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Todes Kuss

Todes Kuss

Titel: Todes Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TASHA ALEXANDER
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zustößt.“ Dann hauchte er einen Kuss auf meinen Handrücken.
    Verwirrt musste ich mir eingestehen, dass der andere Kuss mir bedeutend besser gefallen hatte.
    Ich ließ mich nicht zum Hotel bringen, sondern befahl dem Kutscher, mich zu Cécile zu fahren. Unterwegs musste ich die ganze Zeit an Colin denken. Mir war, als könne ich noch immer die Wärme seines muskulösen Körpers spüren. Nach wie vor schlug mein Herz viel zu schnell. Eine seltsame Sehnsucht erfüllte mich. Gleichzeitig empfand ich Scham darüber, dass ich seinen Kuss so leidenschaftlich erwidert hatte. Dieser Mann trug vielleicht die Schuld daran, dass ich Philip verloren hatte. Und dennoch vermochte er Gefühle in mir zu wecken, die ich nie zuvor gekannt hatte.
    Die Kutsche bog in den Boulevard Saint-Germain ein und kam vor Céciles Haus zum Stehen. Cécile selbst öffnete mir die Tür. Sie schloss mich in die Arme, begann dann jedoch sogleich, mit mir zu schimpfen. Offenbar war sie in wirklich großer Unruhe um mich gewesen. Schließlich betrachtete sie mich eingehend, schüttelte nachdenklich den Kopf und sagte: „Ihre Augen glänzen verdächtig, und Ihre Wangen sind gerötet. Ich glaube kaum, dass das eine Folge meiner Strafpredigt ist. Was also ist geschehen, Kallista?“
    „Ach, Cécile, es ist wegen der Fotografie …“
    „Nein, meine Liebe, das liegt Stunden zurück. Ich sehe, dass Sie geweint haben. Doch danach muss noch etwas passiert sein. Etwas, das Sie aufs Neue aus dem Gleichgewicht gebracht hat.“
    „Ich habe Mr Hargreaves getroffen“, gestand ich. „Doch darüber möchte ich nicht sprechen.“ Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass Cécile jetzt genau wusste, warum mein Gesicht gerötet war. Sie schien einen sechsten Sinn für heimliche Romanzen zu besitzen. Gewisse Dinge konnte man einfach nicht vor ihr geheim halten.
    Jetzt umspielte ein Lächeln ihren Mund. „Wir werden später darüber reden“, erklärte sie. „Mr Hargreaves fasziniert mich. Doch zunächst sollten wir noch einmal auf die Ereignisse bei Renoir zurückkommen. Ich bin wirklich froh, dass Sie mir von diesem Missionar erzählt haben. Denn nur deshalb war mir sofort klar, warum Renoirs vergebliche Suche nach der Aufnahme Sie so erschüttert hat.“
    Ich seufzte. „Mr Prescott hat mich belogen. Aber wer steckt dahinter? Und warum? Es ist höchste Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei geht es um zwei Dinge. Erstens: Lebt Philip noch? Und zweitens: Was hat er mit den Kunstfälschungen und den Kunstdiebstählen zu tun?“
    „Mir scheint, ehe wir uns an die Lösung dieser Probleme machen, brauchen wir erst einmal einen sehr starken Kaffee.“
    Als Engländerin hätte ich lieber Tee getrunken, doch es war zwecklos, Cécile umstimmen zu wollen. Sie hatte unterdessen nach ihrem Butler geläutet und mehrere Blätter sowie Feder und Tinte aus einer Schublade ihres zierlichen Schreibtisches geholt. Sie schob mir alles hin. „Manchmal hilft es, Notizen zu machen.“
    „Gut. Beginnen wir mit Philip.“
    „Welche konkreten Hinweise gibt es darauf, dass er noch am Leben ist?“
    Ich antwortete und schrieb gleichzeitig: „Da ist der Brief an Arthur. Dann die Gerüchte, die Ivy gehört hat. Außerdem Prescotts Geschichte, der wir allerdings nicht trauen können, denn ganz sicher hat er die Fotografie nicht von Philip erhalten.“
    „Es sieht eher so aus, als habe Andrew Palmer sie ihm gegeben“, stellte Cécile fest. „Denn niemand anders als er kann Renoir das Bildnis entwendet haben. Was wiederum den Schluss nahe legt, dass er diesem angeblichen Missionar auch gesagt hat, welche Lügen er Ihnen auftischen soll.“
    Ein Lakai trat ein und stellte ein Tablett auf den Tisch. Cécile füllte die Tassen. Ich goss noch reichlich Milch dazu und nahm mir auch etwas zu essen. Meine lange Wanderung durch die Stadt hatte mich, wie ich jetzt bemerkte, sehr hungrig gemacht.
    „Es fällt mir schwer, mir eine solche Niedertracht vorzustellen. Doch ich fürchte, Sie könnten recht haben, Cécile. Ich verstehe allerdings nicht, warum Andrew mir das antun sollte.“
    „Vielleicht ging es ihm einfach darum, jemanden zu finden, der ihm eine Afrikareise finanziert. Könnte er wichtige Gründe haben, England zu verlassen?“
    Hilflos zuckte ich die Schultern. „Ich hatte den Palmers, schon ehe Prescott bei mir auftauchte, mitgeteilt, dass ich für die Kosten der Suchexpedition aufkommen würde. Den Missionar mit der Aufnahme zu mir zu schicken, war also völlig

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