Todes Kuss
unnötig.“
„Möglicherweise hatte Prescott den Auftrag schon erhalten, ehe Andrew erfuhr, dass Sie für alles zahlen wollten.“
„Aber Andrew hat sich mir gegenüber stets sehr … nett verhalten. Und er war Philips Freund. Glauben Sie nicht, das könnte für ihn Grund genug sein, sich auf die Suche nach meinem Mann zu machen? Mit der Fotografie wollte er mich womöglich nur daran erinnern, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben soll.“
„Das erscheint mir, ehrlich gesagt, äußerst unwahrscheinlich. Außerdem frage ich mich, ob Prescott überhaupt als Missionar in Afrika war.“
„Ich werde ein Telegramm an die Missionsgesellschaft der Anglikanischen Kirche schicken und mich nach ihm erkundigen“, erklärte ich. „Fest steht auf jeden Fall, dass Andrew mir gegenüber nicht ehrlich war.“
Eine Zeit lang aßen und tranken wir schweigend. Dann meinte Cécile: „Dieser Andrew hat sich sehr verdächtig gemacht.“
„Auch ich misstraue ihm inzwischen. Auf keinen Fall werde ich mit ihm nach Ägypten reisen, solange nicht alle Fragen geklärt sind.“ Es tat weh, zu wissen, dass ich von einem Mann, den ich für meinen Freund gehalten hatte, hintergangen worden war. „Ich möchte Philip nicht im Stich lassen. Aber ich fürchte, im Moment sind mir die Hände gebunden.“
„Meine arme Kallista!“ Cécile legte tröstend ihre Hand auf die meine. „Sie müssen sich in Geduld fassen! Außerdem haben wir noch ein zweites Rätsel zu lösen. Tatsächlich frage ich mich, ob nicht irgendeine Verbindung zwischen den beiden Problemen besteht.“
Ich runzelte die Stirn, denn auf den ersten Blick konnte ich eine solche Verbindung nicht entdecken. Was sollten gestohlene oder gefälschte antike griechische Kunstschätze mit Philips Erkrankung und Andrews Lügen zu tun haben?
Die Hunde, die bislang in einer Ecke geschlafen hatten, waren erwacht und liefen zu Cécile hin. Diese gab Caesar ein Stückchen kalten Braten. Doch Brutus wartete vergeblich auf etwas zu fressen. Ich wusste, dass Cécile es als einen Akt verspäteter Gerechtigkeit empfand, Brutus zu benachteiligen. Schließlich hatte dessen berühmter Namensvetter den großen Cäsar ermordet.
„Halten wir doch einmal fest, was wir über diese Kunstdiebstähle wissen“, meinte ich und streckte die Hand nach einem neuen Blatt Papier aus. „Wenn wir herausfinden könnten, von wem Philip die gestohlenen Antiquitäten gekauft hat, wüssten wir vielleicht auch, wer Attewater beauftragt hat, Kopien der Stücke anzufertigen.“
„Wer außer dem Künstler selbst könnte uns darüber Auskunft geben?“
Ich zuckte die Schultern. „Ich werde an Attewater schreiben. Aber ich glaube nicht, dass er uns helfen wird. Er fürchtet, seine Kunden zu verlieren, wenn er auch nur einen einzigen Namen nennt.“
„Ja, Diskretion ist in diesem Geschäft bestimmt ebenso wichtig wie künstlerisches Geschick. Doch wer außer Attewater könnte uns mit Informationen versorgen?“
„Ich glaube, dass Colin als Vermittler zwischen Philip und den Dieben aufgetreten ist“, sagte ich und erläuterte Cécile kurz meine Theorie.
„Möglich wäre es schon“, gab meine Freundin zu. „Aber es fehlt jeglicher Beweis. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie, liebe Kallista, Ihre Sammlung antiker griechischer Kunstwerke vergrößern. Mit etwas Glück können Sie Philips Geschäftspartner zu sich locken.“
„Wenn Colin damit zu tun hat, wird er sich mir nicht zu erkennen geben.“
„Hm … Dann sollte wohl ich selbst als interessierte Käuferin auftreten. Gut! Am besten ich streue das Gerücht, ich sei an einem bestimmten Objekt interessiert. Für welches sollen wir uns entscheiden?“
Als ich ihre leuchtenden Augen sah, war mir klar, dass ich Cécile von ihrem Plan nicht mehr würde abbringen können. Sie liebte diese Art von Abenteuer. „Wie wäre es mit einem Teil des Parthenon-Frieses?“, schlug ich vor. „Jeder weiß, dass Sie reich genug sind, zum sich einen solchen Schatz leisten zu können. Attewater hat mir gegenüber erwähnt, dass schon einmal ein Kunde mit einem ähnlichen Wunsch an ihn herangetreten ist. Aus dem Geschäft ist dann allerdings nichts geworden.“
„Ein Stück des Parthenon-Frieses?“ Cécile klatschte begeistert in die Hände. „Welch eine Idee!“
Während der nächsten Stunde arbeiteten wir unseren Plan in allen Einzelheiten aus.
14. April 1888, Hotel Continental, Paris
Meine Hochzeit rückt näher, was mich erstaunlich nervös macht.
Habe
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