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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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verabschiedet hatten, begaben wir uns in die Bibliothek und machten uns erneut daran, uns gegenseitig aus der Ilias vorzulesen.
    Es war kurz vor Mitternacht, als Margaret schließlich aufbrach. Ich hatte sie selbst zur Tür begleitet und blieb noch einen Augenblick auf der Vordertreppe stehen, um die Umgebung mit den Blicken zu erforschen. Seit dem Einbruch in mein Pariser Hotelzimmer war ich stets auf der Hut gewesen und hatte überall Ausschau nach dem Mann mit der Narbe gehalten.
    Bisher war er nirgends aufgetaucht. Jetzt jedoch war mir plötzlich, als bewege sich mir gegenüber etwas, ein Schatten. Das musste er sein! Einem Impuls nachgebend, raffte ich meine Röcke und lief über die Straße. Niemand war dort. Im Mondlicht entdeckte ich nur einen Lederhandschuh, der auf dem Boden lag. Ich bückte mich, um ihn aufzuheben. Qualität und Größe ließen nur einen Schluss zu: Er gehörte einem Gentleman.
    21. Juni 1887, Berkeley Square, London
    Wie gut, dass Königin Victoria ihr Goldenes Thronjubiläum mit einem Feuerwerk gefeiert hat! Habe es gemeinsam mit Kallista angesehen. Sie wehrte sich nicht, als ich ihre Hand nahm und festhielt. Fühlte mich sehr ermutigt und muss nun entscheiden, wie ich weiter vorgehen will.
    Andrew Palmer hat bei den Vorbereitungen für die Großwildjagd im nächsten Winter wertvolle Hilfe geleistet. Fitzroy wird uns diesmal nicht begleiten. Gut so! Stimme mit Homer darin überein, dass man sich vor falschen Freunden hüten muss.

13. KAPITEL
    Am nächsten Vormittag unternahm ich einen langen Ausritt in den Hyde Park, um in Ruhe darüber nachdenken zu können, was ich mit dem Handschuh tun sollte. Obwohl er von sehr guter Qualität war, enthielt er leider keinerlei Hinweise auf den Besitzer oder auf den Hersteller. Also bot sich hier wohl keine Möglichkeit, Mr Narbengesichts Namen herauszufinden.
    Enttäuscht kehrte ich nach Hause zurück, wo mich ein perfekt zubereitetes Frühstück erwartete. Ich lobte Susan, die mich bediente, dafür und bat sie, auch der Köchin meinen Dank auszurichten. Das Mädchen errötete und sagte: „Wir waren gestern alle so stolz auf Sie, Mylady.“
    „Ich verstehe nicht …“
    „Mr Davis hat uns erzählt, dass Sie gestern allen gezeigt haben, wer Herrin von Ashton House ist. Das hat die Köchin sehr beeindruckt. Sie sagte: ‚Ich werde morgen ein Dinner für Lady Ashton zubereiten, das einer Königin würdig wäre.‘ Und Mary …“ Susan zuckte zusammen, als hinter ihr jemand hüstelte.
    Es war Davis. „Mr Andrew Palmer wünscht Sie zu sprechen, Mylady“, teilte er mir mit. Dann fragte er das Mädchen in strengem Ton: „Bist du hier fertig, Susan?“
    „Ja, Mr Davis.“ Sie knickste und floh aus dem Raum.
    „Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Mylady. Niemals hätte ich meinen eigenen Grundsätzen untreu werden und mit dem Personal über Sie reden dürfen! Im Allgemeinen ermutige ich niemanden zum Klatschen. Allerdings …“
    „Schon gut, Davis. Ich weiß sehr wohl, dass man vor den Bediensteten nichts geheim halten kann. Und es freut mich, in der Köchin eine Verbündete gefunden zu haben.“
    Er verbeugte sich. „Wir alle stehen hinter Ihnen, Mylady.“
    „Danke.“ Ich war gerührt. „In welchen Raum haben Sie Mr Palmer geführt?“
    „In den großen Salon.“
    Ich beendete mein Frühstück und warf auf dem Weg zum Salon einen kurzen Blick in den Spiegel, der oben im Flur hing. Nach dem Ausritt hatte ich mich nicht umgezogen, denn ich liebte mein schwarzes Reitkleid. Auch wenn ich nicht in Trauer gewesen wäre, hätte ich es in dieser Farbe bestellt. Es war aus einem wunderbar weichen Wollstoff und nach der neuesten Mode gefertigt. Dazu trug ich ein kurzes Jäckchen aus dem gleichen Material.
    „Mr Palmer, welch eine Überraschung! Ihr Vater hat gestern gar nicht erwähnt, dass Sie wieder in London sind.“
    „Er wusste es nicht, denn er hat mein Telegramm mit Verspätung erhalten.“
    Ich ließ mich auf einen der mit dunkelrotem Samt bezogenen Stühle sinken. „Was führt Sie um diese frühe Stunde zu mir?“
    Er lachte. „Eine Dame, die Port trinkt, wird sich doch nicht aufregen, weil jemand vor der üblichen Besuchszeit bei ihr vorspricht!“
    „Sie Scheusal!“, rief ich und begann ebenfalls zu lachen.
    „Mein armes, liebes Mädchen! Dieser Einbruch in Paris scheint Sie sehr durcheinander gebracht zu haben. Ich werde in Zukunft besser auf Sie achtgeben müssen.“
    „Danke, das wird nicht nötig sein. Ich kann selbst auf mich

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