Todesacker
und brachten kaum den Enthusiasmus auf, um zurückzuwinken. Das machte Rakedale aus den Menschen.
Einen Teil der Außendekoration des Pubs hatte der Wind fortgeweht, und die Blumenampeln hatten zweifellos schon bessere Tage gesehen. Dort, wo die Abflussrohre der Regenrinne an der Wand befestigt waren, bröckelte der Putz ab. Auch hier war der Windfang nachträglich angebaut worden. Cooper fragte sich, ob die Menschen in dieser Gegend im Lauf der Zeit ihre Zähigkeit verloren hatten und nicht mehr in der Lage waren, den Stürmen aus den Pennines ohne die kleinen gemauerten Anbauten zu trotzen, die das Wetter abhalten sollten. Er glaubte nicht, dass das Wetter im Lauf der Jahrhunderte schlechter geworden war, aber vielleicht ließen diese Häuser immer mehr Wind hinein, je älter sie wurden und je stärker ihre Mauersteine porös wurden und auseinanderklafften.
Ja, das Dog Inn wirkte wenig einladend, auch für eine nicht touristische Ortschaft, wie Rakedale es war. Unter der Woche hatte es mittags natürlich geschlossen, und es schien sich nicht sicher zu sein, ob es zu irgendwelchen anderen Zeiten geöffnet haben wollte. Gäste zu empfangen war offenbar ein zu großer Aufwand – sogar für die Eingangstür, die widerwillig an der erhöhten Kante einer Steinplatte schabte, als Cooper versuchte, sie aufzudrücken.
Über seinem Kopf glitzerten Lamettafäden, als er durch die Tür in den Schankraum trat und mit der Art von Stille rechnete, die sich in Westernfilmen immer über den Saloon legte, wenn ein Fremder diesen betrat. Fry musste hier drin so etwas wie eine Frau mit zwei Köpfen gewesen sein. Er hätte wetten können, dass jeder sie angestarrt hatte, aber niemand gewillt gewesen war, ihr in die Augen zu sehen. Es gab einige Situationen, in denen ihre Methoden nicht unbedingt funktionierten.
Die Männer im Pub schwiegen, als Cooper eintrat. Er begrüßte den Hirtenhund, der ihn als Einziger wahrzunehmen schien, und ging zur Theke. Wenigstens gab es ein hübsches Feuer im offenen Kamin, das sich als nützlich erwies, während er die übliche Wartezeit einhielt. Zu seinen Füßen befand sich eine gemauerte Stufe zur Theke sowie eine Wasserschüssel für die Hunde von Gästen.
Cooper sah sich in Pubs immer die Bierzapfanlage an, die einem viel über die Gäste verriet. Real Ale oder Bier vom Fass, Guinness oder Lager? Hier gab es Black Sheep, Ruddles und gewürztes Ale von Thornbridge, einer der Brauereien in Derbyshire. Außerdem gab es M & B Mild, ein Getränk, das in den schicken Bars in der Stadt völlig aus der Mode gekommen war.
»Cooper, sagten Sie?«, fragte Ned Dain.
»Ja, Detective Constable Cooper aus Edendale.«
»Und Sie arbeiten mit dieser Sergeant zusammen, die vor kurzem hier war?«
»Ja.«
»War Ihr Vater Polizist?«
»Ja, das war er.«
»Okay, jetzt verstehe ich.«
Dain lachte, als er an der Theke entlangging, um einen Gast zu bedienen. Er hatte ein etwas beunruhigendes Lachen, das dem tiefen, feuchten Gurgeln seiner Bierzapfanlage ähnelte.
»Oh, und richten Sie dieser Sergeant von mir aus, dass es keinen Billy gibt!«, rief Dain. In der Ecke lachte ein bärtiger Mann.
Cooper öffnete verdutzt den Mund, um eine weitere Frage zu stellen, doch der Wirt kam ihm zuvor.
»Sie sollten sich mal mit der alten Dame unterhalten«, sagte Dain. »Mit meiner Mutter. Sie erinnert sich bestimmt an das, was Sie fragen möchten.«
»Woher wissen Sie denn, was ich fragen möchte?«, sagte Cooper.
»Sprechen Sie mit der alten Dame«, wiederholte Dain. »Sie finden sie da drin. Und schließen Sie die Tür hinter sich.«
Die alte Dame schien ihr eigenes Wohnzimmer zu haben, das an die Küche angrenzte. Von dort aus konnte sie das Geschehen durch die offene Tür überwachen, ohne den Blick zu lange vom Fernseher abwenden zu müssen. Cooper betrat ihre Höhle respektvoll, da er sich bewusst war, dass er kritisch gemustert wurde. Der erste Eindruck, den er machte, war möglicherweise ausschlaggebend und stellte das Kriterium dar, nach dem Mrs Dain entschied, ob sie offen zu ihm war oder den Mund fest geschlossen hielt, wie es so viele Bewohner von Rakedale taten.
Als er sich vorstellte und ihr sagte, worüber er mit ihr sprechen wolle, sah er, wie sie den Kopf nach vorn neigte und seinen Worten genau lauschte. Er vermutete, dass sie nicht nur zuhörte, was er sagte, sondern auch auf seinen Dialekt lauschte, um beurteilen zu können, ob er ein Einheimischer war, und um anhand seines Auftretens zu
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