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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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entschwundene Vergangenheit zurückblickte oder ob er einen kurzen Moment der Geschichte einnahm und an der vergessenen Wärme der Küche der Suttons teilhatte, während er einen Blick in die Zukunft warf.
    Er wünschte sich, er hätte festmachen können, weshalb sich einige der Zimmer von den anderen unterschieden, weshalb manche lebendig wirkten und andere leblos. Allerdings war er sich sicher, dass es keine wissenschaftlichen Daten gab, mit denen sich sein Eindruck hätte untermauern lassen. Es handelte sich eher um etwas, das die Wände ausstrahlten, um ein schwaches Schimmern, das die Generationen reflektierte, die hier ein unkompliziertes Dasein geführt und das Leben und den Tod akzeptiert hatten, wenn er kam. Also warum fehlte dieses Gefühl in einigen Teilen der Pity Wood Farm? Warum fehlte das Schimmern in der Küche, warum schienen die Schatten in dem mittleren Zimmer im Obergeschoss dunkler und dauerhafter zu sein?
    Draußen setzte rasch die Dämmerung ein. Kein Wunder, nachdem der kürzeste Tag des Jahres unmittelbar bevorstand. Zu dieser Jahreszeit schlich sich die Dunkelheit beinahe unbemerkt heran, sodass es mit einem Mal stockfinster war. Cooper konnte gerade noch das Wellblechdach des Schuppens und das schwache Funkeln der im Hof geparkten Fahrzeuge ausmachen. Der Berg von Silageballen schien dunkle Schatten über die Farm zu werfen.
    Doch irgendjemand hatte sich nützlich gemacht und Scheinwerfer aufgestellt. Jetzt war ein Teil der Pity Wood Farm in grelles gelbes Licht getaucht, das den matschigen Boden in eine Miniaturausgabe der Somme verwandelte. Schlamm und Gräben und verweste Leichen.
    Das Anthropologenteam war noch immer bei der Arbeit, doch die Spurensicherung hatte Feierabend gemacht, und es waren nur noch ein paar uniformierte Polizisten anwesend, um den Tatort abzusichern. Bald würde auf der Farm wieder die alte Stille einkehren.
    Als die Dunkelheit vollständig hereinbrach, konnte Cooper jenseits des Flutlichts nur noch vereinzelte Lichter abgelegener Farmhäuser in der Ferne erkennen. Hier draußen gab es keine Straßenlaternen, nicht einmal an der Landstraße, die durchs Tal führte. Es war kein Leuchten der Lichter einer Stadt zu sehen, das vom Himmelszelt reflektiert wurde, da es in der Nähe keine Stadt gab. Bald würden Schatten die Welt erobert haben. Oder zumindest das ganze Rakedale-Tal.
     
    Als ob Fry nicht schon genug um die Ohren gehabt hätte, benahm sich jetzt auch noch Ben Cooper merkwürdig. Na ja, noch merkwürdiger als sonst. Sie sah, wie er immer wieder stehen blieb und schnüffelte. Manchmal ging er sogar in die Hocke und roch am Fußboden. Sie trat leise von hinten an ihn heran und stellte fest, dass seine gesamte Aufmerksamkeit auf das gerichtet war, was er gerade tat – was auch immer das sein mochte. Als er wieder stehen blieb, um sich auf den Boden zu kauern, tippte sie ihn auf die Schulter.
    »Hey, was soll das denn? Bist du neuerdings ein Eskimo, der Spuren im Schnee liest?«
    Cooper hätte beinahe das Gleichgewicht verloren und musste sich mit der Handfläche im Schlamm abstützen, um nicht umzukippen.
    »Oh, verdammt … Mach das nicht, Diane.«
    Sie reichte ihm ein sauberes Taschentuch und stellte fest, dass sie ihn so überrumpelt hatte, dass er sie nicht einmal wegen ihrer politisch inkorrekten Wortwahl kritisierte.
    »Was soll diese Schnüffelei?«
    »In diesem Bereich riecht es seltsam«, sagte Cooper. »Zuerst dachte ich, das wäre nur Katzenurin, aber da ist noch irgendwas anderes dabei.«
    »Das ist eine Farm«, entgegnete Fry. »Farmen haben genauso viele Gerüche wie Hunde Flöhe. Ist dir das etwa noch nie aufgefallen?«
    »Kein tierischer Geruch. Das riecht nach Chemie. Nach Ammoniak, aber auch noch nach irgendwas anderem.«
    »Das muss der Geräteschuppen gewesen sein. Vermutlich war hier Diesel und Schmieröl gelagert. Was weiß ich, vielleicht auch Dünger und Herbizide. Beize – alle möglichen Chemikalien. Kein Wunder, dass es stinkt.«
    »Riechst du es überhaupt?«, fragte Cooper.
    »Nein. Allerdings habe ich das Gefühl, dass ich eine Erkältung bekomme.« Fry legte den Kopf in den Nacken und blickte nach oben in den Nieselregen, der während ihrer Unterhaltung eingesetzt hatte. »Und wenn ich noch lange hier draußen herumstehe, hole ich mir noch eine Lungenentzündung.«
     
    Fry schickte Cooper los, damit er sich erkundigte, ob der Detective Inspector noch irgendwelche Aufgaben erledigt haben wollte, bevor er Feierabend machte. Sie

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