Todesacker
derjenige, der es getan hat, Inspector.«
Daraufhin waren ebenso viele Flüche wie Lacher zu hören. Elder starrte zornig auf die Männer, doch er schien zu spüren, dass die flüchtige Solidarität seiner Trinkkumpane bereits zu schwinden begonnen hatte.
»Verpiss dich!«, fauchte er jemanden an, den Cooper nicht sehen konnte.
»Mr Elder, vielleicht könnten wir woanders hingehen, um uns zu unterhalten.«
Elder ließ seine Dartpfeile klappernd auf den Tisch fallen und machte eine große Szene daraus, ganz langsam aufzustehen, seine Jacke zu holen und deren Reißverschluss zuzumachen.
»Wo ist mein Hut?«, fragte er. »Hat einer von euch Mistkerlen meinen Hut geklaut?«
Wieder war Kichern zu hören. Doch Elders Hut lag deutlich sichtbar auf der Bank hinter ihm. Cooper wartete geduldig und war froh, dass Fry so klug war, sich ausnahmsweise einmal im Hintergrund zu halten. Da die Toiletten des Dog Inn nur über mehrere gewundene gemauerte Gänge zu erreichen waren, standen Elders Chancen schlecht, sich durch die Hintertür aus dem Staub zu machen.
»In Ordnung, ich bin so weit.«
Elder blieb in der Türöffnung stehen und schien das Gefühl zu haben, dass er vor den anderen Stammgästen keine so gute Show abzog, wie er es gerne getan hätte. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und ließ einen Schwall Regen von draußen herein.
»Ich gehe jetzt raus«, sagte er. »Und ich könnte eine Weile weg sein.«
Er blickte sich zu seinen Freunden um und versuchte zu lachen, doch das Geräusch erstarb in seiner Kehle, als er bemerkte, dass sich niemand amüsierte. Nicht einmal der Hund.
21
A n diesem Abend fuhr Cooper aus Edendale hinaus, bis er die Straßenlaternen hinter sich gelassen hatte und die Scheinwerferreflexionen, die die Katzenaugen auf dem Asphalt und die Regentropfen über die Motorhaube wandern ließen, die einzigen Lichtquellen waren. Er sah nur wenige Autos auf der Straße und kam an noch weniger Häusern vorbei – nur an vereinzelten Farmen, von denen jede in ihre eigene kleine Lichtkugel gehüllt war.
Der Wettervorhersage auf BBC zufolge bestand dieses Jahr keine Aussicht auf Schnee. Weihnachten würde traditionell grau werden. Nebel war das Äußerste, worauf Edendale hoffen konnte, was jahreszeitlich angemessenes Wetter anging. Er würde sich wie eine Decke über das Tal legen, die Geräusche des Feiertagsverkehrs ersticken und die flackernden Lichter der Rathausdekoration verbergen. Und er würde zweifellos wieder ein paar Touristen auf den Straßen töten.
Einige der älteren Menschen beschrieben das Klima im Peak District als »sechs Monate Schmuddelwetter, gefolgt von sechs Monaten Winter«. Doch diese Zeiten waren vorbei, die Jahre, als Schneeverwehungen die Straßen unpassierbar gemacht hatten und manche Ortschaften wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten gewesen waren. Cooper verspürte ein seltsames Verlustgefühl.
Fry hatte die Vernehmung von Jack Elder selbst übernommen und Cooper erlaubt, seine Verabredung einzuhalten. Er hatte keine Ahnung, was sie dazu veranlasst hatte, da er normalerweise keinen Gefallen von ihr erwartete. Doch einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul, wie seine Mutter gesagt hätte.
Liz Petty wohnte in Bakewell, der Touristenhochburg des Peak District. Heute Abend war ihr nach Abwechslung zumute, deshalb entschieden sie sich dafür, in der Australian Bar in der Nähe des Polizeireviers von Bakewell zu essen. Hier ging das australische Motto über den Namen und die Bumerangs im Fenster hinaus und zog sich durch die gesamte Speisekarte.
Während sie sich ein paar Dips teilten, wurde Liz ihre Sorgen los. Die meisten davon hatte Cooper schon in der West Street gehört. Wie die anderen Mitarbeiter der Spurensicherung beklagte sie sich oft darüber, wie frustrierend es sei, Polizisten sagen zu hören, dass es »keine Forensik« gäbe.
»Manche von denen wissen immer noch nicht, was das Wort bedeutet«, sagte sie.
Die Division hatte endlich einen der beiden Geländewagen mit langem Radstand bekommen, die von der Spurensicherung schon seit Jahren gefordert wurden, nicht aber den zweiten. Und die Regelung der automatischen Anwesenheit an Einbruchstatorten hatte schon zu einigen absurden Situationen geführt, wie zum Beispiel zu der, dass die Spurensicherung Fensterrahmen zur Gewinnung von Fingerabdrücken einstaubte, obwohl noch das Aluminiumpulver von ihrem letzten Besuch im Haus eines Opfers sichtbar war. Es kursierte die Geschichte von einem
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