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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Diane.«
    »Ich will dir nur ans Herz legen«, sagte Fry, »dass du nicht alles, was man dir erzählt, für bare Münze nehmen sollst, wenn du das nächste Mal in dem Pflegeheim bist. Ob es nun von Raymond Sutton oder von irgendjemand anderem stammt.«
    »Alte Damen sind nützliche Informationsquellen«, sagte Cooper. »Alte Damen wissen Sachen, die andere Leute nicht wissen. Sieh dir doch mal die alte Mrs Dain an. Ihre Erinnerungen reichen sehr, sehr weit zurück.«
    »Ben, mir ist vollkommen klar, dass du keinen einzigen Rat befolgst, den ich dir gebe. Aber ich warne dich, wenn du trotzdem noch einmal deinen eigenen Stiefel durchziehst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn ich dir dann klipp und klar sage: ›Ich hab’s dir doch gesagt.‹ Und wenn ich es nächstes Jahr im April in deiner Mitarbeiterbeurteilung vermerke.«
    »Okay, okay, ich habe schon verstanden.«
    Er spürte, wie Fry ihn anstarte, bis er errötete, doch er würde nicht nach ihrem Köder schnappen.
    »Ist dir aufgefallen, wie schnell die Pity Wood Farm nach Derek Suttons Tod zum Verkauf angeboten wurde?«, fragte er. »Raymond muss das Bestattungsunternehmen und den Makler praktisch gleichzeitig angerufen haben.«
    »Vielleicht wollte er sich ablenken«, schlug Fry vor. »Einer der Hauptgründe für Bestattungen ist doch der, dass die Hinterbliebenen etwas zu tun haben. Ich habe mir sagen lassen, dass man Dinge tun muss, die einen Gegenwartsbezug haben, da sonst die Zeit für einen stehen bleiben würde, wenn man einen geliebten Menschen verliert.«
    »Das hat man uns auch gesagt, als Mum gestorben ist. Aber komischerweise hat Raymond das nach Dereks Tod nicht getan. Na ja, zumindest nicht lange. Anscheinend hat er die Farm recht schnell zum Verkauf angeboten, nicht wahr? Das war ganz bestimmt eine ›Vergangenheitshandlung‹, wenn man es so nennen möchte. Es hat alles zum Stillstand gebracht. Das ganze Leben, das er und sein Bruder jahrzehntelang auf Pity Wood geführt hatten – es wurde einfach von polnischen Bauarbeitern zertrümmert und in den Container geworfen.«
    »Ja, es klingt ziemlich endgültig, wenn man es so formuliert. Aber er könnte Gründe dafür gehabt haben.«
    Cooper fiel schließlich wieder ein, was sich noch in der Nähe von Godfrey’s Rough befand, als sie noch eine gute halbe Meile entfernt waren. Er konnte sie bereits sehen, da sie sich trist und gespenstisch am Horizont abzeichnete, eingerahmt von skelettartigen Bäumen. Gemauerte Ruinen, die dem Bergfried einer mittelalterlichen Burg ähnelten. Eine stählerne Hebevorrichtung, die aussah wie ein verrostetes Schafott. Tiefe Schächte, die zweihundertfünfzig Meter tief ins eiskalte Wasser unter dem Kalkstein reichten.
    »Die Magpie-Mine«, sagte er. »Hüte dich vor dem Fluch der Witwen.«

25
    D er Bergbau hatte über Jahrhunderte einen entscheidenden Anteil am Wohlstand des Peak District gehabt. Überall waren Überbleibsel der Bleiminenindustrie zu finden, deren Einfluss auf die Landschaft so stark gewesen war, dass es noch lange dauern würde, bis ihre Spuren verschwanden.
    Die Magpie-Mine war die am besten erhaltene der unzähligen, einst allgegenwärtigen Bleiminen, die die Landschaft mit Höckern und Vertiefungen übersät, mit versteckten Schächten durchbohrt und mit dem Aushub jahrhundertelangen Abbaus überhäuft hatten. Ihre Blütezeit hatte sie im neunzehnten Jahrhundert erlebt, bis sie schließlich in den 1950er-Jahren stillgelegt worden war. Heute galt sie als Kulturerbe und war eine der jüngsten denkmalgeschützten Stätten im Nationalpark.
    »Ich glaube nicht, dass es der Rastplatz war, für den Farnham und Elder sich interessiert haben«, sagte Cooper. »Ich glaube, es war die Mine.«
    »Wie kommst du darauf, Ben?«
    »Ein abgelegenes, leicht zugängliches Gelände, auf dem aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gebaut werden wird, weil die Mine unter Denkmalschutz steht. Und sieh dir mal die Aushubhügel an, Diane. Hügel? Das sind kleine Berge. Darin könnte man alles Mögliche vergraben, ohne dass es irgendjemandem auffallen würde. Die Hälfte der Anlagen, die noch erhalten sind, befinden sich sowieso unter der Erde.«
    Stare fegten im Zickzack über die Straße, bis sie fast den Asphalt berührten, ehe sie sich alle auf einmal in einem gepflügten Feld niederließen, wo sie augenblicklich mit der braunen Erde verschmolzen. Als Cooper seinen Toyota parkte und ausstieg, schleuderte der Wind die Schließe seines Sicherheitsgurts seitlich gegen

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