag einmal zurückgewiesen hatte, fürchtete ich, Sie hätten das Interesse an mir verloren.“
    „Ich habe Ihnen mehr als oberflächliche Zuneigung entgegengebracht“, erklärte er in gekränktem Ton.
    „Ich dachte, Sie würden mich vielleicht verachten, weil ich nicht gemerkt habe, dass ich mit einem Mann verheiratet war, der ständig die Gesetze übertrat. Auch habe ich Sie nicht immer gut behandelt.“
    „Ich würde Ihnen alles verzeihen“, sagte er. „Denken Sie an Balzac.“
    „Sie sind sehr verständnisvoll und großzügig“, murmelte ich und begann, mit dem Ring zu spielen. „Ich würde ihn so gern behalten.“
    Andrew war mir gefolgt und legte mir nun die Hände auf die Schulter. „Er gehört Ihnen. Unter einer Bedingung …“
    Ich wandte mich zu Palmer um und zwang mich, ihm in die Augen zu schauen. Plötzlich presste er seine Lippen auf meinen Mund. Im ersten Moment erstarrte ich, und es kostete mich große Überwindung, ihn nicht einfach fortzustoßen. Zum Glück ließ er rasch wieder von mir ab.
    „Liebste“, sagte er, „mir erscheint es am besten, wenn wir vorerst niemandem von unserer Übereinkunft erzählen. Tragen Sie den Ring, so lange und so oft Sie mögen, doch bitte nur, wenn Sie allein oder mit mir zusammen sind. Ein so ausgefallenes Schmuckstück würde bestimmt unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. Ich möchte nicht, dass man uns nachsagt, wir hätten uns nicht an die Trauerzeit gehalten. Es wäre mir unerträglich, wenn Ihr Ruf deshalb leiden würde.“
    Mein Ruf? Beinahe hätte ich laut herausgelacht. Natürlich wollte er nicht, dass ich den Ring in der Öffentlichkeit aufsetzte. Fournier hätte davon erfahren können, und das wiederum hätte gewiss zu einem Skandal geführt, denn bisher gab es keine Kopie des Schmuckstücks.
    Ich zog einen Schmollmund. „Aber die Trauerzeit ist fast vorbei. Ein paar Wochen noch, aber die

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