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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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herauszufiltern. Die Wissenschaftler würden dabei versuchen, Knochenstücke, persönliche Gegenstände und alle anderen Dinge auszusondern, die an dieser Stelle fallen gelassen worden waren oder nicht dorthin gehörten. Einige der Anthropologiestudenten hatten geflucht, als sie den Zustand des Erdreichs gesehen hatten, das sie durchsieben sollten.
    »Ja, man kann sagen, dass vergrabene Leichen weitgehend vor den Elementen geschützt sind. Wenn das Erdreich säurehaltig ist, verwest ein Leichnam in der Regel schneller. In Gegenden mit gemäßigtem Klima oder strengen Wintern verlangsamt sich der Verwesungsprozess. Wussten Sie, dass übergewichtige Menschen wesentlich schneller skelettieren? Das liegt daran, dass sich von ihrem Fleisch ganze Armeen von Maden ernähren können. Ich kann diese Methode der Gewichtsabnahme zwar nicht empfehlen, aber Maden können binnen vierundzwanzig Stunden zwanzig Kilo überflüssiges Fleisch von einem fettleibigen Leichnam fressen.«
    Die sterblichen Überreste mussten zuerst vollständig freigelegt werden, ehe sie aus dem Grab gehoben werden konnten. Anderenfalls wäre das Risiko, Körperteile an den saugenden Griff des feuchten Lehms zu verlieren, zu groß gewesen. Das Ausgrabungsteam war mit einem Arsenal von kleinen Werkzeugen angerückt: mit Zahnstochern, Bambusstöcken, Pinseln und Spachteln. Fry war klar, dass es sich um eine langwierige, mühsame Aufgabe handelte. Und die Ausgrabungsarbeiten würden auch nach der Bergung der sterblichen Überreste weitergehen. Der Anthropologe hatte angeordnet, dass unter dem Leichnam weitere fünfundzwanzig Zentimeter Erdreich abgetragen werden sollten, falls kleine Knochen oder anderes Beweismaterial zurückgeblieben waren.
    Jedes Stadium des Vorgangs wurde auf Videofilm und Digitalfotos gebannt und mit handschriftlichen Aufzeichnungen festgehalten. Man konnte nicht davon ausgehen, dass Gegenstände, die in der Nähe des Leichnams gefunden wurden und möglicherweise auf seine Identität hindeuteten, dem Opfer gehörten. Bekanntermaßen wurden manchmal absichtlich falsche Dokumente platziert. Es wurde alles unternommen, um die Ermittler auf die falsche Fährte zu locken.
    Als Fry sich vorbeugte, um einen Blick auf die sterblichen Überreste zu erhaschen, gerieten ihre Schuhe am Rand des Lattenrosts ins Rutschen.
    »Einige Teile der Leiche sehen ziemlich grau aus, Doktor.«
    »Verseifung. Davon kann ein vergrabener Leichnam betroffen sein, vor allem dann, wenn er an einer feuchten Stelle liegt oder direkt mit Wasser in Berührung kommt und von der Luft abgeschnitten ist. Das Fettgewebe des Körpers verwandelt sich dann in sogenanntes Leichenwachs. Das ist die graue, wachsartige Substanz, die Sie sehen.«
    Die unnatürlich graue Färbung war das, was Fry an dem Opfer auf der Pity Wood Farm am stärksten in Erinnerung bleiben sollte. Es bestand ein großer Unterschied zwischen einem gewaltsamen und einem natürlichen Tod, zwischen der Ermordung eines Menschen und dem Tod als Teil des Lebens. Mit Letzterem hatte sie sich abgefunden. Ersteren würde sie niemals akzeptieren.
     
    Irgendein unerklärliches Bedürfnis veranlasste Cooper, in das Farmhaus zurückzukehren. Es war, als würde das Haus ihn rufen, als würde es ihn in seine Zimmer locken, damit es ihm seine Geschichte erzählen konnte.
    Diesmal fiel ihm auf, dass die gesamte Küche eine eigenartig gelbliche Färbung hatte. Die Tapete über dem Tisch mochte einst zitronengelb gewesen sein, und die Geschirrschränke bestanden aus jenem goldfarbenen Kiefernholz, das niemals vollständig nachdunkelte. Doch auch an der Decke und an den Wänden war eine gewisse Patina zu erkennen, vor allem in der Nähe der Sessel. Cooper nahm an, dass die Brüder Sutton starke Raucher gewesen waren. Er stellte sich vor, wie sie abends in den beiden Sesseln links und rechts vom Kamin gesessen, vor sich hin gequalmt und dabei kaum oder gar nicht miteinander geredet hatten. Vermutlich hatte jeder von ihnen in seinen eigenen Gedanken geschwelgt und diese Gedanken für sich behalten.
    Als Cooper der Küche den Rücken kehrte, um noch einmal einen Blick ins Wohnzimmer zu werfen, hatte er das Gefühl, die Orientierung zu verlieren. Mit dem schwarzen Herd und dem tropfenden Wasserhahn hinter sich und dem Geruch von Farbe und frischem Zement vor sich, kam es ihm vor, als stünde er an der Schwelle zwischen zwei Welten. Einen Augenblick lang war er sich nicht sicher, ob er sich in der Gegenwart befand und in die

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