Todesacker
die unwissenden Arbeiter, die nur taten, was ihnen gesagt wurde. Außerdem waren sie nicht erwischt worden. Noch nicht.
Cooper blickte auf und sah Hitchens im Raum auf und ab gehen. Anstatt sich in sein Büro zurückzuziehen, sorgte sich der Detective Inspector um jedes Mitglied seines Teams, das womöglich Gefahren ausgesetzt gewesen war.
»Die Frauen, die auf der Pity Wood Farm beerdigt wurden, Sir...«, sagte Cooper, »Nadezda Halak und die andere Tote – wie könnten die beiden in das Szenario passen?«
»Wenn ihre Leichname früher gefunden worden wären, Ben, hätten unsere Toxikologen vielleicht bestimmen können, ob die beiden Crystal-Meth-User waren. Aber im Moment können wir das weder annehmen noch ausschließen.«
»Aller Wahrscheinlichkeit nach haben sie dort gearbeitet, meinen Sie nicht? Und haben Methamphetamin hergestellt.«
»Eine Art Sklavenarbeit, ja. Die Banden, die solche Labors betreiben, sind völlig skrupellos.«
»Denken Sie, wir sprechen von denselben Leuten, die Tom Farnham erschossen haben, Sir?«, fragte Cooper.
»Tja, Ben, wenn solche Leute eine Auseinandersetzung haben, ziehen sie nicht vor Gericht. Sie haben ihre eigenen Methoden, um Dinge zu regeln.«
Cooper blätterte auf die letzte Seite des Informationsbulletins, die mit »Verbreitete Nebenwirkungen« betitelt war. Wieder war sein Gehirn kaum in der Lage, alles aufzunehmen. Durchfall, Übelkeit, Appetitverlust, Schlaflosigkeit, Schüttelfrost, Reizbarkeit, Gewichtsverlust, Depressionen. Die Liste war endlos. Warum sollte man riskieren, seinem Körper alle diese Arten von Schäden zuzufügen? Eine Überdosis konnte Gehirnschäden, Halluzinationen, Paranoia, Nierenversagen und sogenannte Formicatio verursachen, beschrieben als das Gefühl, als würden einem unzählige Insekten über die Haut krabbeln.
Doch Coopers Blick richtete sich auf das eigentümlichste aller Symptome chronischer Methamphetamin-Anwendung. Der Bericht erwähnte Mundtrockenheit, übermäßigen Durst, der zum häufigen Genuss von Getränken mit hohem Zuckergehalt führte, Zähneknirschen und die verminderte Produktion säureabbauenden Speichels. All das zusammen verursachte rapiden Zahnverfall, manchmal auch »Meth-Mund« genannt.
So oder so, Methamphetamin hatte Nadezda Halak getötet.
Ohne ihr Handy fühlte sich Fry für etwa anderthalb Stunden verloren. Sie starrte zum Fenster des Flugzeugs hinaus auf die Irische See, die unter ihr lag und grau und sehr nass aussah. Fry hoffte, dass sich Irland selbst als einladender erweisen würde. Holt das Guinness und das Kleeblatt heraus, wir haben Besuch. Oh, ja, genauso würde es sein.
Doch schlimmer als in Rakedale konnte es eigentlich nicht werden. Wenn sie gezwungen gewesen wäre, auch nur einen weiteren Tag an diesem Ort zu verbringen, wäre sie vermutlich verrückt geworden, auch ohne die Auswirkungen der giftigen Chemikalien auf ihren Körper.
Einen Moment lang fragte sich Fry, ob sie die Kriminalpolizei von Derbyshire verklagen konnte, weil sie für ihren Job nicht mit der entsprechenden Schutzkleidung ausgestattet worden war. Ja, wahrscheinlich. Die Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften verlangten nach einer Risikobewertung, die ihres Wissens nicht erfolgt war.
Doch alles, was sie als Beweis anführen konnte, war diese verdammte Erkältung. Und sie würde ohne Zweifel entdecken, dass sie selbst die Verantwortliche war, die die Risikobewertung hätte durchführen sollen.
Rakedale entsprach genau ihrer Vorstellung vom Vorhof der Hölle. Die Bewohner waren nicht ganz menschlich und immun gegen normale Richtlinien zivilisierten Verhaltens.
Fry hatte irgendwann einmal von einer seltenen Erkrankung gehört, die den Tastsinn zerstörte. Wenn man darunter litt, war es einem unmöglich, den Unterschied zwischen Sandpapier und Seide, Leder und Stein oder Wasser und Öl zu erkennen. Man war nicht mehr in der Lage, überhaupt irgendetwas zu fühlen.
Angeblich war der Tastsinn bereits bei Ungeborenen vorhanden. Acht Wochen nach der Empfängnis entstand er zunächst in den Lippen und breitete sich dann im restlichen Körper aus. Wie war es also möglich, ausgerechnet diesen Sinn zu verlieren? Ein Mann, der unter dieser Erkrankung litt, hatte beschrieben, dass er das Bedürfnis habe, den Hund der Familie zu streicheln, ihn jedoch nicht spüren könne, es sei denn, er war draußen in der Sonne gewesen und warm oder im Regen und nass. Abgesehen davon, so hatte er gesagt, spüre er nichts.
Genauso
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