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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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sind da drüben irgendwo alte Abflussrohre«, sagte Dudzik und deutete auf die verfallenen Ruinen eines Kuhstalls. »Wir haben sie nicht gefunden, und wir suchen auch nicht mehr danach. Weiß Gott, in welchem Zustand sie sich befinden. Sie müssen sehr, sehr alt sein.«
    In den Nebengebäuden hatte jemand damit begonnen, den alten Putz von den Wänden zu schlagen. Der Boden war dick mit Staub bedeckt, und das freigelegte Mauerwerk sah verdächtig feucht aus.
    »Wenn es nach mir ginge, würde ich das ganze Ding abreißen«, sagte Dudzik. »Dann könnten wir von vorn anfangen und die Sache ordentlich machen. Aber wir sollen den originalen Charakter erhalten. Den originalen Charakter! Ein Haufen alter Steine und morscher Balken. Was hat das für einen Sinn? Das würde ich wirklich gerne wissen.«
    Fry ließ ihn noch eine Weile weiterreden. Dann fiel ihr eine Frage ein. »Warum, sagten Sie, haben Sie die alten Abflussrohre nicht ausgegraben?«
    Dudzik zuckte mit den Schultern. »Man kann unmöglich wissen, wo sie sich genau befinden. Bei so alten Anwesen gibt es keine Aufzeichnungen mehr, keine anständigen Pläne. Und die Kanalisation verläuft oft in merkwürdigen Winkeln, wenn sie so alt ist. Sie besteht aus Tonrohren – die sind inzwischen unbrauchbar. Völlig unbrauchbar. Außerdem ist in den neuen Plänen für diesen Bereich nichts eingezeichnet. Dort soll nur ein Garten oder eine Koppel hinkommen – welchen Sinn hätte es also, wenn wir die Leitungen ausgraben würden?«
    »Und die Stelle, wo Jamie Ward die Leiche gefunden hat – da sollte gar keine Mauer hin?«
    »Nein, nein. Da sollte keine Mauer hin. Die Aufgabe habe ich Jamie nur gegeben, wissen Sie … damit er uns nicht im Weg umgeht.«
    »Dürfte ich bitte einmal einen Blick auf die Pläne werfen?«
    »Sicher.«
    Dudzik zog einen zusammengerollten Plan aus seiner Gesäßtasche und reichte ihn ihr.
    »Sieht so aus, als sollte dieser Bereich weitgehend unberührt bleiben«, sagte sie. »Auf dem Plan ist hier nur Rasen eingezeichnet.«
    Dudzik zuckte mit den Schultern. »Ich weiß. Aber was für eine Verschwendung. Das wäre der ideale Platz für eine Terrasse. Ein ordentliches Pflaster, wissen Sie. Ein Brunnen vielleicht. Das hätten wir hübsch machen können.«
    »So etwas Ähnliches hat Jamie auch gesagt.«
    »Dieser Junge. Dumm ist er nicht – er ist nur nicht besonders geschickt, wissen Sie.«
    »Er hätte sicher bald gemerkt, dass gar keine Mauer gebaut werden soll, oder?«
    »Gut möglich, Detective.«
    Fry hatte auf seinen Akzent geachtet. Sie wusste, dass er Pole war, aber das merkte man nur am Klang der Vokale. Er konnte sich hervorragend ausdrücken und geriet bei der Verwendung von Zeitformen, die für Nichtmuttersprachler häufig ein Problem darstellten, nicht ins Straucheln.
    »Ihr Englisch ist ausgezeichnet, Mr Dudzik. Wie lange sind Sie denn schon in diesem Land?«
    Der Polier sah sie argwöhnisch an. »Seit acht Jahren, Sergeant. Englisch habe ich schon als Kind in Polen in der Schule gelernt. Als ich hierherkam, habe ich mit allen Leuten, die ich kennenlernte, Englisch gesprochen. Einige meiner Landsleute, die jetzt nach England kommen, sind der Meinung, sie müssten sich nicht die Mühe machen, Englisch zu lernen. Das ist ihnen zu aufwändig. Sie glauben, dass für sie alles ins Polnische übersetzt wird, weil sie so viele sind. Aber ich war einer der Ersten, die hierhergekommen sind, als mein Land noch nicht einmal zur Europäischen Union gehörte. Ich wollte schon immer in England leben, deshalb habe ich Englisch gelernt. Das ist die einzige Möglichkeit, um sich zu integrieren, oder?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    Er sah sie noch immer unsicher an. »Meine Papiere sind in Ordnung.«
    »Daran habe ich keinen Zweifel«, entgegnete Fry. »Aber könnten Sie mir einen großen Gefallen tun? Würden Sie meinem Kollegen Detective Constable Murfin bitte eine Liste Ihrer Männer geben, die hier auf der Farm gearbeitet haben?«
     
    Raymond Sutton stand auf einer Seite des Fensters und beobachtete, wie die Polizisten am Ende der Einfahrt in ihren Wagen stiegen. Leise murmelte er einen Satz vor sich hin.
    » Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Herr, wo? «
    Als das Auto aus dem Blickfeld verschwand, ließ er den Vorhang fallen. Er wandte sich wieder dem Raum zu, sah sich einen Augenblick lang um und vollendete das Zitat.
    » Er aber sprach zu ihnen:Wo der Leichnam ist, da sammeln sich auch die Adler. «
    »Entschuldigung, Raymond? Haben

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