Todes Kuss
geplant war, ehe Philip und ich uns zum ersten Mal begegneten. Unter diesen Umständen hätte ich es nicht richtig gefunden, ihn zu bitten, sie nicht zu unternehmen – zumal sie ihm offensichtlich viel bedeutete.“
„Gab es einen besonderen Grund dafür?“, fragte Palmer.
„Er wollte unbedingt einen Elefanten erlegen“, behauptete Ivy.
„Das mag stimmen. Soweit ich aber weiß, ging es auf jeden Fall um Elefanten“, meinte ich. „An die Einzelheiten kann ich mich jedoch nicht erinnern.“
Andrew Palmer lachte. „Bitte, strengen Sie Ihr hübsches Köpfchen nicht unnötig an, Lady Ashton. Fest steht, dass Philip sich stets an sein Wort gebunden fühlte. Deshalb änderte er auch nur ungern seine Pläne. Tatsächlich wären wir in Afrika ziemlich hilflos ohne ihn gewesen. Er war der Einzige in unserer Gruppe, der die Sprache der einheimischen Führer und Träger beherrschte.“ Einen Moment lang schaute er mir in die Augen. Dann fragte er recht unvermittelt: „Wie gefällt es Ihnen in Paris?“
„Ich liebe die Stadt!“
„Ja, sie ist so ganz anders als London. Ich amüsiere mich hier immer köstlich. Waren Sie schon im Theater?“
„Nein, es wäre mir unpassend erschienen, da ich noch in Trauer bin.“
„Ja, ich habe Ihr wahrlich nicht schönes Kleid bemerkt.“ Dabei lächelte er so charmant, dass ich ihm seine Worte nicht übel nehmen konnte. „Am Donnerstag wollen mein Bruder, ein paar Freunde und ich uns ein Stück ansehen. Bitte, schließen Sie sich uns doch an!“
„Sie werden doch nicht darauf bestehen, dass diese junge Dame sich ihren Ruf ruiniert!“ Robert mischte sich erneut in das Gespräch ein, diesmal mit einem Anflug von Humor.
„Niemand wird Emily einen Vorwurf machen, wenn sie sich gegen Ende der Trauerzeit ein ernstes Drama ansieht“, erklärte Ivy.
„Ich werde darüber nachdenken“, murmelte ich.
„Danke, mehr kann ich nicht von Ihnen verlangen.“ Andrew Palmer verbeugte sich.
„Da kommt Mr Hargreaves“, bemerkte Robert.
In Erinnerung an unsere Auseinandersetzung wäre ich Colin am liebsten aus dem Weg gegangen. Doch er war schon so nah, dass er uns begrüßte. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich schnellstmöglich mit einer Entschuldigung von der Gruppe zu entfernen.
Unglücklicherweise stand er nicht weit von mir, als zum Dinner geläutet wurde. Für ihn war das eine Chance, mir den Arm zu reichen und mich zu Tisch zu führen. Dabei drängte er mich, ihm zu verzeihen.
Noch war ich allerdings nicht bereit dazu. Dass er glaubte, mir Vorschriften machen zu können, hatte mich sehr aufgebracht. Daher war ich erleichtert, als Andrew Palmer auftauchte. Vermutlich sah man mir meinen Ärger an, jedenfalls fragte Mr Palmer, ob Hargreaves mich belästigt habe. Ich senkte den Blick.
„Ich verfolge nur die besten Absichten“, bemerkte Colin, verbeugte sich tief und ließ uns allein.
„Er glaubt, da er so gut aussieht, könne er sich einer Dame gegenüber alles herausnehmen“, stellte Andrew entrüstet fest.
„Man müsste ihn öfter in die Schranken weisen“, stimmte ich zu.
Wir setzten uns, und unsere Unterhaltung wandte sich anderen Themen zu.
Nach einer Weile hielt ich es für meine Pflicht, mich auch meinem Tischnachbarn rechts von mir zu widmen. Es handelte sich um einen älteren Gentleman, der mir als Monsieur Fournier vorgestellt worden war und der einen interessanten Ring trug. „Ist das ein griechisches Schmuckstück?“, erkundigte ich mich.
„Ja, es handelt sich um einen antiken Siegelring. Schliemann hat ihn bei einer Ausgrabung gefunden.“
„Ich habe gehört, dass Sie verschiedene wunderschöne antike Objekte besitzen.“
Fournier lächelte. „Genau wie Ihr verstorbener Gemahl, Lady Ashton, bin ich ein begeisterter Sammler.“
„Ich mag besonders die griechischen Vasen“, sagte ich, um nicht ein weiteres Mal über Philip sprechen zu müssen.
„Haben Sie eine Lieblingsvase?“
„O ja, sie befindet sich im British Museum und stellt das Urteil des Paris dar.“
„Ah … Ich habe von ihr gehört. Ein echtes Kunstwerk.“
„Manchmal wünschte ich, Philip hätte es nicht dem Museum gespendet. Doch er war der festen Überzeugung, dass solch einmalige Objekte einem großen Publikum zugänglich sein sollten.“
Fournier zog den Ring vom Finger und reichte ihn mir. „Was gefällt Ihnen besser: das Schmuckstück an meinem Finger zu bewundern oder es selbst in der Hand zu halten?“
Lange betrachtete ich den Ring, der das Trojanische
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