Todesacker
Opfer geben«, sagte er.
»Was?«
»Ein drittes Opfer. Eines, das zeitlich zwischen die beiden anderen fällt vielleicht. Keine Ahnung. Aber ein Opfer, das die Lücken schließen und die Verbindung herstellen würde. Die Opfer, die wir gefunden haben, sind womöglich gar nicht Opfer A und B, sondern A und C. Das Fehlen des tatsächlichen Opfers B könnte der Grund dafür sein, dass anscheinend keine Verbindung zwischen ihnen besteht.«
»Drück dich klarer aus, Ben.«
Cooper stand auf und ging frustriert auf und ab, als kämpfte er damit, eine quälende, aber schwer greifbare Idee, die ihm im Hinterkopf herumschwirrte, in einfachen Worten auszudrücken.
»Ich will damit sagen, dass es eine dritte Person gegeben haben könnte, die mit den anderen beiden in Verbindung stand. Falls es ein Opfer zwischen den beiden anderen gab, könnte sich das Puzzle vielleicht lösen lassen. Im Moment hat es den Anschein, als gäbe es ein schwarzes Loch, ein fehlendes Glied, wo alle Verbindungen unterbrochen wurden.«
»Aber es gibt kein drittes Opfer.«
»Keines, das wir gefunden haben, Diane.«
Fry dachte an den aufgegrabenen Farm-Hof. »Tja, nicht auf Pity Wood. Dort gibt es kein drittes Opfer. Wir hätten es inzwischen gefunden, Ben.«
»Wurde der alte Wohnwagen schon überprüft?«
»Das Suchteam hat einen Blick hineingeworfen. Die Spurensicherung ist bislang noch nicht dazu gekommen, ihn unter die Lupe zu nehmen, aber es liegt sicher keine Leiche drin, falls es das ist, was du denkst. Nicht einmal irgendwelche persönlichen Habseligkeiten, die zu einer Identifizierung führen könnten.«
»Nein, aber vielleicht finden sich darin irgendwelche Beweisspuren«, schlug Cooper vor. »Er wurde höchstwahrscheinlich zur Unterbringung von Gastarbeitern benutzt.«
»Ich werde vorschlagen, der Sache höhere Priorität einzuräumen, okay?«
Doch Cooper ging noch immer unzufrieden auf und ab. »Die Opfer sind nicht zur selben Zeit verschwunden«, sagte er. »Wenn alle drei auf einmal verschwunden wären, hätte es schon damals ein größeres Ermittlungsverfahren gegeben, und wir würden noch immer nach ihnen suchen. Trotzdem muss es eine Verbindung zwischen ihnen geben.«
»Ich wiederhole: Wir haben keine drei Opfer gefunden. Es mag merkwürdig klingen, zu sagen, ›nur‹ zwei, aber...«
»Du hast recht. Wir müssen genauer hinsehen. Den Suchradius vergrößern. Weißt du, ich habe an den Fall von Fred und Rosemary West gedacht. An die Mädchen, die im Haus der Wests günstig wohnen konnten und es nie wieder verlassen haben. Wenn ich mich recht erinnere, wurden damals nicht alle Leichen im Haus gefunden. Es gab noch eine zweite Begräbnisstätte auf irgendeinem Grundstück, das mit den Wests in Verbindung stand.«
»Ich erinnere mich. Also, hast du irgendwelche Vorschläge?«
Cooper setzte sich hin und wirkte plötzlich erschöpft. »Tja, ich werde die Akten noch einmal durchgehen müssen, Diane.«
»Tu das. Falls es tatsächlich eine dritte Tote gibt, wird sie vielleicht die Verbindung zwischen den anderen herstellen.«
»Das ist das nächste Dilemma. Wir müssen erst die Verbindung herstellen, um sie zu finden. Und wir müssen sie finden, um die Verbindung herstellen zu können.«
Ohne es irgendjemandem zu sagen – vor allem nicht Ben Cooper -, nahm sich Fry eine halbe Stunde Zeit, um dem Museum von Edendale einen Besuch abzustatten. Sie musste ihre Dienstmarke vorzeigen, um noch eingelassen zu werden, da es bereits Abend war und das Museum seine Pforten schloss.
»Die Hand des Ruhms, Sergeant?«, fragte der Museumswärter. »Eines unserer beliebtesten Ausstellungsstücke. Die Kinder lieben sie. Die meisten von ihnen haben einen ziemlich makabren Geschmack.«
»Handelt es sich tatsächlich um eine echte menschliche Hand?«
»Sicher, sicher. Ich zeige sie Ihnen.«
Fry folgte dem Wärter zu der Vitrine. Cooper glaubte also, sie habe noch nie etwas von einer Hand des Ruhms gehört? Tja, da täuschte er sich ausnahmsweise einmal. Sie kam aus dem Black Country, und diese Gegend hatte ihre eigene mumifizierte Hand des Ruhms, die bei Renovierungsarbeiten aus dem Kamin eines Pubs namens White Heart in Caldmore Green geborgen worden war.
Das White Heart war im gesamten Black Country bekannt. In den Sechzigerjahren war der A34-Mörder gefasst worden, weil jemand gehört hatte, wie er eines seiner Opfer nach dem Weg nach »Karma Green« gefragt hatte. Bis dahin war die Polizei davon ausgegangen, dass er ein sogenannter
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