Todesacker
das hier geben.«
»Was ist das?«
»Information. Ich verspreche dir, dass du sie interessant finden wirst.«
»Du solltest sie Diane geben.«
»Die ist unterwegs.«
»Ja, in Dublin«, sagte Cooper. »Aber sie kommt morgen wieder zurück.«
Angie sah ihn einfach nur an und hielt ihm den Umschlag hin. Sie hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer Schwester, als sie mit dem Rücken zum Licht stand und Schatten den Unterschied zwischen ihren Gesichtszügen und denen ihrer Schwester verbargen und ihr Anorak ihre schmalen Schultern und ihre beinahe skelettartig dünnen Arme kaschierte – all die Merkmale, die bei Cooper einen starken Eindruck hinterlassen hatten, als er sie damals kennengelernt hatte.
Er verstand ihr Schweigen als Antwort. »Ich verstehe. Du wirst Diane morgen nicht sehen, oder?«
»Nein.«
Widerwillig nahm Cooper den Umschlag entgegen. »Gehst du wieder weg, Angie?«
Angie verschob die Träger ihres Rucksacks. »In diesem Umschlag findest du Informationen über die momentane Adresse des Crystal-Meth-Labors, das Sheffield versorgt. Es befindet sich in deinem Gebiet. Ich glaube, dass es von Leuten betrieben wird, die die Versorgung übernommen haben, als das Labor in Rakedale dichtgemacht hat.«
Cooper war fassungslos. »Woher weißt du das?«
Doch Angie zuckte nur mit den Schultern. »Ich habe mit Leuten zusammengearbeitet, die solche Informationen haben. Sie haben zugelassen, dass das Labor weiterhin betrieben wird, und ich bin damit nicht einverstanden.«
»Von welchen Leuten sprichst du?«
»Ich bin mir sicher, du erwartest nicht, dass ich dir diese Frage beantworte.«
»Sprichst du von SOCA?«, fragte Cooper. »Serious and Organized Crime? Haben die dich etwa als verdeckte Ermittlerin rekrutiert?«
»Verdeckte Ermittlerin? Ich glaube, man sagt dazu heutzutage Verbindungsperson, Ben.«
»Angie, du kannst doch nicht einfach...«
Doch sie hatte sich bereits umgedreht und ging am Flussufer entlang in die Dunkelheit.
»Gib den Umschlag Diane, wenn du möchtest!«, rief sie. »Sag ihr, das ist mein Abschiedsgeschenk.«
Als Cooper schließlich an der Ecke des Marktplatzes ankam, wo Liz auf ihn wartete, wurde ihm bewusst, dass sie nahe genug gewesen war, um von der Eyre-Street-Brücke zum Fluss sehen zu können.
»Wer war die Frau, mit der ich dich gerade gesehen habe?«, fragte sie ohne Umschweife.
Die ungewohnte Kälte in ihrer Stimme ließ Cooper zusammenzucken. Dies war ein Ton, wie man ihn bei einem Verdächtigen im Vernehmungsraum angeschlagen hätte, wenn man keinen Zweifel darüber aufkommen lassen wollte, dass man ihn für schuldig hielt und damit rechnete, dass er einen anlügen würde. Er fragte sich, wo Liz diesen Tonfall gelernt hatte. Vielleicht lag er allen Frauen im Blut.
»Hast du mir nachspioniert?«, fragte er und wollte sie damit zum Lächeln bringen.
»Du weichst meiner Frage aus.«
Cooper lachte, doch sie reagierte nicht darauf.
»Sieh mal, wenn du es wirklich wissen willst – das war Dianes Schwester.«
»Oh, du meinst...?«
»Angie, ja.«
»Ich hatte sie noch nie gesehen.«
»Tja, Diane bringt sie am Casual Friday normalerweise nicht zur Arbeit mit«, sagte Cooper.
»Okay, okay. Ich merke schon, dass du eine Abwehrhaltung einnimmst.«
»Was?«
Liz entfernte sich von ihm. Von ihrer Unfairness getroffen, wartete Cooper einen Augenblick, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, ehe er ihr folgte.
Garda Lenaghan bestand darauf, diesen Abend zu feiern. Irgendwie kam es dazu, dass sie in einer Bar in Coolock landeten, die bis in die frühen Morgenstunden geöffnet hatte, und zusammen Whiskey tranken. Fry trank normalerweise keinen Alkohol, und gegen Ende des Abends begann der Whiskey eine merkwürdige Wirkung auf sie zu haben.
»Tony, ich muss in meine Pension zurück«, sagte sie schließlich. »Ich muss morgen nämlich wieder nach Hause fliegen.«
Lenaghan Gesicht verschwamm vor Frys Augen, doch sie war sich sicher, dass er lächelte. Er war eigentlich gar nicht so übel, wie sie zunächst gedacht hatte. Zumindest war er im Gegensatz zu den Hinterwäldlern zu Hause in Derbyshire ein Stadtmensch.
»Ich rufe ein Taxi«, sagte er.
In den frühen Morgenstunden saß Cooper noch immer vor dem Fernseher und sah sich einen Spielfilm an, da er zu müde war, um aufzustehen und ins Bett zu gehen, und ihm zu viele Gedanken im Kopf herumschwirrten, als dass er hätte einschlafen können.
Er hatte bereits in den ersten paar Minuten den Faden
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