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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Brüdern waren die Veränderungen in der Landwirtschaft in den letzten beiden Jahrzehnten mit Plagen und Seuchen einhergegangen. BSE, die Maul- und Klauenseuche und dann die Vogelgrippe – jede davon hing wie eine schwarze Wolke am Horizont und konnte jeden Moment einen Sturm auslösen, der die gesamte Branche mitriss.
    Inzwischen war die Bedrohung bereits sehr nahe gekommen. Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Jahr 2001 hatte den Peak District zwar nicht ganz erreicht, doch ein paar Meilen weiter südlich, an der Grenze in der Nähe von Sudbury, gab es Farmen, wo Rinder und Schafe en masse geschlachtet worden waren. Und dann kam H5N1, der Vogelgrippen-Virenstamm, der von Wildvögeln übertragen wurde. Es konnte jeden Tag so weit sein, dass Farmer zum Himmel blickten, eine Schar von Gänsen oder Wildenten sahen und sich fragten, ob sie die Krankheit nach Norden brachten.
    Ja, auf Pity Wood waren neue Geschäftsideen ausprobiert worden, doch einige davon hatten die Suttons nicht verstanden. Sie hatten keine Ahnung gehabt, dass sich die Welt um sie herum so stark verändert hatte und dass illegale Drogenproduktion die einzige Möglichkeit war, wie ihre Farm noch Profit machen konnte. Ironischerweise konnte man das als einen Ansatz betrachten, den die Regierung zu unterstützen versuchte: die Abkehr von der traditionellen Landwirtschaft hin zu neuen und spannenden Methoden zur Ausschöpfung der Kapazitäten ihres Anwesens.
    Die Suttons hatten natürlich einen schweren Fehler begangen, indem sie Tom Farnham mit ins Boot genommen hatten. Vermutlich war er ihnen damals wie ein Erlöser erschienen, der alle möglichen Dinge versprochen hatte, darunter auch eine rosige Zukunft für die Pity Wood Farm, neue Verdienstmöglichkeiten und genug Geld, um die Farm wieder auf die Beine zu stellen.
    Doch Farnham war der Wurm im Körper eines sterbenden Tieres gewesen. Er hatte sich an dem noch warmen Fleisch für seine eigenen kurzfristigen Ziele gelabt. Das Geld war in seine Taschen gewandert, nicht in die der Suttons, um die Zukunft von Pity Wood zu sichern.
    »Die armen Frauen«, sagte Cooper, nachdem er von Fry die ganze Geschichte über Nadezda Halak und ihre Arbeitskolleginnen gehört hatte. »Sie haben die Anweisungen befolgt, die sie bekamen, ohne auch nur die geringste Ahnung von den fürchterlichen Risiken zu haben, die sie dabei eingingen.«
    »Sie wussten ganz bestimmt nicht, mit welchen Chemikalien sie hantierten und wie gefährlich diese sein können«, sagte Fry. »Und warum hätten sie auch Verdacht schöpfen sollen? Schließlich handelte es sich um eine Ansammlung ganz gewöhnlicher Haushaltsartikel, die man an der Ladentheke oder aus dem Supermarktregal kaufen kann. Warum hätten sie auf die Idee kommen sollen, dass diese Substanzen tödlich sein können?«
    »Ich wette, es hat sie sowieso nicht gekümmert. Sie wussten nur, dass sie viel besser bezahlt wurden als bei der Karottenernte.«
    »Du klingst ungewöhnlich zynisch.«
    »Tja, das ist wieder einmal ein Fall von ›Was der Affe sieht, macht der Affe nach‹.«
    »Wovon sprichst du, Ben?«
    »Das ist ein Sprichwort, das sich darauf bezieht, dass man einen Vorgang lernen kann, ohne auch nur im Geringsten zu verstehen, wie oder warum er funktioniert. Du hast mich darauf gebracht, mit deinen Drei Weisen Affen. Wenn etwas zu funktionieren scheint, machen wir es, ohne zu hinterfragen, warum es funktioniert. Das ist auch der Ursprung der meisten abergläubischen Rituale.«
    »Oh, ich glaube, ich verstehe. Die Jones’ von nebenan haben letztes Jahr eine Kuh getötet und hatten eine gute Ernte. Also tun wir dasselbe.«
    »Und ehe man sich’s versieht, ist das Opfer zu einem alljährlichen Ritual geworden. Die Sache ist allerdings die, dass es sich bei den meisten Überzeugungen der Leute nur um Aberglauben handelt. Wir vollziehen zwar selbst bestimmte Rituale, glauben aber nicht wirklich an sie: Wir klopfen auf Holz, drücken die Daumen, werfen Salz über die Schulter...«
    »Sammeln vierblättrige Kleeblätter? Nageln Hufeisen an die Tür?«
    »Genau. Es ist uns wichtig, Wege zu finden, um in unserem Leben Unheil abzuwehren. Wenn man Fehler macht oder die Geister verärgert, können alle möglichen schlimmen Dinge passieren. Das ist es, woran die Leute glauben.«
    Und an Schreiende Schädel, dachte er. Diese konnten Unheil abwehren – vorausgesetzt, man behandelte sie richtig. Cooper erinnerte sich daran, als er die gelbliche Rückseite des Schädels

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