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Todesacker

Todesacker

Titel: Todesacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth Thomas Bauer
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Jahrhundert, als die Verbindung von Buxton nach Stockport gebaut wurde. Es gab damals einen Enteignungsbeschluss für ein Stück Land, das zur Tunstead Farm gehörte. Die Eisenbahngesellschaft wollte dort eine Brücke und eine Trasse bauen, aber die Konstruktion stürzte ein, und dabei wurden Menschen und Tiere verletzt. Die Ingenieure behaupteten, der Boden sei instabil, doch die Einheimischen machten Dickie dafür verantwortlich. Letztendlich entschied sich die Eisenbahngesellschaft für eine andere Gleisführung, und die neue Brücke wurde nach ihm benannt. Sie ist noch immer da, Diane. Die Brücke ist echt und der Schädel ebenfalls.«
    »Also gut. Und auf der Pity Wood Farm gab es auch einen solchen Schädel?«
    »Mr Goodwin zufolge, ja. Er bekam ihn bei der Besichtigung des Anwesens gezeigt. Aber er gehört zu den wenigen Dingen, die verschwunden waren, nachdem der Verkauf abgewickelt war.«
    »Ein abgetrennter Kopf im Farmhaus?«
    »Ja, Diane.«
    »Und dieser arme leichtgläubige Anwalt aus Manchester bekam irgendeine gespenstische Legende dazu aufgetischt, damit er den Mund hält?«
    »Tja, einen Schädel gab es auf jeden Fall«, erwiderte Cooper.
    »Und weiß Mr Goodwin, was aus dem Schädel geworden ist?«, fragte Fry. »Hat Raymond Sutton ihn?«
    »In seinem Schrank im Pflegeheim? Wohl kaum, Diane.«
    »Wo dann?«
    »Mr Goodwin sagt, dass ihn der Mann mitgenommen hätte, der sich als Farm-Manager ausgegeben hat.«
    »Tom Farnham?«
    »Genau der.«
    »Dann gehen wir.«
    »Gut. Oh, Diane – sollst du dich nicht um die Vermisstenanzeigen kümmern?«, fragte Cooper.
    »Ich pfeife auf die Vermissten. Die können von mir aus vermisst bleiben.«
     
     
    Cooper hatte vergessen, dass es in diesem Teil des Peak District Gegenden gab, in denen viele Farmen bereits vor dem Preisverfall und sogar vor der Maul- und Klauenseuche ums Überleben hatten kämpfen müssen. Das war deutlich zu erkennen, wenn man durch diese Gegenden fuhr. Viele der Bruchsteinmauern waren schlecht instand gehalten, auf den Höfen etlicher Farmen türmten sich Schrotthaufen mit alten Maschinen auf, und die gesamte Landschaft machte einen verwahrlosten Eindruck. Die Maul- und Klauenseuche hatte gezeigt, wie stark der Tourismus und die Landwirtschaft in dieser Region voneinander abhingen. Ein ländlicher Lebensstil, der in den meisten Teilen Englands längst ausgestorben war, hatte hier bis vor kurzem überlebt.
    Cooper erinnerte sich daran, wie sein Vater ihm erzählt hatte, dass es auf einigen Farmen hier draußen bis vor ungefähr zwanzig Jahren keinen Strom und kein fließendes Wasser gegeben hatte. Die 1980er-Jahre, das Jahrzehnt des Wohlstands.
    Er hätte wetten können, dass ein Großteil der Bevölkerung des Landes es nicht für möglich gehalten hätte, wie die Menschen hier in den Ausläufern der Pennines lebten. »Wir leben doch nicht in einem Dritte-Welt-Land«, hätten sie gesagt. »Schließlich gibt es in ein paar Meilen Entfernung Städte, in Gottes Namen. Hinter diesem Hügel kann man Manchester sehen. Hightech-Industrie und Schickeria, ein riesiger Flughafen, von dem Linienmaschinen in alle Welt starten. Wie kann da jemand ohne Strom leben?«
    Doch den örtlichen Gemeinden waren die Veränderungen, die um sie herum stattfanden, durchaus bewusst. Deutlicher bewusst als den meisten anderen, vermutete er.
    Feen und Elfen, Bannsprüche und Zauberformeln waren ein wesentlicher Bestandteil des Lebens der Menschen auf dem Land, die die Ursachen und Folgen von Dürren und Überschwemmungen, Ernteausfällen oder Erkrankungen des Viehs nicht verstanden. Im Mittelalter waren Hexen für Unheil verantwortlich gemacht worden, die Kelten hatten den Schädel verehrt.
    In seine eigenen Gedanken versunken, wurde sich Cooper der Stille im Wagen erst bewusst, als sie bereits die Hälfte des Weges nach Rakedale zurückgelegt hatten.
    »Was ist denn los, Diane?«
    »Nichts«, erwiderte sie.
    Er hasste es, wenn sie »nichts« sagte. Ihr Tonfall bedeutete alles andere als »nichts«. Sie gab ihm damit zu verstehen, dass er sehr wohl hätte wissen sollen, was los war, ohne sie danach fragen zu müssen.
    »Komm schon, was ist los?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt. Nichts.«
    Tja, zumindest bedeutete das, dass es nicht seine Schuld war. Sie hatte noch nie Hemmungen gehabt, ihm zu sagen, wenn er irgendetwas falsch gemacht hatte. Ganz im Gegenteil. Also hatte jemand anderer sie verärgert.
    »Diese Geschichte mit den Schädeln... Ist es das, was Mrs Dain

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